Intervallschachtelung

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Das Intervallschachtelungsprinzip wird besonders in der Analysis in Beweisen benutzt und bildet in der numerischen Mathematik die Grundlage für einige Lösungsverfahren.

Das Prinzip ist Folgendes: Man fängt mit einem beschränkten Intervall an und wählt aus diesem Intervall ein abgeschlossenes Intervall, das komplett in dem vorherigen Intervall liegt, wählt dort wieder ein abgeschlossenes Intervall heraus und so weiter. Werden die Längen der Intervalle beliebig klein, konvergiert also ihre Länge gegen Null, so gibt es genau eine reelle Zahl, die in allen Intervallen enthalten ist. Wegen dieser Eigenschaft können Intervallschachtelungen herangezogen werden, um mit ihnen die reellen Zahlen als Zahlbereichserweiterung der rationalen Zahlen zu konstruieren.[1]

Grundideen in Form des Arguments der vollständigen Teilung finden sich bereits bei Zenon von Elea und Aristoteles.

Definition

Die ersten vier Glieder einer Intervallschachtelung

Seien (an),(bn) rationale oder reelle Zahlenfolgen, (an) monoton wachsend und (bn) monoton fallend, anbn für alle n, und bilden die Differenzen dn=bnan eine Nullfolge, also

limn(bnan)=0,

dann wird die Folge (Jn)n oder auch (an|bn)n der Intervalle Jn:=[an,bn] als Intervallschachtelung bezeichnet.[2]

Konstruktion der reellen Zahlen

Es gilt nun, dass es für jede Intervallschachtelung rationaler Zahlen höchstens eine rationale Zahl s gibt, die in allen Intervallen enthalten ist, die also ansbn für alle n erfüllt.[3]

Es stimmt aber nicht, dass jede Intervallschachtelung rationaler Zahlen mindestens eine rationale Zahl s enthält; um eine solche Eigenschaft zu erhalten, muss man die Menge der rationalen Zahlen zur Menge der reellen Zahlen erweitern. Dies lässt sich beispielsweise mit Hilfe der Intervallschachtelungen durchführen. Dazu sagt man, jede Intervallschachtelung definiere eine wohlbestimmte reelle Zahl, also σ:=(Jn).[4] Da Intervalle Mengen sind, kann zur Verdeutlichung des Schnitts aller Intervalle der Schachtelung auch geschrieben werden: nJn={σ}.

Die Gleichheit reeller Zahlen definiert man dann über die entsprechenden Intervallschachtelungen: (an|bn)=(a'n|b'n) genau dann, wenn stets anb'n und a'nbn.[5]

Auf analoge Weise lassen sich die Verknüpfungen reeller Zahlen als Verknüpfungen von Intervallschachtelungen definieren; beispielsweise ist die Summe zweier reeller Zahlen als

(an|bn)+(a'n|b'n)=(an+a'n|bn+b'n)

definiert.[6]

Dieses so definierte System hat nun die gewünschten Eigenschaften, insbesondere gilt nun, dass jede beliebige Intervallschachtelung rationaler Zahlen genau eine reelle Zahl enthält.[7]

Intervallschachtelungen sind aber nicht die einzige Möglichkeit zur Konstruktion der reellen Zahlen; insbesondere ist die Konstruktion als Äquivalenzklasse von Cauchy-Folgen weiter verbreitet. Weiterhin gibt es noch die Methode der Dedekindschen Schnitte.

Konvergenz der Grenzfolgen einer Intervallschachtelung

Sei ([an,bn]) eine Intervallschachtelung, die die Zahl σ definiert. Dann ist

limn(an)=σ=limn(bn)

Beweis: Sei ein beliebiges reelles ε>0 vorgegeben. Zum Nachweis der Konvergenz der Grenzfolgen (an),(bn) ist zu zeigen, dass nach Wahl eines geeigneten n0 für alle n>n0 beide Intervallgrenzen an,bn in einer ε-Umgebung von σ liegen.

Da ([an,bn]) eine Intervallschachtelung und daher (dn), dn=bnan0 eine Nullfolge ist, existiert ein n0 so, dass dn<ε für alle n>n0.

Bildlich: Für alle n>n0 ist der Durchmesser der Intervalle der Schachtelung so klein, dass keine der Intervallgrenzen an,bn mehr eine Grenze der ε-Umgebung von σ erreicht, wenn das betrachtete Intervall σ enthalten soll.

Rechnung: Mit σ[an,bn] ist anσbn. Für n>n0 ist mit 0dn<ε0dn>ε:

  • bn=an+dnσ+dn<σ+ε, wegen σε<σbn ist insgesamt bnUε(σ);
  • an=bndnσdn>σε, wegen σ+ε>σan ist insgesamt anUε(σ), q. e. d.

Weitere Anwendungen

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Einzelnachweise

  1. Konrad Knopp. Theorie und Anwendung der unendlichen Reihen. 5. Auflage, Springer Verlag 1964, ISBN 3-540-03138-3.
  2. Konrad Knopp. ebenda, S. 21, Definition 11.
  3. Konrad Knopp. ebenda, S. 22, Satz 12.
  4. Konrad Knopp. ebenda, S. 27, Definition 13.
  5. Konrad Knopp. ebenda, S. 29, Definition 14B.
  6. Konrad Knopp. ebenda, S 31, Definition 16.
  7. Konrad Knopp. ebenda, S. 41, Satz 4.