Bailey-Borwein-Plouffe-Formel

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

In der Mathematik bezeichnet die Bailey-Borwein-Plouffe-Formel (BBP-Formel) eine 1995 vom kanadischen Mathematiker Simon Plouffe entdeckte Summenformel zur Berechnung der Kreiszahl π.

Die von Plouffe entdeckte Reihe für π ist:

π=k=0116k(48k+128k+418k+518k+6)

Die Formel ist nach den Autoren David H. Bailey, Peter Borwein und Simon Plouffe des Zeitschriftenartikels benannt, in dem sie erstmals veröffentlicht wurde.[1] Das Erstaunliche an dieser speziellen Formel ist, dass man daraus mit ein wenig Umstellen einen Algorithmus ableiten kann, der eine beliebige Ziffer der Darstellung von π im Hexadezimalsystem ohne Berechnung der vorherigen Ziffern ermittelt (Ziffer-Extraktion).

Polylogarithmische Konstante

Seit Plouffes Entdeckung wurden viele ähnliche Formeln der Gestalt

α=k=0p(k)bkq(k)

entdeckt, die sich zu anderen fundamentalen mathematischen Konstanten (in der Darstellung zur Basis b) aufsummieren, wie z. B. zu den polylogarithmischen Konstanten π2,ζ(3) und zur Catalanschen Konstanten G. Man bezeichnet diese Formeln als BBP-Reihen zur Basis b. Die Frage, zu welchen mathematischen Konstanten BBP-Reihen existieren, ist bislang unbeantwortet. Zu folgenden Primzahlen p existiert für logp eine BBP-Reihe:

2, 3, 5, 7, 11, 13, 17, 19, 29, 31, 37, 41, 43, 61, 73, 109, 113, 127, 151, 241, 257, 331, 337, 397, 683, 1321, 1429, 1613, 2113, 2731, 5419, 8191, 14449, 26317, 38737, 43691, 61681, 65537, 87211, 131071, 174763, 246241, 262657, 268501, 279073, 312709, …[2]

23, 47, 53 und 59 sind die kleinsten Primzahlen, die in dieser Liste fehlen. Es ist jedoch unbewiesen, ob zu log23 tatsächlich keine BBP-Reihe existiert. Vermutlich gibt es für Quadratwurzeln 2,3,5,, die Eulersche Zahl e und die Eulersche Konstante γ keine BBP-Reihe, da das (vermutlich) keine polylogarithmischen Konstanten sind.

BBP-Algorithmus

An einem Beispiel soll gezeigt werden, wie man die Ziffern einer Zahlendarstellung erhält. So bekommt man z. B. die 4. dezimale Nachkommastelle von π durch

  • Multiplikation mit 103
 103π=3141,5926 
  • Wegschneiden des ganzzahligen Teils …
 103πmod1=0,5926 
  • Multiplikation mit 10
 (103πmod1)10=5,926 
  • und Wegschneiden des gebrochenen Teils …
 (103πmod1)10=5 

wobei zur Notation der Modulo-Operator und die Gauß-Klammer verwendet werden.

Analog ergibt sich die n-te Stelle der Hexadezimaldarstellung k=0zk16k von π zu

zn=(16n1πmod1)16.

Multiplikation der Plouffe-Formel mit 16n1 ergibt nach Unterteilung in vier Terme

16n1π=4σ12σ4σ5σ6 mit σt=k=016nk18k+t.

Da im Ausdruck für zn nur der gebrochene Teil von 16n1π eingeht, kann man bei der Berechnung der σt einen ganzzahligen Teil von den ersten n Summanden entfernen, um die Größe der Zwischenergebnisse zu begrenzen. Das erreicht man durch Anwendung des Operators mod(8k+t) auf den Zähler. Die restlichen Summanden mit kn haben keinen ganzzahligen Teil. Damit erhält man (unter Verwendung des Zeichens für Kongruenz):

σtσ't=k=0n116nk1mod(8k+t)8k+t+k=n16nk18k+t(mod1).

Die diskrete Exponentialfunktion im Zähler der ersten Summe kann man mit der binären Exponentiation effizient berechnen, wobei die Zwischenergebnisse kleiner als 64n2 bleiben. Damit gilt

16n1π4σ'12σ'4σ'5σ'6(mod1).

Da die σ't und ihre Linearkombination noch einen ganzzahligen Teil enthalten können, muss dieser noch entfernt werden. Somit ist

zn=((4σ'12σ'4σ'5σ'6)mod1)16.

Vorteile des BBP-Algorithmus

Diese Methode, nur die gerade benötigte Stelle von π zu extrahieren, erspart den Speicherplatz für die vorherigen Stellen. Weiter kann man einfachere Datentypen für die Speicherung der gewonnenen Stellen verwenden, die wiederum auch kürzere Zugriffszeiten haben, was den Algorithmus letztlich schneller macht. Daher hat diese Methode in vielen Anwendungen alle vorherigen Algorithmen zur Berechnung von π (die größere und komplexere Datentypen benötigten) überflüssig gemacht.

Bellard-Formel

Vorlage:Hauptartikel Fabrice Bellard entdeckte diese ähnliche Formel 1997. Sie ist etwa 43 % schneller als BBP:

π=k=0(1)k210k+6(2810k+12610k+3254k+12210k+52210k+7+110k+914k+3).

Literatur

  • Marc Chamberland: Binary BBP-Formulae for Logarithms and Generalized Gaussian-Mersenne Primes. Journal of Integer Sequences, Vol. 6, 2003, nur digital (PDF; 175 kB).
  • David H. Bailey: A Compendium of BBP-Type Formulas for Mathematical Constants. 2004, online (PDF; 215 kB).
  • Barry Cipra: Digits of Pi. In: D. Mackenzie, B. Cipra (Hrsg.): What’s happening in the Mathematical Sciences. Band 6, S. 29–39. AMS 2006.

Einzelnachweise