Dyson-Reihe

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Die Dyson-Reihe ist eine nach Freeman Dyson benannte Reihe, welche in der zeitabhängigen Störungstheorie in der Quantenmechanik sowie in der Quantenelektrodynamik auftritt.[1][2] In der Quantenelektrodynamik ist die Reihe divergent, führt aber zu Ergebnissen, die gut mit dem Experiment übereinstimmen, wenn sie nach endlich vielen Gliedern abgebrochen wird.[3]

Wellenfunktionsdarstellung

Im Wechselwirkungsbild der Quantenmechanik spaltet man den Hamiltonoperator H in einen ungestörten Teil H0 und einen Wechselwirkungsterm V auf: H=H0+V. Das Wechselwirkungsbild (Index I für engl. interaction) hängt mit dem Schrödingerbild (ohne Index) wie folgt zusammen:

  • Zustände: ψI(t):=eiH0t/ψ(t)
  • Störoperator: VI(t):=eiH0t/V(t)eiH0t/

Leitet man nun die Definitionsgleichung für ψI(t) nach der Zeit t ab und setzt die Schrödingergleichung ein, so ergibt sich für die Zeitentwicklungsgleichung:

itψI(t)=VI(t)ψI(t).

Eine Zeitintegration ergibt die Integralgleichung:

ψI(t)=ψI(t0)+1it0tdt1VI(t1)ψI(t1).

Dies kann als Rekursionsgleichung für ψI(t) gelesen werden. Iteratives Einsetzen von ψI(t(n)) liefert:

ψI(t)=ψI(t0)+1it0tdt1VI(t1)ψI(t0)+1(i)2t0tdt1t0t1dt2VI(t1)VI(t2)ψI(t0)+.

Im Allgemeinen kommutieren VI(t1) und VI(t2) nicht, [VI(t1),VI(t2)]0. Deshalb ist die Zeitordnung t0t1t2t im Integrationsgebiet wichtig. Aufgrund der Symmetrie des Integranden ist es dennoch möglich, alle Integrale stattdessen von t0 bis t laufen zu lassen. Dann muss allerdings der Integrand nachträglich zeitgeordnet werden und der n-te Summand um den Faktor 1/n! korrigiert werden (𝒯 steht für den Zeitordnungsoperator):

ψI(t)=ψI(t0)+1it0tdt1VI(t1)ψI(t0)+1(i)212!t0tdt1t0tdt2𝒯VI(t1)VI(t2)ψI(t0)+.

Dies ist die Dyson-Reihe für Wellenfunktionen:

ψI(t)=n=01(i)n1n!t0tdt1t0tdt2t0tdtn𝒯(k=1nVI(tk))ψI(t0).

Für die Störungstheorie nützlich sind weiterhin die Überlappelemente:

ψ(t)ψ(t0)=n=01(i)ndt1dtntt1tnt0ψ(t)|eiH0(tt1)VeiH0(t1t2)VeiH0(tnt0)|ψ(t0).

Aufgrund obiger Definition von ψI(t) sind die Skalarprodukte im Wechselwirkungsbild und Schrödingerbild identisch.

Operatordarstellung

Es ist auch möglich, die Dyson-Reihe direkt mit dem Zeitentwicklungsoperator U zu entwickeln, ohne Wellenfunktionen explizit zu verwenden. U wird auch Propagator – oder in diesem Zusammenhang auch Dyson-Operator – genannt. Per Definition liefert der Zeitentwicklungsoperator U(t,t0) angewandt auf eine Wellenfunktion zur Zeit t0 die Wellenfunktion zur Zeit t:

ψI(t)=UI(t,t0)ψI(t0)

Setzt man dies in die obige Zeitentwicklungsgleichung ein, erhält man unter der Annahme, dies gelte für jede Wellenfunktion ψ:

itUI(t,t0)=VI(t)UI(t,t0).

Durch formale Integration erhält man dann analog zu oben eine Rekursionsgleichung:

UI(t,t0)=1+1it0tdt1VI(t1)UI(t1,t0).

Dies führt mit einer analogen Herleitung (siehe Artikel zur zeitabhängigen Störungstheorie) zur Dyson-Reihe für den Zeitentwicklungsoperator:

UI(t,t0)=𝒯e1it0tVI(t1)dt1.

Im Schrödingerbild gilt entsprechend:

U(t,t0)=𝒯e1it0tH(t1)dt1.

Literatur

  • Franz Schwabl, Quantenmechanik (QM I). Eine Einführung, 7. Auflage, Springer Verlag, München 2007, ISBN 978-3-540-73674-5. Kapitel 16.3.1 Störungsentwicklung

Einzelnachweise