Eikonal

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Vorlage:Begriffsklärungshinweis Als Eikonal (Altgriechisch εἰκών eikon = Bild, Abbild) wird in der geometrischen Optik die Strecke eines Lichtstrahls zwischen Ausgangs- und Endpunkt bezeichnet[1]. Verwandt damit ist das Bruns-Eikonal[2].

Von der Wellengleichung zum Eikonal

Die elektrische Feldstärke E von Licht als elektromagnetischer Welle in einem Medium mit dem Brechungsindex n erfüllt die Wellengleichung[3] mit dem Laplace-Operator Δ=2=x2+y2+z2:

2En2c22Et2=2Ex2+2Ey2+2Ez2n2c22Et2=0

mit der Lichtgeschwindigkeit c im Vakuum. Für einfache harmonische Schwingungen mit der Kreisfrequenz ω, bei denen eine beliebige Komponente von E die Form f(x,y,z)eiωt hat, gilt die zeitunabhängige Gleichung

Vorlage:NumBlk

mit der Wellenzahl k=2π/λ=ω/c. Für den Grenzfall kleiner Wellenlängen λ bzw. großer Wellenzahlen k sucht man eine Lösung dieser Gleichung durch eine näherungsweise ebene Welle

f=u(x,y,z)eikL(x,y,z)

mit der langsam veränderlichen Amplitude u(x,y,z) und einem nur wenig von der Linearität abweichenden optischen Weglänge L(x,y,z) oder auch Eikonal genannt[2]. Mit

f=(u+ikuL)eikL(x,y,z)2f=[2u+2ikuL+ik2Lk2u(L)2]eikL(x,y,z)

wird die zeitunabhängige Wellengleichung (1) zu

k2u(n2|L|2)+ik(u2L+2uL)+2u=0

Nun ist k eine sehr große Zahl, solange also u2L+2uL und 2u ausnahmsweise nicht zu groß werden, kann man sich auf das höchste Glied beschränken und erhält die Eikonalgleichung der geometrischen Optik[4][5]

Vorlage:NumBlk

Diese Näherung versagt an Kaustiken wie Brennflächen oder Brennlinien und auch an Brennpunkten, an denen 2L groß wird. Auch an optischen Schattengrenzen wird u groß, so dass die geometrische Optik nicht mehr gilt und Beugungserscheinungen auftreten[6].

Der Einheitsvektor s in der Richtung der Flächennormalen L(x,y,z)=konstant ist proportional zum Gradienten L(x,y,z) des Eikonals L, und aus (2) folgt

Vorlage:NumBlk

Bei der Näherung braucht n nicht konstant zu sein. Daher kann man n als Ortsfunktion eines inhomogenen Mediums ansehen. Die Strahlen sind dann gekrümmt. Der Lichtweg von P0 nach P wird in jedem Fall durch das über einen Strahl erstreckte Linienintegral

P0Pnds=L(P)L(P0)

dargestellt[6]. Das obige Integral ist wegunabhängig, da ns nach (2) Gradient des Potentials L ist, denn[7] ×(ns)=×L=0.

Betrachtet man ein Einteilchensystem mit Koordinate q, Impuls p und potentieller Energie Epot, deren Hamilton-Funktion H=12mp2+Epot eine Bewegungskonstante darstellt und der Gesamtenergie E entspricht, ergibt sich ein Zusammenhang zwischen der Hamiltonschen Wirkungsfunktion S und der charakteristischen Funktion W im Hamilton-Jacobi-Formalismus[8]:

S(q,p,t)=W(q,p)Et

Da die charakteristische Funktion W zeitunabhängig ist, bleiben Flächen mit konstantem W im Konfigurationsraum unverändert angeordnet.

Der Betrag des Gradienten von W wird durch die Hamilton-Jacobi-Gleichung bestimmt, die sich schreiben lässt als[9]:

12m(W)2=EEpot(W)2=2m(EEpot)

Die Eikonalgleichung (2) der geometrischen Optik ist formal identisch mit der Hamilton-Jacobi-Gleichung der Mechanik. Dabei übernimmt die charakteristische Funktion W die gleiche Rolle wie das Eikonal L in der Optik, und 2m(EEpot) entspricht einem Brechungsindex[4].

Die Hamilton-Jacobi-Gleichung beschreibt daher, dass die klassische Mechanik dem geometrischen Grenzfall einer Wellenbewegung entspricht. In dieser Analogie entsprechen die Lichtstrahlen, die senkrecht zu den Wellenfronten stehen, den klassischen Teilchenbahnen, die ihrerseits orthogonal zu den Flächen mit konstanter Wirkung S verlaufen.

Lösungen der Eikonalgleichung

Ist L(x,y,z) eine Lösung der Eikonalgleichung (2), so werden die Flächen mit konstantem L zu Flächen konstanter optischer Phase und definieren damit die Wellenfronten. Die Strahlengänge stehen überall senkrecht auf den Wellenfronten und sind somit ebenfalls durch die Gleichung (2) bestimmt. In einem optisch homogenen Medium mit konstanter Brechzahl n ergeben sich folgende Lösungen[10] von (2):

  • Lösung mit geraden Linien:
L=n(αx+βy+γz)mit α2+β2+γ2=1und L=n(αβγ)
Die Wellenfront des Eikonals L wird z. B. durch zwei Konstanten α und β beschrieben und ist damit eine Ebene. Die Strahlen verlaufen als parallele Geraden in Richtung α : β : γ.
  • Lösung mit singulärem Punkt ist eine Kugelwelle mit geradem Strahlengang:
L=nrmit r=x2+y2+z2und L=nr(xyz)
  • Lösung mit singulärer Linie ist eine Zylinderwelle mit geradem Strahlengang:
L=nρmit ρ=x2+y2und L=nρ(xy)
  • Eikonal einer Gradientenindexfaser:
Eine Gradientenindexfaser (GRIN-Faser) ist eine optische Faser, oder Lichtwellenleiter, bei der der Brechungsindex n(ρ) des Kerns nicht konstant ist, sondern radial von der Faserachse nach außen abnimmt. Tritt der Lichtstrahl an der Stirnseite in der Mitte mit einem Winkel von γ0 gegen die Faserachse ein, so bleibt er bei dieser zylindersymmetrischen Anordnung mit den Koordinaten (ρ,ϕ,z) in der durch die Einheitsvektoren eρ und ez gebildeten Ebene. Das Eikonal ist bei solchen Meridionalstrahlen unabhängig vom Winkel ϕ[11]. Mit dem Gradienten in Zylinderkoordinaten[12]
L=Lρeρ+1ρLϕeϕ+Lzez
schreibt sich die winkelunabhängige Eikonalgleichung (2):
(L)2=(Lρ)2+(Lz)2=n2(ρ)
Durch Separation der Variablen[13] L(ρ,z)=R(ρ)+Z(z) mit der Konstanten a
(Rρ)2n2(ρ)=a2=(Zz)2
bleiben die zwei Differentialgleichungen mit den Lösungen:
Zz=aZ(z)=azRρ=n2(ρ)a2R(ρ)=mρn2(ρ)a2dρ
Alle Integrationskonstanten sind in der unteren Grenze m des Integrals zusammengefasst. Das Eikonal einer Gradientenindexfaser lautet damit[14]

Vorlage:NumBlk

  • Lichtbahnen in einer Gradientenindexfaser:
Die vektorielle Eikonalgleichung (3) ermöglicht die Ermittlung der Lichtbahnen in einem Medium mit Brechungsindex n:
ns=L,|s|=1
Bei Unabhängigkeit vom Winkel ϕ vereinfachen sich der Tangentenvektor
s=ρseρ+ρϕseϕ+zsez=ρseρ+zsez
und der Gradient in Zylinderkoordinaten:
L=Lρeρ+1ρLϕeϕ+Lzez=Lρeρ+Lzez
Die vektorielle Eikonalgleichung (3) schreibt sich dann mit dem Eikonal einer Gradientenindexfaser nach (4)
n(ρ)ρs=Lρ=n2(ρ)a2n(ρ)zs=Lz=a
Bildet man den Quotienten beider Differentialgleichungen, so erhält man eine Lösung der Bahn z(ρ):
zρ=an2(ρ)a2z(ρ)=mρan2(ρ)a2dρ
Tritt ein Lichtstrahl in der Mitte der Gradientenindexfaser mit der Brechzahlverteilung n(ρ)2=n02(1α2ρ2) mit dem Neigungswinkel γ0 gegen die Faserachse ein, so lautet die Anfangsbedingung z/s=cosγ0 und die Konstante a=n(ρ=0)cosγ0=n0cosγ0. Das Integral wird mit sin2γ0=1cos2γ0 zu[15]:
z(ρ)=mρn0cosγ0n02(1α2ρ'2)n02cos2γ0dρ=mρcosγ0sin2γ0α2ρ'2dρ=cosγ0αmρ1(sinγ0/α)2ρ'2dρ=cosγ0αarcsinαzsinγ0
Für den Radius des Lichtstrahls entlang der Faser beträgt damit[16]:
ρ(z)=sinγ0αsinαzcosγ0
Dies führt dazu, dass die Lichtstrahlen innerhalb der Faser gebogen werden und sich auf einer sinusförmigen Bahn ausbreiten, anstatt wie bei Stufenindexfasern abrupt an der Kern-Mantel-Grenze reflektiert zu werden. Diese Eigenschaft ermöglicht eine geringere Dispersion und eine bessere Signalübertragung über größere Entfernungen im Vergleich zu Stufenindexfasern.

Von der Eikonalgleichung zur Strahlengleichung der geometrischen Optik

Für den Strahlengang r(s) eines Lichtstrahls wählt man zweckmäßigerweise den Parameter der Bogenlänge s

ds=|dr|=drdr

d. h. vom Startpunkt r0 bis zum Punkt r beträgt die Bogenlänge der Bahn

s=r0rds=r0rdrdr

Damit ist der Tangentenvektor[17] eine Einheitsvektor:

s=drds=(dx/dsdy/dsdz/ds)|s|=|drds|=1

Für ein beliebiges a gilt daher allgemein

dads=dxdsdadx+dydsdady+dzdsdadz=saoder dds=s

Eine weitere Ableitung der vektoriellen Eikonalgleichung (3) ergibt

dds(ndrds)=dds(ns)=ddsL=s(L)=Ln(L)=(L)22n=n22n=n

Das ist die Strahlengleichung der geometrischen Optik[18]:

Vorlage:NumBlk

Die Ableitung des Tangentenvektors s(s) führt auf den zu ihm senkrechten Hauptnormalenvektor[19] eN(s) (siehe auch die Frenetschen Formeln):

eN(s)=ρdsds

mit dem lokalen Krümmungsradius ρ > 0. Damit wird der Hauptnormalenvektor ein Einheitsvektor |eN(s)|=1 und weist in Richtung des Kreismittelpunkt des Krümmungskreises der Kurve an der Stelle s. Bei Ausführung der Ableitungen in der Strahlengleichung (5) gilt:

n=dds(ns)=dndss+ndsds=dndss+nρeN

Da der Hauptnormalenvektor eN senkrecht auf den Tangentenvektor s des Lichtstrahls steht gilt eNs=0 und damit

eNn=dnds(eNs)+nρ(eNeN)=nρ>0

Der Lichtstrahl krümmt sich immer in Richtung der maximalen Zunahme des Brechungsindexes n.

Anwendungen der Strahlengleichung der geometrischen Optik

Snellius'sches Brechungsgesetz

Schematische Darstellung zur Herleitung des Brechungsgesetzes

Für ein geschichtetes Medium hängt z. B. die Brechzahl n(z) nur von der Koordinate z ab. Die Strahlengleichung (5) für den Lichtstrahl r=(x,z(x)) vereinfacht sich zu:

dds(ndxds)=dndx=0ndxds=Cdds(ndzds)=dndz0

Für einen Lichtstrahl, der unter dem Winkel δ1 gegen die Senkrechte z auf die Grenzfläche trifft ist die Steigung gegen die Grenzfläche

dxds=cos(90°δ1)=sinδ1C=n1sinδ1=n2sinδ2=konstant

Dies ist das Snellius'sche Brechungsgesetz. Trotz der Annahme, dass sich der Brechungsindex nur langsam ändern sollte, gilt dieses Gesetz auch an Grenzflächen, an denen sich der Brechungsindex sprunghaft ändert[20].

Fata Morgana

Fata Morgana am Chott el Djerid in Tunesien

Einfachste Fall ist eine lineare Abhängigkeit des Brechungsindex n=n0+ζz von der Höhe z, wie dies bei der horizontal geschichteten Atmosphäre auftritt (ζ1). Die Strahlengleichung (5) für den Lichtstrahl r=(x,z(x)) lautet dann:

dds(ndxds)=dndx=0ndxds=Cdds(ndzds)=dndz=ζ

Für die Konstante kann man hier C = 1 setzen, denn damit wird nur die x-Koordinate skaliert[21]. Für die Strahlengleichung der z-Koordinate gilt dann mit dx/ds=1/n:

dds(ndzds)=dxdsddx(ndxdsdzdx)=1nd2zdx2=dndz=ζ
Lichtwege in einer Fata Morgana bei einem kontinuierlichen Übergang der Temperatur

Mit ndndz=12dn2dz und n2n02+2ζz für ζ1 ergibt sich die Differentialgleichung

d2zdx2=ndndz=12dn2dz=ζ,

die leicht zu integrieren ist:

z(x)=12ζ(xx0)2+z0

Nimmt der Brechungsindex mit der Höhe zu (ζ > 1), was bei Luft über dem heißen Asphalt an einem Sommertag der Fall ist, so ist der Strahlenverlauf entlang eine nach oben geöffnete flache Parabel. Das ist bei einer unteren Fata Morgana der Fall[22].

Gradientenindexfasern

In der optischen Kommunikationstechnik werden bestimmte Lichtwellenleiter, sogenannte Gradientenindexfasern, eingesetzt, deren Brechungsindex radial nach außen hin allmählich abnimmt. Bei Multimode-Fasern hat dies den Vorteil, dass die Dispersion der verschiedenen Moden geringer ist als bei Fasern mit einem stufenförmig abfallenden Brechungsindex. Um die durch das Brechzahlprofil verursachte Krümmung eines Lichtstrahls zu bestimmen, wird die Strahlengleichung (5) herangezogen. In der paraxialen Näherung ds dz und unter Annahme einer zylindrisch symmetrischen Faser (ρ = (x2+y2)½, z) vereinfacht sich diese Gleichung erheblich[23]:

ddz(nd(ρeρ)dz)=nρeρddz(ndρdz)=nρ

Für ein parabolisches Brechzahlprofil

n(ρ)={n1[1Δ(ρ/a)2]ρan2ρa

mit der Brechzahldifferenz Δ = (n1 - n2)/n1 bei dem der Brechungsindex von einem Maximalwert n1 bei ρ = 0 auf n2 bei ρ = a abnimmt, ergibt sich eine Bewegungsgleichung, die der eines harmonischen Oszillators entspricht.

d2ρdz2+2Δa2ρ=0

Daraus lässt sich direkt ableiten, dass der Lichtstrahl Pendelbewegungen mit dem maximalen Ausschlag ρ0 = a um die Achse z ausführt, bei einer Anfangsbedingung von ρ(z=0) = 0:

ρ(z)=ρ0sin2Δa2z

Hamilton's charakteristische Funktion

William Rowan Hamilton verfolgt die Lichtstrahlen, die von einem Punkt P(x0,y0,z0) im Objektraum ausgehen. Dann konstruiert er die Fläche konstanten Lichtwegs[6]

L(x0,y0,z0;x1,y1,z1)=L(P0;P1)=P0P1nsdr=konstant

Als Funktion vom Anfangspunkt P(x0,y0,z0) im Objektraum zum Endpunkt P1(x1,y1,z1) im Bildraum ist L Hamilton's charakteristische Funktion. Als Funktion der Koordinaten r1= (x1,y1,z1) des Endpunkts P1(x1,y1,z1) genügt sie der Gleichung[24]

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mit den Nabla-Operator 1=(/x1,/y1,/z1). Entsprechend der Bedeutung des Linienintegrals gilt für die Ableitung nach x0, y0, z0:

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Zusammengefasst lautet beide Gleichungen (6) und (7)

Vorlage:NumBlk

Durch die Anwendung des Fermatschen Prinzips der extremalen Laufzeit, das Hamilton sein Prinzip der kleinsten Wirkung nannte, versuchte er, eine einzige Funktion zu finden, die jeden Weg durch ein optisches System charakterisiert. Da sie die Eingangsstrahlen den Ausgangsstrahlen zuordnete, war sie die allgemeinste Charakterisierung eines definierten optischen Systems. Die charakteristische Funktion definiert Flächen mit konstanter Wirkung, deren Normalenvektoren die Strahlen des optischen Systems sind.

Bruns-Eikonal

Eine ähnliche Funktion, die jeden Weg durch ein optisches System charakterisiert, fand Bruns später unabhängig von Hamilton. Das Bruns-Eikonal oder Brunssche Eikonal ist eine Funktion, die gemäß dem Fermatschen Prinzip den kürzesten Weg zwischen zwei durch optische Medien getrennten Punkten beschreibt. Sie wurde vom deutschen Mathematiker Heinrich Bruns 1895 veröffentlicht und in der Strahlenoptik benutzt. Der Name Eikonal stammt von Bruns, das Verfahren war aber schon William Rowan Hamilton bekannt, der es charakteristische Funktion nannte (Hamilton-Jacobi-Gleichung) und in Optik und Mechanik anwandte.

Man erhält den Ansatz von Bruns aus dem von Hamilton durch folgende Transformation[25]. Auf einem Strahl wählt man zwei Punkte im Objektraum, a0(ξ0,η0,ζ0) und r0(x0,y0,z0) im Abstand ρ0=|r0a0|, und zwei Punkte a1(ξ1,η1,ζ1) und r1(x1,y1,z1) im Bildraum, im Abstand ρ1=|r1a1|; und zwar so

r0=a0+ρ0s0mitdr0=da0+ρ0ds0+s0dρ0r1=a1+ρ1s1mitdr1=da1+ρ1ds1+s1dρ1

Eingesetzt in Gleichung (8) mit s02=s12=1 und s0ds0=s1ds1=0 erhält man

Vorlage:NumBlk

Wählt man ξ0=0 und ξ1=0 für die x-Koordinaten der Punkte a0 und a1, so kann man statt x0,y0,z0 auch η0,ζ0,ρ0 und an Stelle von x1,y1,z1 auch η1,ζ1,ρ1 zur Bestimmung des Strahls einführen. Mit den Richtungskosinussen für m0,p0,q0 für s0 und m1,p1,q1 für s1 für die Einheitsstrahlvektoren erhält man aus (9): [24]

dL=dEn0dρ0+n1dρ1

mit

Vorlage:NumBlk

Fasst man also L als Funktion von η0,ζ0,ρ0 und η1,ζ1,ρ1 auf so gilt

Lρ0=n0Lρ1=n1Lη0=Eη0=n0p0Lη1=Eη1=n1p1Lζ0=Eζ0=n0q0Lζ1=Eζ1=n1q1

wo E nach (10) als Funktion von η0,ζ0,η1,ζ1 allein angesehen werden kann. Diese Funktion E(η0,ζ0,η1,ζ1) hat Bruns Eikonal genannt. Sie ist an keine Differentialgleichung mehr gebunden; denn die Gleichung (L)2=n2 angewandt auf Anfangs- und Endpunkt ist gleich bedeutend mit

Lρ0=n0undLρ1=n1

was nach der obigen Gleichung keine Bedingung für der Bruns-Eikonal E darstellt.

Das Bruns-Eikonal wird bei akustischen Wellen und anderen Wellenphänomenen angewendet, z. B. in der Seismologie zur Berechnung der Ausbreitung seismischer Wellen.

Winkeleikonal

Skizze zum Winkeleikonal

Karl Schwarzschild führte anstelle der Koordinaten zweier Punkte die Richtungskomponenten zweier Strahlen als unabhängige Variablen ein. Dies wird durch die Einführung einer neuen Funktion V mit Hilfe der Legendre-Transformation erreicht[26].

Gegeben seien zwei feste Punkte a0 und a1, die sich beispielsweise im Objektraum und im Bildraum befinden. Die Funktion V wird definiert als:

V=L+n0(r0a0)s0n1(r1a1)s1

Es lässt sich zeigen, dass V allein als Funktion der Komponenten von s0 und s1 aufgefasst werden kann. Aus der Beziehung (7)

dL=n0s0dr0+n1s1dr1

ergibt sich

dV=dL+n0d(r0a0)s0+n0(r0a0)ds0n1d(r1a1)s1n1(r1a1)ds1=n0s0dr0+n1s1dr1+n0dr0s0+n0(r0a0)ds0n1dr1s1n1(r1a1)ds1dV=n0(r0a0)ds0n1(r1a1)ds1

Die Funktion V ist nicht mehr an eine Differentialgleichung gebunden. Die Eikonalgleichung (2) der geometrischen Optik

|L|2=n2,

die L für Anfangs- und Endpunkte erfüllt, reduziert sich darauf, dass s02=1 und s12=1 gilt. Diese Bedingungen beziehen sich nun direkt auf die unabhängigen Variablen.

Für die Richtungskomponenten von s0 und s1 setzt man (m0,p0,q0) bzw. (m1,p1,q1). Durch Eliminieren von m0 und m1 erhält man die Funktion

W(p0,q0;p1,q1)=V(1p02q02,p0,q0;1p12q12,p1,q1),

die als Schwarzschildsches Winkeleikonal bezeichnet wird[26].

Geometrische Interpretation von V und W:

Die Größe (r0a0)s0 repräsentiert die Projektion des Vektors (r0a0) entlang der Richtung s0. Analog gilt dies für (r1a1)s1. Betrachtet man die Fußpunkte N0 und N1 der Normalen von a0 und a1 auf den Strahl mit den Richtungen s0 bzw. s1, so beschreibt V die optische Weglänge zwischen N0 und N1.

Dementsprechend kann W als die optische Weglänge zwischen den Fußpunkten N0 und N1 definiert werden. Diese Funktion besitzt eine Minimaleigenschaft, die der von L entspricht: L ist die minimale optische Weglänge zwischen zwei Punkten P0 und P1 entlang des realen Strahls im Vergleich zu beliebigen Nachbarkurven durch diese Punkte.

Herleitung der Eikonal-Gleichung der Akustik

Nachfolgend soll die Eikonalgleichung als Hochfrequenzapproximation der akustischen Wellengleichung hergeleitet werden. In der Quantenmechanik wird ein ähnliches Verfahren verwendet, die semiklassische WKB-Näherung.

Wir gehen also von der akustischen Wellengleichung mit dem Druck p, dem Ortsvektor x, der ortsabhängigen Ausbreitungsgeschwindigkeit c=c(x) und konstanter Dichte aus

2p1c22pt2=0

Gesucht ist ein zeitlich harmonischer Hochfrequenzansatz, für den eine frequenz- und zeitunabhängige Amplitude P(x) und die Laufzeitfunktion ϕ(x) angenommen werden kann. Sie hat die Form

p(x,t)=P(x)eiω(tϕ(x))

Zunächst berechnet man die Zeitableitungen der Wellengleichung:

pt=iωP(x)eiω(tϕ(x));2pt2=ω2P(x)eiω(tϕ(x))

Nun folgen die Ortsableitungen:

p=Peiω(tϕ(x))iωPeiω(tϕ(x))ϕ=(PiωPϕ)eiω(tϕ(x))

Wegen der vektoriellen Identität (a(x)b(x))=a(x)b(x) +a(x)b(x) gilt weiter:

2p=p
=(PiωPϕ)eiω(tϕ(x))+(PiωPϕ)eiω(tϕ(x))
=(2PiωPϕiωP2ϕiω(PiωPϕ)ϕ)eiω(tϕ(x))
=(2P2iωPϕiωP2ϕω2P(ϕ)2)eiω(tϕ(x))

Die beiden Ableitungen in die Wellengleichung eingesetzt ergeben nach Division durch eiω(tϕ(x))

ω2P((ϕ)21c2)iω(2Pϕ+P2ϕ)+2P=0.

Eine Division durch ω2P führt dann zu

((ϕ)21c2)+iωP(2Pϕ+P2ϕ)1ω2P(2P)=0.

Da Real- und Imaginärteil der Gleichung unabhängig voneinander gleich null sein müssen, folgt:

((ϕ)21c2)1ω2P(2P)=0

Bei der Näherung geht man davon aus, dass die Amplitude P nur schwach ortsabhängig, 2P also beschränkt ist. Da gleichzeitig weder die Laufzeit ϕ noch die Amplitude P frequenzabhängig sind, ist der zweite Term für sehr hohe Frequenzen klein gegenüber dem ersten Term und die Gleichung vereinfacht sich auf:

(ϕ)2=1c2

Die Lösung ϕ(x) der Eikonalgleichung ordnet jedem Punkt im Ortsraum die Laufzeit der Welle zu. Linien gleicher Laufzeit lassen sich entsprechend als Wellenfronten interpretieren.

Vorlage:Normdaten

Einzelnachweise