Rekurrenter Punkt

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Die Begriffe der rekurrenten Punkte und rekurrenten Orbits werden in der mathematischen Theorie der (maßerhaltenden oder sogar stetigen) dynamischen Systeme verwendet. Anschaulich bedeutet die Rekurrenz eines Punktes unter einem Fluss (oder allgemeiner einer Gruppenwirkung), dass dieser Punkt unendlich oft in die Nähe seiner Ausgangsposition zurückkehrt.

Definition

Wir geben zunächst die Definition für diskrete dynamische Systeme, anschließend die sehr ähnlichen Definitionen für kontinuierliche dynamische Systeme (Flüsse) und für allgemeine Gruppenwirkungen.

Notationen: Eine Gruppenwirkung einer Gruppe G auf einem metrischen Raum (X,d) ist gegeben durch eine Abbildung Φ:G×XX, wobei man das Bild von (g,x) mit gx bezeichnet. Diskrete dynamische Systeme entsprechen dem Spezialfall G= und Flüsse dem Spezialfall G=. Im Fall G= bezeichnen wir mit T:XX die Abbildung xΦ(1,x) und mit Tn:XX deren n-te Iteration für nN, also die Abbildung xΦ(n,x). Im Fall kontinuierlicher dynamischer Systeme (Flüsse) bezeichnen wir ϕt(x):=Φ(t,x) für t und xX.

Diskrete dynamische Systeme

Es sei (X,T) ein diskretes dynamisches System. Ein Punkt xX heißt rekurrent, wenn es zu jedem ϵ>0 unendlich viele n mit

d(x,Tnx)<ϵ

gibt.

Äquivalent: es gibt eine Teilfolge (nj)j mit

limjTnjx=x.

Der Orbit eines rekurrenten Punktes wird als rekurrenter Orbit bezeichnet.

Kontinuierliche dynamische Systeme

Es sei (ϕt:XX)t ein Fluss. Ein Punkt xX heißt rekurrent, wenn es zu jedem ϵ>0 eine gegen unendlich gehende Folge ti mit

d(x,ϕtix)<ϵ

gibt.

Äquivalent: es gibt eine gegen unendlich gehende Folge ti mit

limiϕtix=x.

Gruppenwirkungen

Es sei Φ:G×XX eine Gruppenwirkung. Ein Punkt xX heißt rekurrent, wenn es zu jedem ϵ>0 eine Folge gn paarweise unterschiedlicher Elemente aus G mit

limnd(x,gnx)=0

gibt. Die Gruppenwirkung heißt rekurrent, wenn die rekurrenten Punkte dicht liegen.

Maßerhaltende dynamische Systeme

Für maßerhaltende dynamische Systeme kann die Rekurrenzbedingung auch wie folgt formuliert werden. Es sei (X,Σ,μ) ein Maßraum und f:XX eine maßerhaltende Abbildung. Die Abbildung heißt rekurrent, wenn es für jede Menge AX mit μ(A)>0 und für μ-fast alle xA unendlich viele n mit fn(x)A gibt.

Analog kann man Rekurrenz für maßerhaltende Wirkungen einer beliebigen Gruppe definieren. Die Wirkung einer Gruppe G heißt rekurrent, wenn für jede Menge AX mit μ(A)>0 und für μ-fast alle xA die Menge

gG:gxA

nicht relativ kompakt ist.[1]

Spezialfälle

Spezialfälle rekurrenter Punkte sind

Birkhoffscher Rekurrenzsatz

Jedes stetige dynamische System auf einem kompakten Raum hat fast-periodische und demzufolge rekurrente Punkte.

Poincaréscher Rekurrenzsatz

Vorlage:Hauptartikel Der Poincarésche Rekurrenzsatz besagt: Wenn X endliches Volumen hat, dann hat jede maßerhaltende Abbildung f:XX rekurrente Punkte. Weiterhin hat die Menge der rekurrenten Punkte volles Maß, d. h. μ(R(f))=μ(X).

Dieser Satz hat eine allgemeinere Version für maßerhaltende Gruppenwirkungen. Sei G eine nicht-kompakte, lokal-kompakte Gruppe, die das zweite Abzählbarkeitsaxiom erfüllt und die auf einem Maßraum (X,σ,μ) mit μ(X)< wirke. Dann ist die Wirkung rekurrent.[2]

Beispiele

xgx
definiert ein dynamisches System auf G/Γ und aus dem Birkhoffschen Rekurrenzsatz folgt, dass jeder Punkt rekurrent ist.

Eigenschaften

  • Jeder rekurrente Punkt ist nichtwandernd.
  • Die Menge R(f) der rekurrenten Punkte ist invariant unter f. Ihr Abschluss ist die Birkhoff-Menge (engl.: Birkhoff center).
  • Poisson-Stabilität: Die Eigenschaft eines Punktes rekurrent zu sein ist stabil unter geringfügigen Änderungen des dynamischen Systems.

Einzelnachweise

  1. Feres, Katok: Ergodic theory and dynamics of G-actions, Seite 19
  2. Theorem 3.4.1 in: Katok, Hasselblatt: Principal structures. Handbook of dynamical systems, Vol. 1A, 1–203, North-Holland, Amsterdam, 2002.