Fast-konvexe Funktion

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Die fast konvexen Funktionen (englisch convex-like functions) bilden eine Verallgemeinerung der konvexen Funktionen und werden in der mathematischen Optimierung verwendet, da für sie einfache Regularitätsvoraussetzungen wie die Slater-Bedingung gelten, unter denen starke Dualität gilt und damit auch die Karush-Kuhn-Tucker-Bedingungen gelten.

Definition

Seien V1,V2 reelle Vektorräume und K ein Ordnungskegel auf V2 sowie D1 eine nichtleere Teilmenge von V1. Dann heißt eine Abbildung f:D1V2 fast konvex, wenn die Menge

M:=f(D1)+K

konvex ist. Die Menge M lässt sich äquivalent beschreiben als

M={yV2|xD1 so dass f(x)yK}

Ist der Kegel ein echter Kegel und definiert damit eine verallgemeinerte Ungleichung K, so lautet diese Menge

M={yV2|xD1 so dass f(x)Ky}

Beispiele

Betrachtet man die Funktion f: mit f(x)=sin(x) und den echten Kegel K=+={x|x0} sowie D1=[0,2π], so ist sin(D1)=[1,1]. Damit ist M=[1;1]++={x|x1}. Diese Menge ist konvex und damit ist die Sinusfunktion fast konvex.

Betrachtet man die Funktion f(x)={1 falls x01 falls x>0

und definiert g:2 durch

g(x)=(f(x)5x)

auf D0= mit dem Ordnungskegel K=+×{0}. Für xD1={x|x0} ist jeder Punkt der Bildmenge von der Form (1,5x) und damit ist g(D1)={y2|y1=1,y20}. Analog folgt mit D2={x|x>0}, dass g(D2)={y2|y1=1,y2>0}. Somit ist

g(D1)+K={y2|y11,y20}g(D2)+K={y2|y11,y2>0}

Da aber D0=D1D2 ist, kann die Menge g(D0)+K=g(D1D2)+K=(g(D1)+K)(g(D2)+K) nicht konvex sein, da zum Beispiel die Punkte (1,0)T und (1,1)T in g(D0)+K enthalten sind, aber keiner der Punkte auf der Strecke zwischen ihnen. Zum Beispiel ist (0,0,5) der Mittelpunkt dieser Strecke, aber nicht in g(D0)+K enthalten.

Eigenschaften

Jede konvexe Funktion ist fast konvex bezüglich des natürlichen Kegels K=+. Dies folgt direkt aus der Konvexität des Epigraphs. Genauso ist auch jede K-konvexe Funktion fast konvex bezüglich ihres Kegels.

Verwendung

Die fast konvexen Funktionen sind eine Funktionenklasse, die so definiert ist, dass wenn sie die Slater-Bedingung erfüllt, die starke Dualität gilt. Sei also ein Optimierungsproblem der Form

Minimiere f(x)unter den Nebenbedingungen g(x)KxR

gegeben für einen Ordnungskegel K mit nichtleerem Inneren und Abbildungen f:V und g:VY. Dabei sind V,Y normierte reelle Vektorräume und die Funktion K:V×Y definiert durch K(x)=(f(x),g(x)) ist fast konvex bezüglich des Kegels +×K. Weiter sei R eine beliebige nichtleere Teilmenge von V.

Das Problem erfüllt nun die Slater-Bedingung, wenn es einen zulässigen Punkt x~ gibt. Das heißt x~R,g(x~)K, so dass g(x~)int(K) ist. Dabei bezeichnet int(M) das Innere einer Menge.

Erfüllt solch ein Problem mit fast konvexen Funktionen nun die Slater-Bedingung, so gilt starke Dualität und damit zum Beispiel auch die Karush-Kuhn-Tucker-Bedingungen. Der Begriff der fast konvexen Funktion erweitert also die Dualitätstheorie der konvexen Funktionen auf Probleme, die nicht notwendigerweise konvex sein müssen. Dies hat den Vorteil, dass die Slater-Bedingung im Gegensatz zu vielen anderen Regularitätsbedingungen oder „constraint qualifications“ die Regularität des gesamten Problemes liefert, und nicht nur die Regularität in einem Punkt.

Literatur

  • Johannes Jahn: Introduction to the Theory of Nonlinear Optimization. 3. Auflage. Springer, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-49378-5.