Halogencyane

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Halogencyane sind chemische Verbindungen mit der allgemeinen Formel X–C≡N, wobei X ein Halogen darstellt. Sie entsprechen damit den Nitrilen und stellen wichtige Ausgangsmaterialien für die Synthese von Kohlensäurederivaten dar. Sie können als Säurehalogenide der Cyansäure aufgefasst werden.[1]

Darstellung

Halogencyane können durch Einwirkung von Halogenen auf Metallcyanide oder Halogenieren von Blausäure dargestellt werden.[1][2]

MCN+XA2XCN+MX
M = Metall, X = Halogen

Fluorcyan kann durch thermische Zersetzung von Cyanurfluorid gewonnen werden.[3]

Eigenschaften

Halogencyane sind bei Normaldruck unterhalb 20 °C und bei Abwesenheit von Feuchtigkeit oder Säuren stabil. In Gegenwart von freien Halogenen oder Lewissäuren[4] polymerisieren sie leicht zu Cyanurhalogeniden, zum Beispiel Chlorcyan zu Cyanurchlorid. Sie sind sehr giftig und tränenreizend. Chlorcyan schmilzt bei −6 °C und siedet bei etwa 150 °C. Bromcyan schmilzt bei 52 °C und siedet bei 61 °C. Iodcyan sublimiert bei Normaldruck.[1] Fluorcyan siedet schon bei −46 °C und polymerisiert bei Raumtemperatur zu Cyanurfluorid.[3] In manchen ihrer Reaktionen ähneln sie den Halogenen.[2][4] Die Hydrolyse der Halogencyane verläuft in Abhängigkeit von der Elektronegativität der Halogene und der dadurch bedingten unterschiedlichen Polarität der X-C-Bindung in unterschiedlicher Weise.[5]

XCN+2NaOHNaOCN+NaX+HA2O
(X = F, Cl)
XCN+2NaOHNaOX+NaCN+HA2O
(X = Br, I)

Verwendung

Halogencyane, insbesondere das Chlorcyan und das Bromcyan, stellen wichtige Ausgangsmaterialien für die Einführung der Cyangruppe, die Herstellung von anderen Kohlensäure-Derivaten und von Heterocyclen dar.[4]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Vorlage:Literatur
  2. 2,0 2,1 Vorlage:Literatur
  3. 3,0 3,1 Georg Brauer (Hrsg.), unter Mitarbeit von Marianne Baudler u. a.: Handbuch der Präparativen Anorganischen Chemie. 3., umgearbeitete Auflage. Band I, Ferdinand Enke, Stuttgart 1975, ISBN 3-432-02328-6, S. 227.
  4. 4,0 4,1 4,2 Vorlage:Literatur
  5. spektrum.de: Halogencyane - Lexikon der Chemie - Spektrum der Wissenschaft, abgerufen am 22. Januar 2017.