Klassischer Elektronenradius

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Vorlage:Infobox Physikalische Konstante

Der klassische Elektronenradius ist eine physikalische Konstante der DimensionLänge“. Sie ist eine Kombination aus anderen Konstanten, insbesondere elektrischer Ladung und Masse des Elektrons, und findet Verwendung in der Atomphysik. Es besteht jedoch kein Zusammenhang zur räumlichen Ausdehnung des Elektrons.

Definition und Wert

Der klassische Elektronenradius ist definiert als

re=14πε0e2mec22,818fm.

Im Gaußschen Einheitensystem, das in der theoretischen Physik häufig verwendet wird, hat diese Formel die besonders einfache Form

re=e2mec2.

Der Wert von rund 2,8 fm entspricht dem Radius eines kleinen Atomkerns (z. B. 12C).

Andere Längenskalen auf atomarer Ebene sind der Bohrsche Radius a0 und die reduzierte Compton-Wellenlänge λC=λC2π. Die drei Konstanten unterscheiden sich voneinander jeweils um den Faktor α1/137 (Feinstrukturkonstante):

re=αλC=α2a0.

Physikalische Bedeutung

Verwendung

Der klassische Elektronenradius ist eine „handliche“ Längeneinheit im Bereich der Physik auf atomarer Ebene. Als Kombination fundamentaler Konstanten kann re zur besonders einfachen Schreibung von Formeln verwendet werden, bei denen es um die elektromagnetische Wechselwirkung mit Elektronen geht. Ein Beispiel ist der Wirkungsquerschnitt der Thomson-Streuung.

Namensgebung

Die Bezeichnung „klassischer Elektronenradius“ stammt aus der Physik des 19. Jahrhunderts, als man erkannte, dass es eine kleinste, unteilbare Ladung gibt, und elementare Ladungsträger (Elektronen) zunächst postulierte und später entdeckte. Nach den Regeln der klassischen Elektrodynamik mussten diese Ladungsträger eine endliche Ausdehnung haben, weil sonst unendlich hohe elektrische Feldstärken und Energiedichten auftreten würden. Mit der Entdeckung der Äquivalenz von Masse und Energie (E0 = mc2) sah man die Untergrenze des Elektronenradius dadurch vorgegeben, dass die elektrische Feldenergie nicht mehr als 100 % der Elektronenmasse ausmachen konnte.

Diese Vorstellung ist seit der Entwicklung der Quantenelektrodynamik überholt. Dem Elektron kann man keinen Radius zuweisen, ebenso wenig eine räumliche Verschmierung der Elementarladung. Die Bezeichnung hat sich aber gehalten.

Klassische Rechnung

Nach der klassischen Elektrodynamik besteht um eine kugelsymmetrische elektrische Ladung e ein elektrisches Feld, dessen Feldstärke E mit dem Quadrat des Abstands r abfällt:

E(r)=14πε0er2.

Dieses Feld selbst hat eine Energiedichte von

dWdV=12ε0E2.

Außerhalb einer Kugel mit Radius R und Ladung e errechnet sich die Feldenergie W als:

W=R12ε0E2(r)4πr2dr=1214πε0e2R1r2dr=1214πε0e2R.

Dieses Ergebnis erhält man rechnerisch auch, wenn man diese Kugeloberfläche als Kugelkondensator mit Innenradius R und unendlichem Außenradius betrachtet, denn dessen Kapazität ist C=4πε0R und die Energie bei Aufladung auf e beträgt 12e2C.

Wenn die Ladung über die Oberfläche verteilt ist, ist das Feld im Inneren null (Newtonsches Kugelschalentheorem). Wenn sie jedoch homogen im Volumen der Kugel verteilt ist, beträgt die Feldstärke im Kugelinneren:

E(r)=E(R)rR=14πε0erR3.

Daraus resultiert eine zusätzliche Feldenergie von

Winnen=0R12ε0E2(r)4πr2dr=1214πε0e20Rr4R6dr=11014πε0e2R

und damit eine Gesamtenergie von

W=3514πε0e2R.

Wenn man nun annimmt, dass die gesamte Ruheenergie mec2 des Elektrons aus der Energie seines eigenen Feldes (Selbstenergie) resultiert, gilt W=mec2 und man erhält

R=1214πε0e2mec2 bzw. R=3514πε0e2mec2.

Nochmals andere Vorfaktoren ergaben sich aus dem (seit der Etablierung der Relativitätstheorie überholten) Konzept der elektromagnetischen Masse, das darauf basierte, dass das mitgeführte Feld eines bewegten Elektrons Impuls transportiert und damit eine träge Masse hat.

Um hier eine (insbesondere im Gaußschen CGS-System) „einfache“ Formel zu bekommen,[1] definierte man als „klassischen Elektronenradius“

re=14πε0e2mec2.

Dass es eine „klassische“ (d. h. nicht quantenphysikalische) Konstante ist, kann man auch daran erkennen, dass die Planck-Konstante nicht in die Definition eingeht.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Richard Feynman: Rather than to argue over which distribution is correct, it was decided to define r0 as the “nominal” radius. Then different theories could supply their pet coefficients., The Feynman lectures on physics, Volume II, Kapitel 28: Electromagnetic Mass

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