Fixpunktsatz von Kakutani

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Fixpunktsatz von Kakutani ist ein mathematischer Lehrsatz, der dem Gebiet der Funktionalanalysis angehört und auf eine Arbeit des japanischen Mathematikers Shizuo Kakutani aus dem Jahr 1938 zurückgeht. Der Satz beruht auf Eigenschaften konvexer Mengen in hausdorffschen lokalkonvexen Vektorräumen und gibt eine hinreichende Bedingung für das Vorliegen gemeinsamer Fixpunkte für gewisse Gruppen von Homöomorphismen solcher Mengen. Er gab Anlass zu zahlreichen Folgeuntersuchungen und ist eng verknüpft mit anderen bedeutenden Sätzen der Funktionalanalysis wie etwa mit dem Fixpunktsatz von Ryll-Nardzewski. Der Fixpunktsatz von Kakutani impliziert dabei nicht zuletzt die Existenz Haarscher Maße auf kompakten Gruppen. Zu seinem Beweis wird der hausdorffsche Maximalkettensatz oder das Lemma von Zorn (und damit das Auswahlaxiom) benötigt.[1][2][3]

Formulierung des Satzes

Der Fixpunktsatz von Kakutani lässt sich darstellen wie folgt:[4]

Gegeben seien ein hausdorffscher lokalkonvexer Raum X und darin eine nichtleere, kompakte und konvexe Teilmenge CX zusammen mit einer Gruppe 𝒢 von linearen Automorphismen g:XX, die C invariant lassen, in der also alle Automorphismen g𝒢 die Teilmengenrelation g(C)C erfüllen.
Die Gruppe 𝒢 sei dabei gleichmäßig gleichgradig stetig.
Dann gilt:
𝒢 hat auf C einen gemeinsamen Fixpunkt, d h.: es gibt ein c0C mit g(c0)=c0 für alle g𝒢 .

Verwandtes Resultat: Der Satz von Markow

Der russische Mathematiker Markow hat schon im Jahre 1936 und vor Publikation des kakutanischen Fixpunktsatzes einen Satz vorgelegt, der diesem in Fragestellung und Aussage sehr ähnelt, wobei der markowsche Satz im Wesentlichen darin abweicht, dass er die Voraussetzung der gleichmäßig-gleichgradigen Stetigkeit durch eine Vertauschbarkeitsbedingung ersetzt:[5]

Gegeben seien ein hausdorffscher lokalkonvexer Raum X und darin eine nichtleere kompakte konvexe Teilmenge CX.
Weiter gegeben sei eine Familie =(fi)iI von stetigen affinen Abbildungen fi:CC, die hinsichtlich der Hintereinanderausführung paarweise vertauschbar sein sollen.
Dann gilt:
hat auf C einen gemeinsamen Fixpunkt, d h.: es gibt ein c0C mit fi(c0)=c0 für alle iI .

Zusatz

Die Aussage des Satzes von Markow gilt insbesondere für den Fall, dass – bei sonst gleichen Voraussetzungen – als abelsche Gruppe von stetigen linearen Automorphismen f:XX mit f(C)C vorausgesetzt wird. Diesen abgewandelten Satz nennt man auch den Fixpunktsatz von Kakutani-Markow (Vorlage:EnS).[6]

Erläuterungen

  • Die gleichmäßig-gleichgradige Stetigkeit (Vorlage:EnS) der obigen Abbildungsgruppe 𝒢 ist auf die durch das 0-Umgebungssystem von X gegebene uniforme Struktur zu beziehen. In diesem Zusammenhang nennt man – in voller Allgemeinheit – eine Familie =(fi)iI von linearen Abbildungen fi:XY zwischen zwei topologischen Vektorräumen X und Y gleichmäßig gleichgradig stetig genau dann, wenn folgendes gilt:[7]
Zu jeder 0-Umgebung UY(0)Y gibt es eine 0-Umgebung UX(0)X , welche der Bedingung iIfi(UX(0))UY(0) genügt.
  • Eine Abbildung f:CC der konvexen Menge CX heißt affin, wenn für je zwei Punkte x,yC und jede reelle Zahl λ[0,1] stets die Gleichung f(λx+(1λ)y)=λf(x)+(1λ)f(y) erfüllt ist.[8]

Quellen und Hintergrundliteratur

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Walter Rudin: Functional Analysis. 1991, S. 120 ff, 377, 393
  2. Vasile I. Istrățescu: Fixed Point Theory. 1987, S. 276 ff
  3. Robert J. Zimmer: Essential Results of Functional Analysis. 1990, S. 38 ff
  4. Rudin, op. cit., S. 120
  5. Istrățescu, op. cit., S. 277
  6. Zimmer, op. cit., S. 39
  7. Rudin, op. cit., S. 43
  8. Istrățescu, op. cit., S. 276