Hilbert-Matrix

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Die Hilbert-Matrix der Ordnung n1 ist folgende quadratische, symmetrische, positiv definite Matrix:

Hn=(112131n1213141n+11314151n+21n1n+11n+212n1),

die einzelnen Komponenten sind also durch hij=1i+j1 gegeben. Dem historischen Zugang entspricht die Darstellung mit Integral: hij=01xi+j2dx.

Sie wurde vom deutschen Mathematiker David Hilbert 1894 im Zusammenhang mit der Theorie der Legendre-Polynome definiert. Da die Matrix positiv definit ist, existiert ihre Inverse, d. h. ein lineares Gleichungssystem mit diesen Koeffizienten ist eindeutig lösbar. Die Hilbert-Matrix bzw. das betreffende Gleichungssystem ist jedoch vergleichsweise schlecht konditioniert, und zwar umso schlechter, je größer n ist. Die Konditionszahl wächst exponentiell mit n; die Konditionszahl von H3 ist 526,16 (Frobeniusnorm), diejenige von H4 15.613,8. Das heißt, dass bei der Berechnung der Inversen (der Auflösung des Gleichungssystems) immer größere Zahlen auftreten, je größer n ist. Daher ist die Hilbert-Matrix ein klassischer Testfall für Computer-Programme zur Inversion von Matrizen bzw. Auflösung linearer Gleichungssysteme, z. B. mit dem Gauß-Verfahren, LR-Zerlegung, Cholesky-Zerlegung usw. Alle Komponenten der inversen Matrix sind ganze Zahlen mit alternierenden Vorzeichen.

Die Komponenten der Inversen der Hilbert-Matrix können durch geschlossene Formeln direkt berechnet werden:

(Hn1)i,j = (1)i+j(i+j1) (n+i1)!(n+j1)!((i1)!(j1)!)2(ni)!(nj)!,

was man auch durch Binomialkoeffizienten ausdrücken kann:

(Hn1)i,j = (1)i+j(i+j1)(n+i1nj)(n+j1ni)(i+j2i1)2.

Im Spezialfall i=j=1 reduziert sich das zu:

(Hn1)1,1 = n2.

Dass die Inverse der Hilbert-Matrix exakt berechnet werden kann, ist besonders nützlich, wenn z. B. bei einem Test das Ergebnis der numerischen Inversion einer Hilbert-Matrix mit einer LR- oder Cholesky-Zerlegung, die naturgemäß durch Rundungsfehler beeinträchtigt ist, beurteilt werden soll.

Determinante

Die Determinante der Inversen der Hilbert-Matrix kann ebenfalls mit Hilfe folgender Formel exakt berechnet werden:

detHn1=k=1n1(2k+1)(2kk)2

Als Determinante der Hilbert-Matrix ergibt sich somit der Reziprokwert der Inversen mit detHn=(detHn1)1. Die Determinanten der Inversen für 1n5 lauten damit 1, 12, 2160, 6048000 und 266716800000 (Vorlage:OEIS).

Zahlenbeispiele für Inverse

Aus obigen Formeln ergibt sich für die (exakte) Inverse in den Fällen n=2,3,4,5:

H21 = (46612),
H31 = (936303619218030180180),
H41 = (16120240140120120027001680240270064804200140168042002800),
H51 = (2530010501400630300480018900268801260010501890079380117600567001400268801176001792008820063012600567008820044100).

Für eigenes Experimentieren mit Hilbert- (und natürlich auch mit allen anderen) Matrizen sind moderne Mathematik-Software-Pakete wie MATLAB, Maple, GNU Octave oder Mathematica nützlich. Z. B. mit Mathematica kann die letzte Inverse durch folgenden Befehl berechnet werden:

Inverse für n=5 berechnen:

 In[1] := Inverse[HilbertMatrix[5]]//TraditionalForm

Die schlechte Kondition der Hilbert-Matrix bedeutet praktisch, dass die Zeilen- (und folglich auch die Spalten-) Vektoren fast linear abhängig sind. Geometrisch äußert sich das u. a. darin, dass die Winkel zwischen den Zeilenvektoren sehr klein sind, und zwar zwischen den letzten Zeilenvektoren jeweils am kleinsten; so ist z. B. der Winkel zwischen dem letzten und dem vorletzten Zeilenvektor von H4 kleiner als 3° (im Bogenmaß: kleiner als π60 ). Bei größeren n sind die Winkel entsprechend noch kleiner. Der Winkel zwischen dem ersten Zeilenvektor von H3 und der Ebene, die von den beiden anderen Zeilenvektoren aufgespannt wird, ist etwas kleiner als 1,3°, die entsprechenden Winkel für die beiden anderen Zeilenvektoren sind noch kleiner; auch diese Winkel sind bei größeren n noch kleiner.

Literatur

  • David Hilbert: Ein Beitrag zur Theorie des Legendreschen Polynoms. In: Acta Mathematica. Bd. 18, 1894, S. 155–159, Volltext.
  • Gene H. Golub, Charles F. Van Loan: Matrix computations. 3rd edition (Nachdruck). Johns Hopkins University Press, Baltimore MD u. a. 1996, ISBN 0-80185414-8 (in englischer Sprache).