Starke Primzahl

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Eine starke Primzahl (vom englischen strong prime) ist eine ganze Zahl p mit gewissen Eigenschaften, die allerdings je nach Betrachtungsweise in der Kryptographie bzw. in der Zahlentheorie unterschiedlich sind.

Definition in der Zahlentheorie

In der Zahlentheorie ist eine starke Primzahl im zahlentheoretischen Sinn eine ganze Zahl pn, welche größer ist als das arithmetische Mittel ihrer nächstkleineren Primzahl pn1 und ihrer nächstgrößeren Primzahl pn+1. Mit anderen Worten: pn>pn1+pn+12.

Beispiele

  • Die Primzahl p7=17 ist die siebente Primzahl. Die nächstkleinere, die sechste Primzahl, ist p6=13, die nächstgrößere, die achte Primzahl, ist p8=19. Das arithmetische Mittel von p6 und p8 ist p6+p82=13+192=322=16. Es ist offensichtlich p7=17>16, somit ist 17 eine starke Primzahl.
  • Die kleinsten starken Primzahlen im zahlentheoretischen Sinn sind die folgenden:
11, 17, 29, 37, 41, 59, 67, 71, 79, 97, 101, 107, 127, 137, 149, 163, 179, 191, 197, 223, 227, 239, 251, 269, 277, 281, 307, 311, 331, 347, 367, 379, 397, 419, 431, 439, 457, 461, 479, 487, 499, 521, 541, 557, 569, 587, 599, … (Vorlage:OEIS)

Eigenschaften

  • Eine starke Primzahl im zahlentheoretischen Sinn liegt näher an der nächsthöheren Primzahl als an der nächstkleineren Primzahl.
Beweis:
Diese Eigenschaft resultiert aus der Definition, dass eine starke Primzahl größer sein muss als das arithmetische Mittel ihrer primen Nachbarn.
Beweis:
Es gibt keine Primzahldrillinge der Form (p2,p,p+2), weil die Zahl 3 mindestens einen dieser drei Zahlen teilen muss. Wenn p und p+2 Primzahlen sind, muss 3 die Zahl p2 teilen. Somit ist p2 nicht prim. Somit ist die nächstkleinere Primzahl von p nicht p2, sondern maximal p4. Für das arithmetische Mittel der Primnachbarn von p gilt also pn1+pn+12p4+p+22=2p22=p1<p, womit die Definition für starke Primzahlen erfüllt ist.
  • Die einzigen Primzahlzwillinge (p,p+2), bei denen p keine starke Primzahl ist, sind die Paare (3,5) und (5,7) (resultiert aus oberer Eigenschaft).

Definition in der Kryptographie

In der Kryptographie ist eine starke Primzahl im kryptographischen Sinn eine ganze Zahl p, wenn sie folgende Eigenschaften erfüllt:[1]

Mit anderen Worten soll eine starke Primzahl im kryptographischen Sinn folgende Bedingungen erfüllen:

  • p ist ausreichend groß, damit man sie in der Kryptographie verwenden kann. Kryptoanalysten sollten wegen der „Größe“ von p nicht in der Lage sein, sie zu faktorisieren (sie also in ihre Primteiler zu zerlegen).
  • p1 hat „große“ Primfaktoren.
Das heißt, p1=a1q1 mit a1 und einer großen Primzahl q1.
  • q11 hat „große“ Primfaktoren.
Das heißt, q11=a2q2 mit a2 und einer großen Primzahl q2.
  • p+1 hat „große“ Primfaktoren.
Das heißt, p+1=a3q3 mit a3 und einer großen Primzahl q3.

Anwendung in der Kryptographie

Bei der Schlüsselerzeugung in RSA-Kryptosystemen sollte der Modul n als Produkt von zwei starken Primzahlen p und q verwendet werden (siehe Erzeugung des öffentlichen und privaten Schlüssels). Diese Methode macht die Faktorisierung der so erhaltenen zusammengesetzten Zahl n=pq zum Beispiel mit der Pollard-p-1-Methode undurchführbar.[1][2]

Beispiel für eine starke Primzahl im zahlentheoretischen und kryptographischen Sinn

Es gibt starke Primzahlen, die beide Definitionen, also die im zahlentheoretischen Sinn und die im kryptographischen Sinn erfüllen. Die folgende Zahl erfüllt beide Definitionen:[1]

pn=439351292910452432574786963588089477522344331

Die nächstkleinere Primzahl ist

pn1=pn132=439351292910452432574786963588089477522344199

Die nächstgrößere Primzahl ist

pn+1=pn+8=439351292910452432574786963588089477522344339

Somit gilt für das arithmetische Mittel

pn>pn1+pn+12=439351292910452432574786963588089477522344269

Die Zahl pn ist um 62 größer als das arithmetische Mittel ihrer primen Nachbarn pn1 und pn+1, somit erfüllt sie die zahlentheoretische Definition von starken Primzahlen.

Die Primfaktorisierung der Zahl pn1 lautet:

pn1=439351292910452432574786963588089477522344330=252813463258318596795829771747822896920092227343=a1q1

Es ist wie verlangt p1=a1q1 mit a1 und ausreichend großem q1=1747822896920092227343

Die Primfaktorisierung der Zahl q11 lautet:

q11=1747822896920092227342=231731683837087591611009=a2q2

Es ist wie verlangt q11=a2q2 mit a2 und ausreichend großem q2=1683837087591611009

Die Primfaktorisierung der Zahl pn+1 lautet:

pn+1=439351292910452432574786963588089477522344332=223276913524635207073944711864608136454559457049=a3q3

Es ist wie verlangt p+1=a3q3 mit a3 und ausreichend großem q3=864608136454559457049

Somit erfüllt die Zahl pn auch die kryptographische Definition von starken Primzahlen.

Wohlgemerkt: diese in beiden Definitionen starke Primzahl pn erfüllt die kryptographische Definition, wenn man Faktorisierungsalgorithmen erlaubt, die durchaus fortschrittlicher sein dürfen als die Probedivision, solange man mit der Hand rechnet. Moderne Computeralgebrasysteme faktorisieren obige Zahlen in Sekundenbruchteilen. Eine momentan starke Primzahl im kryptographischen Sinn muss viel größer sein als obige Zahl pn.

Bezeichnungen

Vergleicht man eine Primzahl pn mit dem arithmetischen Mittel pn1+pn+12 ihrer Primnachbarn pn1 und pn+1, so erhält man folgende Typen:

  • Ist pn>pn1+pn+12, so nennt man pn starke Primzahl.
Sie liegt näher an der nächsten Primzahl pn+1 als an der vorherigen Primzahl pn1.
Sie liegt exakt zwischen der nächsten Primzahl pn+1 und der vorherigen Primzahl pn1.
  • Ist pn<pn1+pn+12, so nennt man pn schwache Primzahl (vom englischen weak prime, nicht zu verwechseln mit dem namensgleichen Begriff „schwache Primzahl“ (vom englischen weakly prime number)).
Sie liegt näher an der vorherigen Primzahl pn1 als an der nächsten Primzahl pn+1.

Siehe auch

Einzelnachweise

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