Ext (Mathematik)

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Ext ist ein Bifunktor, der in der homologischen Algebra eine zentrale Rolle spielt.

Definition

Sei 𝒜 eine abelsche Kategorie, zum Beispiel die Kategorie der Moduln eines Ringes, die nach dem Einbettungssatz von Mitchell das Standardbeispiel ist. Zu zwei Objekten X und Z aus 𝒜 sei die Klasse der kurzen exakten Sequenzen der Form

0XYZ0.

Auf wird nun eine Äquivalenzrelation definiert. Zwei exakte Sequenzen 0XYZ0 und 0XYZ0 sind äquivalent, wenn es einen Morphismus g:YY gibt, so dass das Diagramm

0XYZ0idgid0XYZ0

kommutiert. Dabei ist id der identische Morphismus.

Aus dem Fünferlemma folgt sofort, dass wenn es solch einen Morphismus g gibt, dieser ein Isomorphismus sein muss. Die Klasse modulo dieser Äquivalenzrelation ist eine Menge und wird mit Ext(Z,X) bezeichnet. Auf dieser Menge lässt sich eine Gruppenstruktur definieren.[1][2]

Funktorialität

Morphismen in der abelschen Kategorie induzieren auf folgende Weise Morphismen zwischen den Ext-Gruppen, so dass Ext zu einem zweistelligen Funktor wird.

Zu g:XX und der Sequenz 0XYZ0 kann man den Push-out bilden:

0XYZ0g0XY

Wegen der universellen Eigenschaft des Push-outs gibt es einen induzierten Epimorphismus von Y' nach Z, so dass das folgende Diagramm kommutiert:

0XYZ0gid0XYZ0

Dabei ist die untere Zeile ebenfalls exakt und ihre Äquivalenzklasse somit ein Element in Ext(Z,X).

Bildet man die Äquivalenzklasse von 0XYZ0 auf die Äquivalenzklasse von 0XYZ0 ab, so erhält man einen wohldefinierten Gruppenhomomorphismus Ext(Z,X)Ext(Z,X).

Dual funktioniert das auch mit Morphismen von Z' nach Z. Zu g:ZZ und der Sequenz 0XYZ0 kann man folgenden Pull-back bilden:

YZ0g0XYZ0.

Wegen der universellen Eigenschaft des Pull-backs gibt es einen induzierten Monomorphismus von X nach Y', so dass das folgende Diagramm kommutiert:

0XYZ0idg0XYZ0

Dabei ist die obere Zeile ebenfalls exakt und definiert somit ein Element in Ext(Z,X).

Bildet man die Äquivalenzklasse von 0XYZ0 auf die Äquivalenzklasse von 0XYZ0 ab, so erhält man wieder einen wohldefinierten Gruppenhomomorphismus Ext(Z,X)Ext(Z,X).

Ext als Ableitung des Hom-Funktors

Eine andere Möglichkeit der Definition verwendet die abgeleiteten Funktoren von Hom. Die oben definierte Konstruktion kann mit der ersten Rechtsableitung des Hom-Funktors identifiziert werden.

Genauer betrachtet man eine abelsche Kategorie mit ausreichend vielen projektiven Objekten (d. h. jedes Objekt ist Quotient eines projektiven Objektes) den kontravarianten Funktor Hom(,X) und definiert

Extn(Z,X):=RnHom(,X)(Z),

das heißt man bildet die n-te Rechtsableitung von Hom(,X) und wendet den so entstandenen Funktor auf Z an.

Etwas konkreter bedeutet das folgendes: Es sei n1 und

PnPn1Z0λnκnKn

eine projektive Auflösung von Z mit einem Epimorphismus λn:PnKn und einem Monomorphismus κn:KnPn1, so dass (PnPn1)=κnλn. Weiter sei κn*=Hom(κn,X) der induzierte Homomorphismus

κn*:Hom(Pn1,X)Hom(Kn,X),ffκn.

Dann ist

Extn(Z,X)coker(κn*)=Hom(Kn,X)/κn*(Hom(Pn1,X)).

Die Elemente aus Extn(Z,X) sind also gewisse Äquivalenzklassen von Elementen aus Hom(Kn,X).[3]

Schließlich sei darauf hingewiesen, dass man die Rollen von X und Z auch vertauschen kann, man erhält

Extn(Z,X)RnHom(Z,)(X).

Zusammenhang zwischen Ext und Ext1

In diesem Abschnitt soll erläutert werden, wie die oben definierten Konstrukte Ext und Ext1 zusammenhängen. Wir konstruieren eine Abbildung Ext(Z,X)Ext1(Z,X).

Sei 0XYZ0 eine kurze exakte Sequenz, die ein Element aus Ext(Z,X) definiert. Weiter sei 0KPZ0 eine kurze exakte Sequenz mit projektivem P. Mittels der Projektivität von P kann man ein kommutatives Diagramm

0KPZ0ψφ0XYZ0

konstruieren. Dann ist ψHom(K,X) ein Homomorphismus, dessen Äquivalenzklasse nach obiger Darstellung von Extn(Z,X) ein Element aus Ext1(Z,X) definiert.

Bildet man die Äquivalenzklasse von 0XYZ0 in Ext(Z,X) auf die Äquivalenzklasse von ψ in Ext1(Z,X) ab, so erhält man eine wohldefinierte Abbildung Ext(Z,X)Ext1(Z,X), von der man zeigen kann, dass es sich um einen Gruppenisomorphismus handelt.[4]

Daher kann man Ext mit Ext1 identifizieren, das heißt Ext kann in diesem Sinne als erste Rechtsableitung des Hom-Funktors definiert werden.

Lange exakte Sequenz

Der Hom-Funktor ist linksexakt, das heißt für eine kurze exakte Sequenz

0XYZ0

und ein weiteres Objekt (Modul) A hat man eine exakte Sequenz

0Hom(A,X)Hom(A,Y)Hom(A,Z),

und diese lässt sich im Allgemeinen nicht exakt mit 0 fortsetzen. Wegen der Linksexaktheit stimmt die 0-te Ableitung des Hom-Funktors mit Hom überein, das heißt, wenn man obige Definition von Extn auf n=0 ausdehnt, so hat man Ext0=Hom. Die lange exakte Sequenz für abgeleitete additive Funktoren liefert daher die folgende exakte Sequenz

0Hom(A,X)Hom(A,Y)Hom(A,Z)
Ext1(A,X)Ext1(A,Y)Ext1(A,Z)Ext2(A,X).

Analog erhält man eine lange exakte Sequenz

0Hom(Z,A)Hom(Y,A)Hom(X,A)
Ext1(Z,A)Ext1(Y,A)Ext1(X,A)Ext2(Z,A).

In diesem Sinne schließen die Ext-Funktoren die durch die fehlende Exaktheit des Hom-Funktors entstandene Lücke.[5]

Einzelnachweise

  1. Sergei I. Gelfand & Yuri Ivanovich Manin: Homological Algebra, Springer, Berlin, 1999, ISBN 978-3-540-65378-3
  2. Charles A. Weibel: An introduction to homological algebra, Cambridge Studies in Advanced Mathematics, 38, Cambridge University Press, 1999, ISBN 978-0-521-55987-4
  3. Peter Hilton: Lectures in Homological Algebra, American Mathematical Society (2005), ISBN 0-8218-3872-5, Satz 3.13
  4. Peter Hilton: Lectures in Homological Algebra, American Mathematical Society (2005), ISBN 0-8218-3872-5, Theorem 4.5
  5. Saunders Mac Lane: Homology, Springer Grundlehren der mathematischen Wissenschaften Band 114 (1967), Kap. III, Theorem 3.4 und Theorem 9.1

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