Kotangentialraum

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

In der Differentialgeometrie, einem Teilgebiet der Mathematik, ist der Kotangentialraum ein Vektorraum, der einem Punkt einer differenzierbaren Mannigfaltigkeit M zugeordnet wird. Es ist der Dualraum des entsprechenden Tangentialraums.

Definition

Sei M eine differenzierbare Mannigfaltigkeit und TpM ihr Tangentialraum am Punkt pM. Dann ist der Kotangentialraum definiert als der Dualraum von TpM. Das heißt, der Kotangentialraum besteht aus allen Linearformen auf dem Tangentialraum TpM.

Alternative Definition

Im Folgenden wird ein anderer Zugang dargestellt, bei dem der Dualraum direkt definiert wird, ohne Bezugnahme auf den Tangentialraum.

Diesem Zugang liegt folgende Idee zugrunde. Man legt eine Kurve in die Mannigfaltigkeit und macht Aussagen darüber, wie sich Werte einer Funktion, die ebenfalls auf der Mannigfaltigkeit definiert ist, beim Durchlaufen der Kurve, speziell in der Umgebung eines Punktes p, verändern. Man betrachtet das Geschehen im Bildbereich einer Kartenabbildung.

Es sei M eine n-dimensionale differenzierbare Mannigfaltigkeit. Weiter seien Γp die Menge aller glatten Kurven durch pM

c:(ϵ,ϵ)M,c(0)=p

und Cp die Menge aller glatten Funktionen, die in einer Umgebung Up von p definiert sind:

f:Up.

Bezeichnet man mit p folgende Äquivalenzrelation auf Cp

fpg:Up Umgebung von p mit f|Up=g|Up,

dann ist der Faktorraum p:=Cp/p der Vektorraum der Keime über p. Über

[f]p,c:=ddt|t=0fc(t)

wird dann eine formale Paarung ,:p×Γp definiert, die in der ersten Komponente linear ist. Nun ist

𝒩p:={[n]pp|cΓp:[n]p,c=0}

ein linearer Unterraum von p, genauer gesagt der Nullraum bzgl. , und

Tp*M:=p/𝒩p

ist der n-dimensionale Kotangentialraum im Punkt pM. Für den Kotangentialvektor [[f]p] schreibt man auch dfp.

Zusammenhang zum Tangentialraum

Mit der obigen Definition kann man auf Γp eine Äquivalenzrelation wie folgt definieren:

γ1γ2dfpTp*M:dfp,γ1=dfp,γ2

Der Faktorraum TpM:=Γp/ beschreibt gerade den n-dimensionalen Tangentialraum.

Bilden nun dx1,,dxn eine Basis von Tp*M, so kann man zu jedem Basisvektor einen Repräsentanten xiCp auswählen. x=(x1,,xn):Mn ist eine differenzierbare Karte und für jedes i=1,,n kann man eine Kurve

γi:(ϵ;ϵ)Mtx1(tei)

definieren, wobei ei der i-te Einheitsvektor im n ist. Wegen

dxi,[γj]=δij

sind TpM und Tp*M dual zueinander und man schreibt für [γi]=dxi* auch xi.

Rechtfertigung der Schreibweisen

Sei M=n, pn, f:n eine beliebige Funktion und für i=1,,n die Kurven γi:hp+hei, wobei ei die kanonischen Basisvektoren sind. Dann ist in den obigen Schreibweisen:

[[f]p],[γi]=ddt|t=0fγi=limh0f(p+hei)f(p)h=xif(p)

Somit ist die Schreibweise [γi]=xi gerechtfertigt.

Weiter ist mit TpM=n die lineare Abbildung [[f]p],:TpM gerade das totale Differential df(p). Somit ist also auch die Schreibweise [[f]p]=dfp gerechtfertigt.

Literatur

  • John M. Lee: Introduction to Smooth Manifolds (= Graduate Texts in Mathematics 218). Springer-Verlag, New York NY u. a. 2003, ISBN 0-387-95448-1.
  • R. Abraham, Jerrold E. Marsden, T. Ratiu: Manifolds, tensor analysis, and applications (= Applied mathematical sciences 75). 2. Auflage. Springer, New York NY u. a. 1988, ISBN 0-387-96790-7.