Satz von Paley-Wiener

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Der Satz von Paley-Wiener, benannt nach Raymond Paley und Norbert Wiener, ist ein Satz aus dem mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis. Er charakterisiert die Fourier-Laplace-Transformationen glatter Funktionen mit kompaktem Träger bzw. temperierter Distributionen mit kompaktem Träger mittels Wachstumsbedingungen.

Einführung

Ist f:n eine integrierbare Funktion, so kann man bekanntlich die Fourier-Transformierte

f^(ξ):=(2π)n/2nf(x)eiξ,xdx

bilden, wobei ξn und ξ,x das Skalarprodukt der Vektoren ξ,xn ist. Diese Formel ist auch für komplexe Vektoren ζn sinnvoll. Man nennt

Ff:n,Ff(ζ):=(2π)n/2nf(x)eiζ,xdx

die Fourier-Laplace-Transformierte von f. Durch Dualisierung kann man diese Begriffsbildung auf Distributionen mit kompaktem Träger ausdehnen. Ist T eine temperierte Distribution, so ist durch

T^(ξ):=(2π)n/2T(xeiξ,x)

die Fourier-Transformierte definiert. Dazu ist nur zu beachten, dass xeiξ,x eine glatte Funktion ist und dass die Distributionen mit kompaktem Träger genau die stetigen, linearen Funktionale auf dem Raum der glatten Funktionen sind. Obige Formel lässt sich offensichtlich auch für ζn schreiben und man nennt

FT(ζ):=(2π)n/2T(xeiζ,x)

wieder die Fourier-Laplace-Transformierte von T.

Die Fourier-Laplace-Transformierten sind holomorphe Funktionen n und es stellt sich die Frage, welche holomorphen Funktionen hier als Fourier-Laplace-Transformationen auftreten können. Genau diese Frage beantwortet der Satz von Paley-Wiener.[1][2]

Satz von Paley-Wiener für Funktionen

Eine holomorphe Funktion F:n ist genau dann die Fourier-Laplace-Transformierte einer glatten Funktion mit Träger in der Kugel {xn|xB}, wenn es zu jedem N eine reelle Konstante CN>0 gibt, so dass

|F(ζ)|CN(1+ζ)NeBImζ

für alle ζn.

Dabei ist Imζ der reelle Vektor der Imaginärteile der Komponenten des Vektors ζ.

Satz von Paley-Wiener für Distributionen

Eine holomorphe Funktion F:n ist genau dann die Fourier-Laplace-Transformierte einer Distribution mit Träger in der Kugel {xn|xB}, wenn es Konstanten N und C>0 gibt, so dass

|F(ζ)|C(1+ζ)NeBImζ

für alle ζn.

Bemerkung

Die Bedingung im Satz für Funktionen ist restriktiver als die Bedingung im Satz für Distributionen. Das ist nicht verwunderlich, denn jede glatte Funktionen f mit kompaktem Träger definiert mittels Tf(g):=nf(x)g(x)dx eine Distribution Tf mit kompakten Träger, der im Träger von f liegt, und für die Fourier-Laplace-Transformationen gilt

FTf(ζ)=(2π)n/2Tf(xeiζ,x)=(2π)n/2nf(x)eiζ,xdx=Ff(ζ),

das heißt die Fourier-Laplace-Transformierte einer glatten Funktion mit kompaktem Träger ist auch die Fourier-Laplace-Transformierte der durch sie definierten Distribution mit kompaktem Träger.

Beispiele

Die Sätze von Paley-Wiener sollen anhand von zwei Beispielen erläutert werden.

Sei zunächst f(x):=ex2. Die Fourier-Laplace-Transformierte ist

Ff(ζ)=12e14ζ2.

Ist ζ=ξ+iη die Zerlegung in Real- und Imaginärteil, so ist ζ2=ξ2+2iηξη2, das heißt Ff wächst für festen Realteil wie e14η2, jedenfalls schneller als eB|η|=eB|Imζ| für jede Konstante B>0. Dies spiegelt gemäß obiger Sätze die Tatsache wider, dass f keinen kompakten Träger hat.

Sei nun T die Distribution T(φ):=[1,1]φ(x)dx. Eine kurze Rechnung zeigt

FT(ζ)=(2π)1/2[1,1]eixζdx==2πsin(ζ)ζ,

wobei für ζ=0 stetig zu 2π fortgesetzt wird. Ist ζ=ξ+iη die Zerlegung in Real- und Imaginärteil, so gilt sin(ζ)=sin(ξ)cosh(η)+icos(ξ)sinh(η), das heißt |sin(ζ)| lässt sich gegen e|η|=e1|Imζ| abschätzen, denn die hyperbolischen Funktionen erlauben eine solche Abschätzung. Daraus folgt, dass FT die Wachstumsbedingung aus dem Satz von Paley-Wiener für Distributionen mit B=1 erfüllt. In der Tat ist T eine Distribution mit dem kompakten Träger [1,1]. Die holomorphe Funktion FT erfüllt aber nicht die Bedingung aus dem Satz von Paley-Wiener für Funktionen, denn gäbe es für N=2 eine Konstante CN wie im Satz, so folgte

2π|sin(ζ)||ζ|C2(1+|ζ|)2eB|Imζ|.

Speziell für reelle ζ ist der Exponentialterm gleich 1 und es folgte |sin(ζ)|C2π2|ζ|(1+|ζ|)2, und damit würde die Sinusfunktion für große reelle Argumente gegen 0 gehen, was aber bekanntlich nicht der Fall ist. Zwar kommt die Distribution von der charakteristischen Funktion des Intervalls [-1,1] her, und diese hat auch einen kompakten Träger, aber sie ist nicht glatt.

Einzelnachweise

  1. S. R. Simanca: Pseudo-differential Operators, John Wiley & Sons Inc. 1991, ISBN 0-470-21688-3, Theorem 1.2.10
  2. K. Yosida: Functional Analysis, Springer-Verlag 1974, ISBN 0-387-06812-0, Kapitel VI.4, The Paley-Wiener Theorems. The One-sided Laplace Transform