Kopplungsfunktion

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In der Statistik und dort insbesondere in verallgemeinerten linearen Modellen ist eine Kopplungsfunktion[1], auch Linkfunktion, Verknüpfungsfunktion[2], oder Verbindungsfunktion genannt, eine Funktion g(), die die durch den linearen Prädiktor ηi=𝐱iβ beschriebene systematische Komponente und die durch den Erwartungswert der Antwortvariablen μ=E(Yi) beschriebene stochastische Komponente der Verteilung von Yi in der Art koppelt, dass: g(μ)=ηi. Es gibt viele häufig verwendete Kopplungsfunktionen, und ihre Auswahl hängt von mehreren Überlegungen ab. Jede Exponentialfamilie besitzt eine eindeutige kanonische (natürliche) Kopplungsfunktion, die gegeben ist durch ηi=𝐱iβ.[3] Die Kopplungsfunktion ist oft nichtlinear.[4]

Definition

Diese Funktion koppelt die stochastische mit der systematischen Komponente durch eine Transformation des Erwartungswertes μ=E(Yi). Die Funktion g(): wird Kopplungsfunktion genannt. Sie wird als monoton und differenzierbar vorausgesetzt. Es gilt

g(μ)=ηi=j=0kxijβj=𝐱iβi=1,,n.

Aus dieser Darstellung erkennt man, dass der Erwartungswert μi der i-ten Beobachtung von festen, aber unbekannten Regressionsparametern β0,β1,β2,,βk abhängt. Eine Kopplungsfunktion wird kanonisch genannt, falls für alle i=1,,n der lineare Prädiktor mit dem Verteilungsparameter zusammenfällt ηi=θi. Mit anderen Worten wird bei der kanonischen Kopplungsfunktion die Kopplungsfunktion über g(μ)=θ definiert, indem der natürliche Parameter θ in Bezug auf μ ausgedrückt wird.

Beispiel

Wählt man für die Kopplungsfunktion den natürlichen Logarithmus g=ln, dann ergeben sich stets positive Erwartungswerte: μ=exp(𝐱iβ).

Beispiele für unterschiedliche Kopplungsfunktionen

Wählt man als Kopplungsfunktion die Logit-Transformation log(odds()) für den Erwartungswert μ=E(Yi) der Antwortvariablen, so erhält man das logistische Regressionsmodell

log(μ1μ)=β0+xi1β1+xi2β2++xikβk.

Bei Wahl der Umkehrfunktion der Verteilungsfunktion der Normalverteilung Φ1() als Kopplungsfunktion erhält man das Probit-Modell

Φ1(μ)=β0+xi1β1+xi2β2++xikβk.

Kanonische (natürliche) Kopplungsfunktion

Eine besondere Rolle unter den Kopplungsfunktionen spielt die kanonische Kopplungsfunktion. Sie transformiert den Erwartungswert von Yi auf den reellwertigen (unbekannten) Verteilungsparameter θi der Dichte, den sogenannten kanonischen (natürlichen) Parameter. Jede Exponentialfamilie besitzt eine eindeutige kanonische (natürliche) Kopplungsfunktion.[5] Die kanonische Kopplungsfunktion ist bis auf die Forderung, dass sie invertierbar sein sollte grundsätzlich beliebig wählbar. Sie ist definiert durch: g(μ):=b1(μ), wobei b1() eine (bekannte) zweifach differenzierbare Funktion darstellt (siehe Exponentialfamilie). Aus der Tatsache, dass E(Yi)=g1(ηi) und E(Yi)=b(θi) gilt, folgt, dass g(μ):=b1(b(θi))=θi=ηi. Somit fallen bei der Verwendung der kanonischen Kopplungsfunktion der lineare Prädiktor ηi=𝐱iβ und der Verteilungsparameter θi zusammen. Im Allgemeinen vereinfachen sich die Schätzer bei Verwendung der kanonischen Kopplungsfunktion stark. Eine wichtige Eigenschaft der durch g=b1 definierten kanonischen Kopplungsfunktion ist, dass sie mit einem Faktor c skaliert werden kann, ohne dass sie die Eigenschaft verliert mit dem linearen Prädiktor zusammenzufallen:[6]

cg(μ)=η~i=𝐱iβ~θi=𝐱iβ~,

wobei β~ einen unbekannten skalierten Parametervektor β~=(β~0,β~1,,β~k) und 𝐱i die zur i-ten Beobachtung gehörige Zeile der Versuchsplanmatrix darstellt.[7]

Verbindung zum klassischen linearen Modell

Wählt man als Kopplungsfunktion die Identitätsfunktion g(μ)=μ, so erhält man die Gleichung des klassischen linearen Modells μ=𝐱iβ.

Antwortfunktion

Vorlage:Siehe auch Insbesondere in verallgemeinerten linearen Modellen wird die Inverse der Kopplungsfunktion

μ=h(η) mit h=g1

Antwortfunktion, oder auch Responsefunktion (Vorlage:EnS response function) genannt.[8] Die Antwortfunktion überführt die Linearkombination der erklärenden Variablen in den (bedingten) Erwartungswert μ=E(Yi).

Geeignete Antwortfunktionen sind alle Verteilungsfunktionen stetiger Zufallsvariablen, z. B. die der Standardnormalverteilung oder die der logistischen Verteilung.

Anwendung

Mit einer Kopplungsfunktion werden die Wahrscheinlichkeiten der Stufen einer kategorialen Antwortfunktion in eine unbegrenzte stetige Skala transformiert. Sobald die Transformation abgeschlossen ist, kann die Beziehung zwischen den Prädiktoren und der Antwortfunktion mit der nichtlinearen Regression modelliert werden. Eine binäre Antwortfunktion kann beispielsweise zwei eindeutige Werte aufweisen. Werden diese Werte in Wahrscheinlichkeiten konvertiert, reicht die Antwortvariable von 0 bis 1. Aus einem linearen Zusammenhang wird durch die Log-Kopplungsfunktion ein exponentieller und durch die Logit-Kopplungsfunktion ein sigmoidaler.

Einzelnachweise

  1. Vorlage:Internetquelle
  2. Ludwig Fahrmeir, Thomas Kneib, Stefan Lang, Brian Marx: Regression: Modelle, Methoden und Anwendungen, Springer Verlag 2007., S. 109.
  3. Ludwig Fahrmeir, Thomas Kneib, Stefan Lang, Brian Marx: Regression: models, methods and applications. Springer Science & Business Media, 2013, ISBN 978-3-642-34332-2, S. 304.
  4. Rencher, Alvin C., und G. Bruce Schaalje: Linear models in statistics., John Wiley & Sons, 2008., S. 514.
  5. Ludwig Fahrmeir, Thomas Kneib, Stefan Lang, Brian Marx: Regression: models, methods and applications. Springer Science & Business Media, 2013, ISBN 978-3-642-34332-2, S. 304.
  6. Torsten Becker et al.: Stochastische Risikomodellierung und statistische Methoden. Springer Spektrum, 2016. S. 308.
  7. Torsten Becker et al.: Stochastische Risikomodellierung und statistische Methoden. Springer Spektrum, 2016. S. 308.
  8. Ludwig Fahrmeir, Thomas Kneib, Stefan Lang, Brian Marx: Regression: models, methods and applications. Springer Science & Business Media, 2013, ISBN 978-3-642-34332-2, S. 301.