Unterobjekt-Klassifizierer

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Unterobjekt-Klassifizierer werden im mathematischen Teilgebiet der Kategorientheorie untersucht. Es handelt sich um einen Monomorphismus, so dass jedes Unterobjekt auf diese Weise als Pullback dieses Monomorphismus längs eines eindeutig bestimmten Morphismus auftritt. Die Grundidee stammt aus der Kategorie der Mengen, in der eine Teilmenge mit der zugehörigen charakteristischen Funktion identifiziert werden kann.

Unterobjekt-Klassifizierer für Mengen

Es sei true:{0}{0,1} durch true(0):=1 definiert, das ist offenbar ein Monomorphismus in 𝒮𝓉, der Kategorie der Mengen. Ferner seien C eine Menge und DC eine Teilmenge.

χD:C{0,1},c{1 wenn cD0 wenn cD

sei die charakteristische Funktion der Teilmenge DC. Bezeichnet man die Inklusion DC mit ι, so hat man folgendes Diagramm

D{0}ιtrueCχD{0,1},

das offenbar kommutativ ist, denn beide möglichen Pfade bilden alles auf 1 ab. Mehr noch, dieses Diagramm ist sogar ein Pullback, denn macht auch f:EC das Diagramm

E{0}ftrueCχD{0,1}

kommutativ, so muss f(E)D sein, das heißt, es gibt eine eindeutige Faktorisierung f=ιf|D, wobei f|D die Abbildung f mit auf D eingeschränkter Zielmenge sei. Streng genommen müsste man auch die Faktorisierung des Pfeils nach {0} zeigen, aber da es von jeder Menge nur eine einzige Abbildung nach {0} geben kann (man sagt dazu auch, {0} sei ein terminales Objekt), ist das automatisch erfüllt. Ferner kann man sich leicht überlegen, dass χD die einzige Abbildung C{0,1} ist, die das erstgenannte Diagramm zu einem Pullback macht. Dies ist letztlich nichts anderes als die übliche Identifizierung einer Teilmenge mit der zugehörigen charakteristischen Funktion. Diese Betrachtungen motivieren folgende Definition:

Definition

Es sei 𝒞 eine Kategorie mit einem terminalen Objekt 1. Ein Unterobjekt-Klassifizierer ist ein Monomorphismus true:1Ω in 𝒞, so dass folgende Eigenschaft erfüllt ist: Zu jedem Monomorphismus m:DC in 𝒞 gibt es genau einen Morphismus χm:CΩ, so dass

D1mtrueCχmΩ

ein Pullback ist.[1]

Beispiele

  • Nach obigen Ausführungen ist true:{0}{0,1} ein Unterobjekt-Klassifizierer in der Kategorie der Mengen.
  • Es sei M ein Monoid und M die Kategorie der M-Räume. Ein „Rechtsideal“ in M ist eine Teilmenge NM, so dass NNa für alle aM. Die leere Menge und M sind stets Rechtsideale. Die Menge Ω aller Rechtsideale von M wird durch die Operation
Ω×MM,(N,a)Na:={babN}
zu einem M-Raum. Der einelementige Raum 1={0} mit der trivialen (und einzig möglichen) Operation von M ist ein terminales Objekt in M und
true:1={0}Ω,true(0):=M
ist ein Unterobjekt-Klassifizierer in M. Ist m:DC ein M-Monomorphismus, so leistet
χm:CΩ,cχm(c):={aMxam(D)}
das Verlangte.[2]
  • Eine beliebige kleine Kategorie 𝒞 lässt sich bekanntlich mittels der Yoneda-Einbettung in die Kategorie der Prägarben auf 𝒞, das heißt in die Funktorkategorie 𝒞^=𝒮𝓉𝒞op volltreu einbetten. Auch wenn 𝒞 selbst keinen Unterobjekt-Klassifizierer hat, so gibt es stets einen in 𝒞^.
Da 1={0} ein terminales Objekt in 𝒮𝓉 ist, prüft man leicht, dass der mit 1^ bezeichnete Funktor 𝒞op𝒮𝓉, der jedes Objekt auf 1 und alle Morphismen auf id1:11 abbildet, ein terminales Objekt in 𝒞^ ist.
Wir definieren nun ein Objekt Ω in 𝒞^, das heißt einen Funktor Ω:𝒞op𝒮𝓉 durch
Ω(C) = Menge aller Siebe auf C
und für einen Morphismus f:CD
Ω(f):Ω(D)Ω(C),Ω(f)(S):=f*(S):={hfhS}
Bezeichnet t(C) das maximale Sieb auf C, also die Menge aller Morphismen mit Ziel C, so ist
true:1^Ω,trueC:1^(C)={0}Ω(C),0t(C)
ein Unterobjekt-Klassifizierer in 𝒞^.[2][3]
  • Viele weitere Kategorien sind äquivalent zu einer Prägarben-Kategorie des vorangegangenen Beispiels und viele darin enthaltene Teilkategorien, insbesondere Kategorien von Garben, haben Unterobjekt-Klassifizierer. Die Existenz eines Unterobjekt-Klassifizierers ist integraler Bestandteil der Definition eines Topos.
  • Die Kategorie 𝒜𝒷 der abelschen Gruppen hat keinen Unterobjekt-Klassifizierer. Allgemeiner hat die Kategorie der Links-R-Moduln über einem beliebigen Ring R keinen Unterobjekt-Klassifizierer.

Darstellung des Unterobjektfunktors

Unterobjekte in einer Kategorie 𝒞 sind Äquivalenzklassen (Isomorphieklassen) von Monomorphismen m:SC. Wir wollen von 𝒞 voraussetzen, dass die Gesamtheit der Unterobjekte eines Objektes C eine Menge bildet, die wir mit Sub𝒞(C) bezeichnen. Ferner wollen wir voraussetzen, dass 𝒞 endliche Limiten, also insbesondere Pullbacks besitzt. Ist f:CD ein Morphismus in 𝒞, so gibt es zu jedem Unterobjekt von D, das etwa durch einen Monomorphismus h:ED repräsentiert werde, ein Pullback

EfEhhCfD

und man erhält mittels der Zuordnung hh eine wohldefinierte Abbildung Sub𝒞(D)Sub𝒞(C), die man mit Sub𝒞(f) bezeichnet. Auf diese Weise erhält man den sogenannten Unterobjektfunktor Sub𝒞:𝒞op𝒮𝓉. Unter den genannten Voraussetzungen an 𝒞 gilt nun, dass es genau dann einen Unterobjekt-Klassifizierer gibt, wenn der Unterobjektfunktor darstellbar ist, genauer, wenn es ein Objekt Ω in 𝒞 gibt und in C natürliche Isomorphismen

αC:Sub𝒞(C)Hom𝒞(C,Ω).[4]

Einzelnachweise

  1. Saunders Mac Lane, Ieke Moerdijk: Sheaves in Geometry and Logic. Springer-Verlag, 1992, ISBN 978-0-387-97710-2, Definition in Kap. I.3
  2. 2,0 2,1 Saunders Mac Lane, Ieke Moerdijk: Sheaves in Geometry and Logic. Springer-Verlag, 1992, ISBN 978-0-387-97710-2, Kap. I.4
  3. Peter T. Johnstone: Sketches of an Elephant, A Topos Theory Compendium. Volume 1. Clarendon Press, Oxford 2002, ISBN 978-0-19-853425-9, Lemma A.1.6.6
  4. Saunders Mac Lane, Ieke Moerdijk: Sheaves in Geometry and Logic. Springer-Verlag, 1992, ISBN 978-0-387-97710-2, Satz 1 in Kap. I.3