Rhomboeder

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Ein Rhomboeder ist ein Polyeder, das von sechs Rauten begrenzt ist. Es ist ein Parallelepiped mit gleich langen Kanten und drei gleichen Innenwinkeln an zwei gegenüber liegenden Ecken.

Formeln

Größen eines Rhomboeders mit der Kantenlänge a und dem Innenwinkel θ
Volumen V=a3(1cos(θ))1+2cos(θ)
Oberflächeninhalt A=6a2sin(θ)
Inkugelradius ri=h2=a1cos(θ)2sin(θ)1+2cos(θ)
Höhe h=a1cos(θ)sin(θ)1+2cos(θ)
Raumdiagonalen[1] d1=a3+6cos(θ)
d2=a32cos(θ)
Flächendiagonalen e=2acos(θ2)
f=2asin(θ2)
Verhältnis von Inkugelvolumen zu Volumen VIKV=π(13cos2(θ)+2cos3(θ))6sin3(θ)
Winkel zwischen

benachbarten Flächen

β1=180β2=Ω1+Ω22=arccos(111+cos(θ))
β2=180β1=Ω2=arccos(11+cos(θ)1)
Raumwinkel in den Ecken Ω1=4arctan(tan(3θ4)tan3(θ4))
Ω2=4arctan(cot(3θ4)tan(θ4))

Volumen

Das Volumen des Rhomboeders kann mithilfe der Formel für das Volumen des Parallelepipeds berechnet werden (siehe Parallelepiped - Volumen). Für das Rhomboeder sind alle Kanten gleich lang und die 3 Innenwinkel zwischen den Kanten gleich, also gilt a=b=c und α=β=γ=θ. Daraus ergibt sich das Volumen

V=abc1+2cos(α)cos(β)cos(γ)cos2(α)cos2(β)cos2(γ)=a313cos2(θ)+2cos3(θ)=a3(1cos(θ))2(1+2cos(θ))=a3(1cos(θ))1+2cos(θ)

Flächenwinkel

Für zwei gegenüber liegenden Ecken des Rhomboeders sind die 3 anliegenden Innenwinkel der rautenförmigen Seitenflächen gleich. Eine solche Ecke bildet zusammen mit den 3 benachbarten Ecken ein Tetraeder. Betrachtet man die Umkugel dieses Tetraeders, dann gilt nach dem Kosinussatz für Kugeldreiecke die Gleichung

cos(θ)=cos(θ)cos(θ)+sin(θ)sin(θ)cos(β1)

Dabei sind θ die Innenwinkel und β1 die Flächenwinkel zwischen diesen Seitenflächen.

Daraus folgt

β1=arccos(cos(θ)cos2(θ)sin2(θ))=arccos(cos(θ)(1cos(θ))1cos2(θ))=arccos(111+cos(θ))

Für die sechs anderen Ecken des Rhomboeders sind die anliegenden Innenwinkel gleich θ, 180θ und 180θ. Betrachtet man die Umkugel des entsprechenden Tetraeders, dann gilt nach dem Kosinussatz für Kugeldreiecke die Gleichung

cos(180θ)=cos(θ)cos(180θ)+sin(θ)sin(180θ)cos(β2)

Dabei sind β2 die Flächenwinkel zwischen den Seitenflächen mit den Innenwinkeln θ und 180θ.

Daraus folgt

β2=arccos(cos(θ)cos(θ)cos(180θ)sin(θ)sin(180θ))=arccos(cos(θ)(cos(θ)1)1cos2(θ))=arccos(11+cos(θ)1)

Wegen cos(β1)=cos(β2) gilt β1+β2=180.[2][3]

Raumwinkel

Der Raumwinkel in der Ecke eines Polyeders kann mit dem Satz von L'Huilier berechnet werden.[4]

Für die zwei gegenüber liegenden Ecken des Rhomboeders mit den 3 gleichen Innenwinkeln θ ergibt sich der Raumwinkel

Ω1=4arctan(tan(θs2)tan(θsθ2)tan(θsθ2)tan(θsθ2))=4arctan(tan(3θ4)tan3(θ4))

weil in diesem Fall θs=θ+θ+θ2=3θ2 ist.

Für die sechs anderen Ecken mit den anliegenden Innenwinkeln θ, 180θ und 180θ ergibt sich der Raumwinkel

Ω2=4arctan(tan(θs2)tan(θsθ2)tan(θs(180θ)2)tan(θs(180θ)2))=4arctan(tan(90θ4)tan(903θ4)tan2(θ4))=4arctan(cot(3θ4)tan(θ4))

wobei in diesem Fall θs=θ+(180θ)+(180θ)2=180θ2 ist.

Raumfüllung mit Rhomboedern

Der dreidimensionale euklidische Raum kann lückenlos mit kongruenten Rhomboedern ausgefüllt werden. Solche dreidimensionalen Parkettierungen werden Raumfüllung genannt.

Diese Raumfüllung aus Rhomboedern bildet ein Gitter. Es entspricht dem trigonalen Kristallsystem in der Kristallographie.

Dieses Gitter enthält parallele Ebenen. Deshalb ergeben die Flächenwinkel β1 und β2 zusammen 180°. Die im Gitter benachbarten Raumwinkel Ω1 und Ω2 entsprechen zusammen dem Flächenwinkel β1. Der volle Flächenwinkel beträgt 2π und der volle Raumwinkel beträgt 4π sr. Daher gilt β1=Ω1+Ω22.

Außerdem sind im Gitter 2 gleiche Raumwinkel Ω2 benachbart und entsprechen zusammen dem Flächenwinkel β2. Daher gilt β2=Ω2.

Anwendungen

Längliche und abgeflachte Rhomboeder
Melencolia I, Kupferstich (1514)

Kunst und Natur

Kristallographie

Das Rhomboeder findet sich in der Natur als Kristallform und auf atomarer Ebene in Kristallstrukturen wieder. Es ist die allgemeine Flächenform der rhomboedrischen Kristallklasse (Vorlage:Overline), eine Grenzform der trigonal-trapezoedrischen (32) und eine spezielle Form der ditrigonal-skalenoedrischen Kristallklasse (Vorlage:Overlinem). Außerdem ist es die Grundform des rhomboedrischen Bravais-Gitters. Das Rhomboeder als Kristallform gibt es nur im trigonalen Kristallsystem.

Zum Beispiel kristallisieren die Mineralien Amethyst, Hämatit, Calcit und Dolomit im trigonalen Kristallsystem.

Das Farben-Rhomboeder

Das Farben-Rhomboeder erfüllt nach Harald Küppers die geometrische Lösung für seine Farbenlehre. Jeder Punkt innerhalb des geometrischen Körpers entspricht einer Farbvalenz. Das heißt, jeder dieser Farbpunkte ist durch seine drei Vektoren-Potentiale definiert.[9] Durch Stauchung und Verzerrung lässt sich das Farben-Rhomboeder in einen RGB- oder einen CYM-Farbraum umwandeln, naturgemäß mit anderen Verhältnissen zwischen den Farbwerten.

Ein Rhomboeder, bei dem die kurze Diagonale der Außenflächen so lang wie die Kante des Rhomboeders ist, stellt ein symmetrisches Parallelepiped dar. Es stehen jeweils zwei Außenflächen einander parallel gegenüber. Jede rautenförmige Außenfläche besteht aus zwei gleichseitigen Dreiecken. Zerschneidet man ein Rhomboeder entlang der kurzen Diagonalen der Außenflächen, ergeben sich drei Teile: zwei Tetraeder und ein Oktaeder. Diese drei geometrischen Körper sind wiederum völlig symmetrisch. Sämtliche Außenflächen dieser drei neuen geometrischen Körper sind gleichseitige Dreiecke.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Stack Exchange: Formula for length of the diagonal of a parallelepiped
  2. Stack Exchange: Dihedral angles between tetrahedron faces from triangles' angles at the tip
  3. Vorlage:Cite journal
  4. Wolfram MathWorld: Spherical Excess
  5. aus Augsburg Naturmuseum, gefunden Goslerwand, Osttirol
  6. Museo civico di storia naturale a Milano, Fundort Kasachstan
  7. Fundort China: rhombeoedrischer gelber transparenter Kristall: Calcite jaune
  8. Illustration aus Encyclopædia Britannica (1911), article CALCITE.
  9. Vorlage:Webarchiv
  10. W: weiß, S: schwarz, N: Neutralgrau, B→M→R→Y→G→C: sechs Buntfarben (blau, magenta, rot, gelb, grün, cyan)