Dirichlet-Kern

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Die ersten vier Dirichlet-Kerne. (Die Funktionen sind 2π-periodisch.)

Der Dirichlet-Kern ist eine von Peter Gustav Lejeune Dirichlet untersuchte Funktionenfolge. Diese wird in der Analysis im Teilgebiet der Fourier-Analysis verwendet. Dirichlet fand im Jahr 1829 den ersten strengen Beweis für die Konvergenz der Fourier-Reihe von einer periodischen, stückweise stetigen und stückweise monotonen Funktion. Die Konvergenz von Fourier-Reihen wurde schon seit Leonhard Euler diskutiert. Diese von Dirichlet gefundene Funktionenfolge ist wichtiger Bestandteil dieses Beweises und wird dort als Integralkern verwendet. Deshalb nennt man sie Dirichlet-Kern.

Definition

Als Dirichlet-Kern bezeichnet man die Funktionenfolge

Dn(x)=k=nneikx=1+2k=1ncos(kx)=sin((n+12)x)sin(x/2).

Die Bedeutung des Dirichlet-Kerns hängt mit dem Verhältnis zur Fourierreihe zusammen. Die Faltung von Dn(x) mit einer Funktion f der Periode 2π ist die Fourier-Approximation n-ten Grades für f. Beispielsweise ist

(Dn*f)(x)=12πππf(y)Dn(xy)dy=k=nnf^(k)eikx,

wobei

f^(k)=12πππf(x)eikxdx

der k-te Fourierkoeffizient von f ist. Daraus lässt sich schließen, dass es zum Studium der Konvergenz von Fourierreihen ausreicht, die Eigenschaften des Dirichlet-Kerns zu studieren. Aus der Tatsache, dass die L1-Norm von Dn für n logarithmisch gegen geht, kann man herleiten, dass es stetige Funktionen gibt, die nicht durch ihre Fourierreihe dargestellt werden.[1] Explizit gilt nämlich:

|Dn(t)|dt=4π2logn+𝒪(1)

Für die 𝒪-Notation siehe Landau-Symbole.

Beziehung zur Delta-Distribution

Die periodische Delta-Distribution ist das neutrale Element für die Faltung mit 2π-periodischen Funktionen:

f*(2πδ)=f

für jede Funktion f mit Periode 2π. Die Fourierreihe wird durch folgende "Funktion" repräsentiert:

2πδ(x)k=eikx=(1+2k=1cos(kx)).

Beweis der trigonometrischen Identität

Die trigonometrische Identität

k=nneikx=sin((n+12)x)sin(x/2)

kann wie folgt bewiesen werden. Dazu vergegenwärtige man sich die endliche Summe der geometrischen Reihe:

k=0nark=a1rn+11r.

Insbesondere gilt

k=nnrk=rn1r2n+11r.

Multipliziert man Zähler und Nenner mit r12, erhält man

rn1/2r1/21r2n+11r=rn1/2rn+1/2r1/2r1/2.

Im Fall von r=eix erhält man

k=nneikx=e(n+1/2)ixe(n+1/2)ixeix/2eix/2=2isin((n+1/2)x)2isin(x/2)

und kürzt schließlich mit 2i.

Literatur

  • Kurt Endl, Wolfgang Luh: Analysis II. Eine integrierte Darstellung. 7. Auflage, Aula-Verlag, Wiesbaden 1989, S. 117.
  • Andrew M. Bruckner, Judith B. Bruckner, Brian S. Thomson: Real Analysis. ClassicalRealAnalysis.com 1996, ISBN 013458886X, S. 620 (vollständige Online-Version (Google Books))

Einzelnachweise

  1. W. Rudin, Real and Complex Analysis. McGraw-Hill, London 1970. Abschnitt 5.11, S. 101