Multivariate Verteilungsfunktion

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Vorlage:Dieser Artikel

Eine multivariate Verteilungsfunktion ist eine reellwertige Funktion in der Stochastik, die zur Untersuchung von multivariaten Wahrscheinlichkeitsverteilungen und der Verteilung von Zufallsvektoren herangezogen wird. Sie ist das höherdimensionale Pendant der univariaten Verteilungsfunktion und erlangt wie diese ihre Bedeutung dadurch, dass sich nach dem Korrespondenzsatz die multivariaten Wahrscheinlichkeitsverteilungen eindeutig durch ihre multivariate Verteilungsfunktion charakterisieren lassen. Damit lässt sich die Untersuchung von Wahrscheinlichkeitsverteilungen mit maßtheoretischen Methoden auf die leichter zugängliche Untersuchung von reellwertigen Funktionen mit Methoden der mehrdimensionalen reellen Analysis reduzieren.

Neben der Bezeichnung als multivariate Verteilungsfunktion findet sich auch n-dimensionale Verteilungsfunktion,[1] oder mehrdimensionale Verteilungsfunktion als Bezeichnung. Zu beachten ist, dass in der Maßtheorie der Begriff der Verteilungsfunktionen auch für unnormalisierte Verteilungsfunktionen verwendet wird.[2]

Notationen

Für Vektoren x,y aus n sind die Vergleichsoperationen komponentenweise zu verstehen, also

xy genau dann wenn xiyi für alle i{1,2,,n}.

Des Weiteren sei für xn

(,x]:={yn|yx}

beziehungsweise über die Komponenten definiert

(,x]=(,x1]×(,x2]××(,xn]

Definition

Mit den obigen Notationen überträgt sich die Definition der multivariaten Verteilungsfunktion im Wesentlichen direkt von der univariaten Verteilungsfunktion.

Definition über ein Wahrscheinlichkeitsmaß

Ist P eine multivariate Wahrscheinlichkeitsverteilung, also ein Wahrscheinlichkeitsmaß auf (n,(n)), so heißt die Funktion

FP:n[0,1]

definiert durch

FP(x):=P((,x])

die multivariate Verteilungsfunktion von P.

Definition für einen Zufallsvektor

Ist X ein n-dimensionaler Zufallsvektor, so heißt

FX:n[0,1]

definiert durch

FX(x):=P(Xx)

die multivariate Verteilungsfunktion von X. Die multivariate Verteilungsfunktion eines Zufallsvektors ist somit genau die multivariate Verteilungsfunktion der Verteilung des Zufallsvektors.

Gängig ist auch die komponentenweise Definition als

FX(x1,x2,,xn):=P(X1x1,X2x2,,Xnxn),

wobei X=(X1,X2,,Xn)T ist. Somit ist die multivariate Verteilungsfunktion eines Zufallsvektors genau die gemeinsame Verteilungsfunktion der Komponenten.

Eigenschaften

Für jede Verteilungsfunktion F=FP gilt:

limx1,,xn+F(x1,,xn)=1limxiF(x1,,xn)=0,i=1,,n

Umgekehrt gilt nach der multivariaten Version des Korrespondenzsatzes (welcher aus dem Maßerweiterungssatz von Carathéodory folgt), dass jede Funktion, welche die obigen Bedingungen erfüllt, Verteilungsfunktion eines eindeutig bestimmten multivariaten Wahrscheinlichkeitsmaßes ist.

Für die j-te Randverteilungsfunktion gilt

Fj(xj)=limx1limxj1limxj+1limxnF(x1,,xj1,xj,xj+1,,xn)für alle xj.

Ein n-dimensionaler Zufallsvektor X heißt stetig verteilt, falls es eine integrierbare Dichte fX gibt, sodass für alle x=(x1,,xn)n und eine messbare Funktion fX:n+

FX(x)=(,x]fX(t)dt=x1xnfX(t1,,tn)dt1dtn

gilt.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Meintrup, Schäffler: Stochastik. 2005, S. 107.
  2. Kusolitsch: Maß- und Wahrscheinlichkeitstheorie. 2014, S. 74–75.