Eulersche Phi-Funktion

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Die ersten tausend Werte der Funktion

Die Eulersche Phi-Funktion (andere Schreibweise: eulersche φ-Funktion, auch eulersche Funktion genannt) ist eine zahlentheoretische Funktion. Sie gibt für jede positive natürliche Zahl n an, wie viele zu n teilerfremde positive natürliche Zahlen es gibt, die nicht größer als n sind (auch als Totient von n bezeichnet).

Ihr Funktionswert φ(n) ist gleich der Anzahl der zu n teilerfremden Reste modulo n. Für n>1 liegt er im Bereich 1φ(n)<n.

Der Name Phi-Funktion geht auf Leonhard Euler zurück.

Die Phi-Funktion entscheidet über die Konstruierbarkeit eines Polygons in Abhängigkeit von der Anzahl der Ecken des Vielecks n. Genau dann, wenn der Phi-Funktionswert φ(n) von der Anzahl der Ecken n des betroffenen Polygons eine Zweierpotenz φ(n)=2mmitm ist, ist das n-Eck mit Zirkel und Lineal konstruierbar. Dies ist genau dann der Fall, wenn n das Produkt einer Zweierpotenz und paarweise verschiedener Fermatscher Primzahlen ist.

Definition

Die Phi-Funktion ist definiert durch φ:++ und

φ(n):=|{a1anggT(a,n)=1}|

Dabei bezeichnet ggT(a,n) den größten gemeinsamen Teiler von a und n.

Eine andere, trivialerweise äquivalente, Schreibweise ist die Darstellung als Summe:

φ(n)=ggT(a,n)=11an1

Beispiele

  • Die Zahl 1 enthält als Leeres Produkt keinen Primfaktor und ist zu allen Zahlen, auch zu sich selbst, teilerfremd, also ist φ(1)=1.
  • Die Zahl 6 ist zu genau zwei der sechs Zahlen von 1 bis 6 teilerfremd (nämlich zu 1 und zu 5), also ist φ(6)=2.
  • Die Zahl 13 ist als Primzahl zu jeder der zwölf Zahlen von 1 bis 12 teilerfremd (aber natürlich nicht zu 13), also ist φ(13)=12.

Die ersten 99 Werte der Phi-Funktion lauten:

φ(n) +0 +1 +2 +3 +4 +5 +6 +7 +8 +9
Vorlage:00+   Vorlage:01 Vorlage:01 Vorlage:02 Vorlage:02 Vorlage:04 Vorlage:02 Vorlage:06 Vorlage:04 Vorlage:06
10+ Vorlage:04 10 Vorlage:04 12 Vorlage:06 Vorlage:08 Vorlage:08 16 Vorlage:06 18
20+ Vorlage:08 12 10 22 Vorlage:08 20 12 18 12 28
30+ Vorlage:08 30 16 20 16 24 12 36 18 24
40+ 16 40 12 42 20 24 22 46 16 42
50+ 20 32 24 52 18 40 24 36 28 58
60+ 16 60 30 36 32 48 20 66 32 44
70+ 24 70 24 72 36 40 36 60 24 78
80+ 32 54 40 82 24 64 42 56 40 88
90+ 24 72 44 60 46 72 32 96 42 60

Eigenschaften

Multiplikative Funktion

Die Phi-Funktion ist eine multiplikative zahlentheoretische Funktion, sodass für teilerfremde Zahlen m und n

φ(mn)=φ(m)φ(n)

gilt. Ein Beispiel dazu:

φ(18)=φ(2)φ(9)=16=6

Ein geometrisch ausschlaggebendes weiteres Beispiel hierfür lautet:

φ(85)=φ(5)φ(17)=416=64

Das bedeutet, dass das reguläre 85-Eck sehr wohl mit Zirkel und Lineal konstruiert werden kann.

Denn der Phi-Funktionswert von der 85, also die 64 ist eine Zweierpotenz.

Eigenschaften

Die Funktion φ ordnet jedem n+ die Anzahl φ(n) der Einheiten im Restklassenring /n zu, also die Ordnung der primen Restklassengruppe.

Denn ist a/n eine Einheit, also a(/n)*, so gibt es ein b/n mit ab=1, was äquivalent zu ab1modn, also zur Existenz einer ganzen Zahl x mit ab+nx=1 ist. Nach dem Lemma von Bézout ist dies äquivalent zur Teilerfremdheit von a und n.

φ(n) ist für n>2 stets eine gerade Zahl.

Ist an die Anzahl der Elemente im Bild im(φ), die nicht größer als n sind, dann gilt limnann=0. Das Bild der Phi-Funktion besitzt also die natürliche Dichte 0.

Erzeugende Funktion

Die Dirichlet-erzeugende Funktion der Phi-Funktion hängt mit der riemannschen Zetafunktion ζ zusammen:

n=1φ(n)ns=ζ(s1)ζ(s)

Berechnung

Primzahlen

Da eine Primzahl p nur durch 1 und sich selbst teilbar ist, ist sie zu den Zahlen 1 bis p1 teilerfremd. Weil sie größer als 1 ist, ist sie außerdem nicht zu sich selbst teilerfremd. Es gilt daher

φ(p)=p1.

Potenz von Primzahlen

Eine Potenz pk mit einer Primzahl p als Basis und dem Exponenten k+ hat nur den einen Primfaktor p. Daher hat pk nur mit Vielfachen von p einen von 1 verschiedenen gemeinsamen Teiler. Im Bereich von 1 bis pk sind das die Zahlen

1p,2p,3p,,pk1p=pk.

Das sind pk1 Zahlen, die nicht teilerfremd zu pk sind. Für die eulersche φ-Funktion gilt deshalb

φ(pk)=pkpk1=pk1(p1)=pk(11p).

Beispiel:

φ(16)=φ(24)=2423=23(21)=24(112)=8.

Allgemeine Berechnungsformel

Der Wert der eulerschen Phi-Funktion lässt sich für jedes n+ aus dessen kanonischer Primfaktorzerlegung

n=pnpkp

berechnen, indem man die Multiplikativität und die Formel für Primzahlpotenzen anwendet:

φ(n)=pnφ(pkp)=pnpkp1(p1)=npn(11p),

wobei die Produkte über alle Primzahlen p, die Teiler von n sind, gebildet werden.

Beispiel:

φ(72)=φ(2332)=231(21)321(31)=22132=24

oder

φ(72)=72(112)(113)=24.

Durchschnittliche Größenordnung

Mit der riemannschen Zetafunktion ζ, dem Landau-Symbol 𝒪 und ζ(2)=π26 gilt:

n=1Nφ(n)=12ζ(2)N2+𝒪(NlogN)=3π2N2+𝒪(NlogN)

Wegen n=1N6π2n=6π2N(N+1)2=3π2N2+𝒪(N) sind diese beiden Summen asymptotisch gleich:

limNn=1Nφ(n)n=1N6π2n=limN3π2+𝒪(logNN)3π2+𝒪(1N)=1

Man sagt dazu auch:

Fourier-Transformation

Die eulersche Phifunktion ist die diskrete Fourier-Transformation des ggT, ausgewertet an der Stelle 1:[1]

{𝐱}[m]=k=1nxke2πimkn,𝐱𝐤={ggT(k,n)}für k{1,,n}φ(n)={𝐱}[1]=k=1nggT(k,n)e2πikn

Nimmt man auf beiden Seiten den Realteil, ergibt sich die Gleichung

φ(n)=k=1nggT(k,n)cos(2πkn).

Weitere Beziehungen

  • Es gilt φ(n)>n2, für ungerade n sogar φ(n)n.
  • Für n2 gilt:
1jn1ggT(n,j)=1j=n2φ(n)
  • Für alle n+ gilt:[2]
d>0dnφ(d)=n
Beispiel: Für n=100 ist die Menge T(n):={t N+|t|n} der positiven Teiler von n durch
T(100)=T(2252)={2m5nm{0,1,2},n{0,1,2}}={1,2,4,5,10,20,25,50,100}
gegeben. Addition der zugehörigen |T(100)|=(2+1)(2+1)=9 Gleichungen
φ(1)=1φ(2)=1φ(4)=2φ(5)=4φ(10)=4φ(20)=8φ(25)=20φ(50)=20φ(100)=40
ergibt:
d>0d100φ(d)=φ(1)+φ(2)+φ(4)+φ(5)+φ(10)+φ(20)+φ(25)+φ(50)+φ(100)=1+1+2+4+4+8+20+20+40=100

Bedeutung

Eine wichtige Anwendung findet die Phi-Funktion im Satz von Fermat-Euler:

Wenn zwei natürliche Zahlen a und m teilerfremd sind, ist m ein Teiler von aφ(m)1:

ggT(a,m)=1maφ(m)1

Etwas anders formuliert:

ggT(a,m)=1aφ(m)1modm

Ein Spezialfall (für Primzahlen p) dieses Satzes ist der kleine fermatsche Satz:

papap11
paap11modp

Der Satz von Fermat-Euler findet unter anderem Anwendung beim Erzeugen von Schlüsseln für das RSA-Verfahren in der Kryptographie.

Der φ-Funktionswert ist gemäß der bereits im Einleitungsteil des Artikels genannten Konstruierbarkeit eines Polygons das entscheidende Kriterium.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Vorlage:Cite journal
  2. Johannes Buchmann: Einführung in die Kryptographie. Theorem 3.8.4.