Spitze (hyperbolische Geometrie)

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Spitzen (engl.: cusps) in der hyperbolischen Geometrie sind in der für die Zahlentheorie wichtigen Theorie der Modulformen und allgemein in der Theorie Fuchsscher und Kleinscher Gruppen von Bedeutung.

Definition

Es sei ΓIsom(Hn) eine diskrete Gruppe von Isometrien des hyperbolischen Raumes Hn.

Ein Punkt im Unendlichen cHn ist eine Spitze von Γ, wenn es eine parabolische Isometrie γΓ mit Fixpunkt c gibt.[1]

Beispiel

Pflasterung von H2 durch Fundamentalbereiche der PSL(2,)-Wirkung. Die Eckpunkte im Unendlichen sind die Spitzen {} von PSL(2,Z).

Sei Γ=PSL(2,) die auf der hyperbolischen Ebene H2 wirkende Modulgruppe. Nach der Identifikation

H2=P1={}

entsprechen die Spitzen von PSL(2,) genau den rationalen Punkten

{}.

Zum Beispiel ist der Fixpunkt der parabolischen Isometrie (1101) und ac ist ein Fixpunkt der parabolischen Isometrie (1aca2c21+ac).

Alle Spitzen von PSL(2,) liegen im PSL(2,)-Orbit von .

Eine Kongruenzuntergruppe Γ(N):=ker(PSL(2,)PSL(2,/N))PSL(2,) hat dieselben Spitzen wie PSL(2,), also ebenfalls {}. Es gibt in diesem Fall aber mehrere ΓN-Orbiten von Spitzen.

Rang einer Spitze

Der Stabilisator Γc einer Spitze c ist eine freie abelsche Gruppe parabolischer Isometrien. Der Rang rk(c) der Spitze c ist definiert als der Rang der freien abelschen Gruppe Γc.

Für jede Spitze cHn gilt die Ungleichung

1rk(c)n1.

Kompaktifizierungen durch Spitzen

Falls alle Spitzen von Γ den Rang n1 haben, kann die nichtkompakte Mannigfaltigkeit ΓHn durch Hinzunahme je einer Spitze aus jedem Γ-Orbit kompaktifiziert werden.

Jede Spitze c hat dann in der Kompaktifizierung eine Familie von Umgebungen, die (nach Herausnehmen der Spitze) homöomorph zu Quotienten ΓcHc von Horobällen Hc mit Zentrum c sind. Diese Umgebungen sind Spitzen im Sinne der Differentialgeometrie.

Beispiel: PSL(2,)H2 ist vermittels der j-Invariante homöomorph zur komplexen Ebene , durch Hinzunahme der Spitze PSL(2,). erhält man die Kompaktifizierung P1={}. (Dies ist ein Spezialfall der Satake-Kompaktifizierung.) Ähnlich können die Quotienten Γ(N)H2 durch Hinzunahme endlich vieler Spitzen kompaktifiziert werden.[2] Diese Konstruktion ist beim Verständnis von Spitzenformen von Bedeutung.

Verallgemeinerungen

Spitzen können allgemeiner auch für gewisse lokal symmetrische Räume definiert werden, sie sind damit zusammenhängend in der für die Zahlentheorie wichtigen und die Theorie der Modulformen verallgemeinernden Theorie der automorphen Formen von Bedeutung.

Literatur

  • Boris Apanasov: Discrete groups in space and uniformization problems. Translated and revised from the 1983 Russian original. Mathematics and its Applications (Soviet Series), 40. Kluwer Academic Publishers Group, Dordrecht 1991, ISBN 0-7923-0216-8.

Einzelnachweise

  1. Aus der Diskretheit von Γ folgt dann, dass alle c festlassenden γΓ{1} parabolische Isometrien sein müssen. Eine Untergruppe von Isom(Hn), die eine parabolische und eine hyperbolische Isometrie mit demselben Fixpunkt im Unendlichen enthält, kann nie diskret sein.
  2. Kapitel 1.2 in: Armand Borel, Lizhen Ji: Compactifications of symmetric and locally symmetric spaces. Mathematics: Theory & Applications. Birkhäuser, Boston, MA 2006, ISBN 0-8176-3247-6.

Siehe auch