Lobatschewskische Formeln

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Die lobatschewskischen Formeln sind zwei mathematische Formeln für uneigentliche Integrale im Zusammenhang mit dem Kardinalsinus, welche dem Teilgebiet der Analysis zuzurechnen sind. Gemäß der Darstellung von G. M. Fichtenholz in Band II der dreibändigen Differential- und Integralrechnung wurden sie von dem russischen Mathematiker Nikolai Iwanowitsch Lobatschewski (1792–1856) gefunden.[1]

Darstellung der Formeln

Sie lauten:[2]

Gegeben sei eine reelle Funktion
f:[0,[
mit folgenden Eigenschaften:
(1) f ist im Intervall [0,π2] eigentlich oder uneigentlich Riemann-integrierbar.
(2) Die mit dem Kardinalsinus gebildete Produktfunktion fsi:[0,[,xf(x)si(x) ist im Intervall [0,[ uneigentlich Riemann-integrierbar.
(3) f ist eine π-periodische Funktion, erfüllt also für x[0,[ stets die Gleichung f(x+π)=f(x) .
(4) f erfüllt für x[0,π] stets die Gleichung f(πx)=f(x) .
Dann gilt:
(a) 0f(x)sinxxdx=0π2f(x)dx
(b) 0f(x)sin2xx2dx=0π2f(x)dx

Anwendungen

Mit Hilfe der lobatschewskischen Formeln (und unter Zuhilfenahme der üblichen Rechenmethoden der Integralrechnung) lassen sich mehrere Identitäten ableiten, unter anderem die folgenden:

(A-1) 0sinxxdx=π2[3]
(A-2) 0sin2n+1xxdx=π2(2n1)!!(2n)!!(n=0,1,2,3,)[4][5]
(A-3) 0sin2xx2dx=π2[6]
(A-4) 0arctan(asinx)xdx=π2ln(a+1+a2)(a>0)[7]
(A-5) 0ln|sinx|sinxxdx=π2ln2[8][9]
(A-6) 0ln|cosx|x2dx=π2[8]
(A-7) 0ln2|cosx|x2dx=πln2[8]

Hintergrund: Partialbruchzerlegungen

Wie Fichtenholz zeigt, beruhen die lobatschewskischen Formeln wesentlich auf den Partialbruchzerlegungen der beiden Funktionen x1sinx,x1sin2x(xπ) . Hier gilt:[10]

1sinx=1x+n=1(1)n(1xnπ+1x+nπ)=1x+n=1(1)n2xx2n2π2

sowie

1sin2x=1x2+n=1(1[xnπ]2+1[x+nπ]2) .

Lobatschewski-Integral

Verwandt mit obigen Formeln ist das sogenannte Lobatschewski-Integral. Lobatschewski fand es im Zusammenhang mit Berechnungen zu Umfängen und Flächeninhalten in der von ihm erdachten hyperbolischen Geometrie. Es ist ein uneigentliches Integral und erfüllt die folgende Gleichung:[11]

0π2lncosxdx=π2ln2 .[12]

Hieraus ergeben sich dann die oben schon erwähnenten Beziehungen:[8]

0sinxxln|sinx|dx=0π2lnsinxdx=π2ln2 .

Literatur

Einzelnachweise

  1. G. M. Fichtenholz: Differential- und Integralrechnung II. 1974, S. 635–636, 655–657, 695, 832
  2. Fichtenholz, op. cit., S. 655–657, 695
  3. Fichtenholz, op. cit., S. 635–636
  4. Fichtenholz, op. cit., S. 656
  5. Mit dem doppelten Ausrufezeichen wird die Doppelfakultätenfunktion gekennzeichnet.
  6. Fichtenholz, op. cit., S. 656–657
  7. Fichtenholz, op. cit., S. 656, 697
  8. 8,0 8,1 8,2 8,3 Fichtenholz, op. cit., S. 695
  9. Mit || wird die Betragsfunktion gekennzeichnet.
  10. Fichtenholz, op. cit., S. 489, 656
  11. Alexander Halameisär, Helmut Seibt: Nikolai Iwanowitsch Lobatschewski, S. 38
  12. In dem Büchlein von Halameisär und Seibt ist auf S. 38 die obere Integrationsgrenze fälschlicherweise mit π statt π2 angegeben.