Endliche Von-Neumann-Algebra

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Endliche Von-Neumann-Algebren werden im mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis untersucht. Es handelt sich dabei um Von-Neumann-Algebren, deren Projektionen einer gewissen Endlichkeitsbedingung genügen.

Definitionen

Es sei A eine Von-Neumann-Algebra über einem Hilbertraum H. Projektionen sind Elemente aus A mit der Eigenschaft e=e*=e2. Den Arbeiten von Murray und von Neumann über die heute sogenannten Von-Neumann-Algebren lag die Idee zu Grunde, Projektionen in Analogie zu Mengen zu untersuchen. Die Äquivalenz zweier Projektionen wird in Analogie zur Gleichmächtigkeit von Mengen definiert: e1 und e2 heißen äquivalent, wenn es ein vA gibt mit e1=v*v und e2=vv*; man schreibt e1e2. Der Teilmengenbeziehung entspricht die Teilmengenbeziehung der projizierten Räume, das heißt man definiert e1e2 als e1(H)e2(H). Da eine Menge genau dann endlich ist, wenn sie zu keiner echten Teilmenge gleichmächtig ist, definiert man im Sinne der hier verfolgten Analogie:

Eine Projektion eA heißt endlich, falls ee1e nur für e=e1 möglich ist. Man beachte, dass dieser Endlichkeitsbegriff von A abhängt, da der Äquivalenzbegriff von A abhängt.

Eine Von-Neumann-Algebra A heißt endlich, wenn das Einselement 1=idH als Projektion aus A endlich ist.

Beispiele

  • Abelsche Von-Neumann-Algebren sind endlich, denn für diese ist die Äquivalenz von Projektionen mit deren Gleichheit gleichbedeutend.
  • Die endlichdimensionalen Algebren A=L(n) über einem endlichdimensionalen Hilbertraum sind endlich, denn äquivalente Projektionen haben gleiche Dimension.
  • Die Algebra L(2) über dem Folgenraum 2 ist nicht endlich, denn ist sL(2) der Shiftoperator, so ist 1=s*sss*<1.
  • Es sei G eine diskrete Gruppe. Jedes Element gG operiert als Linksoperator lg und als Rechtsoperator rg auf dem Hilbertraum 2(G) in dem man (lg(x))(h):=x(g1h) und (rg(x))(h):=x(hg1) definiert. Es seien LG und RG die von {lg;gG} bzw. {rg;gG} erzeugten Von-Neumann-Algebren. Dann sind LG und RG endlich und gegenseitige Kommutanten.[1]

Die Spur auf einer endlichen Von-Neumann-Algebra

Ist A eine endliche Von-Neumann-Algebra mit Zentrum Z, so gibt es genau eine lineare Abbildung τ:AZ mit folgenden Eigenschaften[2][3]:

  • τ ist positiv, das heißt aus a0 folgt τ(a)0
  • τ ist eine Spur, das heißt τ(ab)=τ(ba) für alle a,bA
  • τ ist eine Projektion auf Z, das heißt τ(z)=z für alle zZ.

Die eindeutig bestimmte Spur heißt die kanonische Spur auf A. Sie hat zusätzlich folgende Eigenschaften:

  • τ ist strikt positiv, das heißt a>0 folgt τ(a)>0
  • τ ist Z-Morphismus, das heißt τ(za)=zτ(a) für alle aA,zZ.
  • τ ist eine Kontraktion, das heißt τ(a)a für alle aA
  • τ ist ultraschwach stetig.

Ist umgekehrt A eine Von-Neumann-Algebra mit Zentrum Z und einer strikt positiven Spur τ:AZ, so ist A endlich. Ist nämlich e1e2e1, so gibt es vA mit e1=v*v und e2=vv*. Daraus folgt e2e10 und τ(e2e1)=τ(vv*)τ(v*v)=0 wegen der Spureigenschaft und dann e2e1=0 wegen der strikten Positivität. Daher ist jede Projektion in A endlich, woraus sich die Endlichkeit von A ergibt.

Weitere Charakterisierungen

Typen endlicher Von-Neumann-Algebren

In der Typklassifikation der Von-Neumann-Algebren sind genau die Typ In Algebren mit n< und die Typ II1 Algebren endlich.

Unitäre Äquivalenz von Projektionen

Zwei Projektionen e1,e2 einer Von-Neumann-Algebra A heißen unitär äquivalent, wenn es ein unitäres Element uA (d. h. 1=u*u=uu*) gibt mit e1=u*e2u. Aus der unitären Äquivalenz folgt die gewöhnliche, oben definierte Äquivalenz, denn aus der definierenden Gleichung folgt e1=u*e2u=(e2u)*(e2u) und (e2u)(e2u)*=e2uu*e2=e21e2=e22=e2. Die Umkehrung ist im Allgemeinen falsch.

Eine Von-Neumann-Algebra ist genau dann endlich, wenn Äquivalenz und unitäre Äquivalenz übereinstimmen.[4]

Stetigkeit der Involution

Die Involution auf einer Von-Neumann-Algebra ist im Allgemeinen nicht stetig bzgl. der starken Operatortopologie, wie man am Beispiel des unilateralen Shiftoperators sL(2) zeigen kann, denn für alle ξ=(ξn)n2 gilt sn*ξ=(ξn+1,ξn+2,)0, aber snξ=ξ, was für von 0 verschiedenes ξ nicht gegen 0 konvergiert. In endlichen Von-Neumann-Algebren kann so etwas nicht passieren.

Eine Von-Neumann-Algebra ist genau dann endlich, wenn die Involution auf allen beschränkten Mengen stark-stetig ist.[5]

Einzelnachweise

  1. R.V. Kadison, J. R. Ringrose: Fundamentals of the Theory of Operator Algebras II, Academic Press (1983), ISBN 0-1239-3302-1, 6.7.2 – 6.7.4
  2. R.V. Kadison, J. R. Ringrose: Fundamentals of the Theory of Operator Algebras II, Academic Press (1983), ISBN 0-1239-3302-1, Theorem 8.2.8
  3. Jacques Dixmier: Von Neumann algebras. North-Holland, Amsterdam 1981, ISBN 0-444-86308-7, III.4 Existence and uniqueness theorems for operator traces
  4. R.V. Kadison, J. R. Ringrose: Fundamentals of the Theory of Operator Algebras II, Academic Press (1983), ISBN 0-1239-3302-1, 6.9.11.
  5. Gert K. Pedersen: C*-Algebras and Their Automorphism Groups, Academic Press Inc. (1979), ISBN 0-1254-9450-5, Korollar 5.4.13