Satz von Steinhaus

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Der Satz von Steinhaus ist ein Lehrsatz des mathematischen Teilgebiets der Maßtheorie, der auf eine Arbeit des polnischen Mathematikers Hugo Steinhaus im ersten Band der Fundamenta Mathematicae (1920) zurückgeht. Er behandelt eine grundlegende topologische Eigenschaft der Lebesgue-messbaren Teilmengen des n-dimensionalen reellen Koordinatenraums n.[1]

Formulierung des Satzes

Der Satz von Steinhaus besagt:[1]

Bildet man für eine Lebesgue-messbare Teilmenge An(n=1,2,3,) mit Lebesgue-Maß λn(A)>0 die Menge aller aus zwei Elementen von A bildbaren Differenzen, so ist die dadurch gegebene Menge AA={a1a2:a1A,a2A} stets eine Umgebung der 𝟎.
Mit anderen Worten:
Unter den genannten Bedingungen gibt es immer eine offene Vollkugel Uδ(𝟎)AA(δ>0).

Folgerungen: Zwei Sätze von Sierpiński

Auf den Satz von Steinhaus können zwei Sätze des polnischen Mathematikers Wacław Sierpiński über Hamel-Basen von als Vektorraum über dem Körper der rationalen Zahlen zurückgeführt werden. Sie lassen sich angeben wie folgt:[2]

Gegeben sei eine Hamel-Basis B des -Vektorraums .
Dann gilt:
(1) Ist B Lebesgue-messbar in , so ist B eine lebesguesche Nullmenge, also vom Lebesgue-Maß λ1(B)=0 .
(2) Ist A eine nichtleere und höchstens abzählbare Teilmenge von B und ist MA:=span(BA) die -lineare Hülle von BA , so ist MA eine nicht Lebesgue-messbare Teilmenge von .

Zum Beweis der beiden Folgerungen

An Jürgen Elstrodt anschließend lässt sich ein Beweis für (1) wie folgt führen:[2]

Sofern eine solche Hamel-Basis B als Lebesgue-messbar mit Lebesgue-Maß λ1(B)>0 vorausgesetzt wird, ergibt sich ein Widerspruch.
Da nämlich eine solche Hamel-Basis B nicht die leere Menge ist, lässt sich ein aB auswählen und damit die reelle Nullfolge (aν)ν bilden.
Nun kommt zum Tragen, dass dann jedoch nach dem Satz von Steinhaus BB eine Nullumgebung sein muss, weswegen fast alle Glieder der Nullfolge darin enthalten sein müssen.
Also gibt es auch eine natürliche Zahl n und dazu zwei verschiedene b,cB, für die
1na=bc
gilt.
Das aber bedeutet, dass auch
0=1na+(1)b+1c
gilt.
Damit hat man eine nichttriviale Darstellung der 0 als Linearkombination von Elementen aus B mit Koeffizienten aus , was unvereinbar mit der Voraussetzung ist, dass B eine Hamel-Basis von über sein soll.
Daher kann eine solche Lebesgue-messbare Hamel-Basis B einzig und allein eine lebesguesche Nullmenge sein.

Der Beweis von (2) geht ähnlich und beruht auf der Translationsinvarianz des Lebesgue-Maßes und der Tatsache, dass stets MAMA=MA gilt.

Anmerkungen

  • Laut Jürgen Elstrodt bekräftigt der Satz die intuitive Vorstellung, jede Lebesgue-messbare Teilmenge des n sei näherungsweise einer offenen Menge gleich. Hier gilt sogar, dass die Lebesgue-messbaren Teilmengen A des n die folgende charakteristische Eigenschaft aufweisen:[1]
Zu einer vorgegebenen Schranke δ>0 gibt es im n stets eine offene Menge U sowie eine abgeschlossene Menge F mit
FAU und λn(UF)<δ.

Quellen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Jürgen Elstrodt: Maß- und Integrationstheorie. 2011, S. 67–68
  2. 2,0 2,1 2,2 Jürgen Elstrodt: Maß- und Integrationstheorie. 2011, S. 99–100