Hilbert-C*-Modul: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 27. November 2024, 09:05 Uhr

Hilbert-C*-Moduln werden im mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis betrachtet. Sie spielen eine wichtige Rolle im Aufbau der KK-Theorie, die Elemente der dort auftretenden Gruppen sind solche Moduln mit einer gewissen Zusatzstruktur. Hilbert-C*-Moduln sind in Analogie zu Hilberträumen definiert, wobei das innere Produkt Werte in einer C*-Algebra annimmt. Sie wurden 1953 von Irving Kaplansky für den Fall kommutativer C*-Algebren eingeführt[1] und 1973 von William Paschke für den allgemeinen Fall.[2]

Definition

Es sei B eine C*-Algebra. Ein Prä-Hilbert-B-Modul ist ein Rechts-B-Modul E zusammen mit einer Abbildung ,:E×EB, so dass

  1. , ist sesquilinear (konjugiert linear in der ersten Variablen)
  2. x,yb=x,yb für alle x,yE,bB
  3. x,y*=y,x für alle x,yE
  4. x,x0 für alle xE, wobei die durch die positiven Elemente definierte Ordnung auf B sei.
  5. x,x=0x=0 für alle xE.

Die offenbare Analogie zur Definition eines Hilbertraums lässt sich weiter ausbauen. Man zeigt die Cauchy-Schwarzsche Ungleichung

x,yx,x1/2y,y1/2 für alle x,yE (ohne Verwendung der fünften Bedingung)

und erhält so eine Halbnorm

x:=x,x1/2

auf E, die wegen der 5. Bedingung sogar eine Norm ist. Ist der Prä-Hilbert-B-Modul bezüglich dieser Norm vollständig, so nennt man ihn einen Hilbert-B-Modul.[3] Der wesentliche Unterschied zu Hilberträumen besteht darin, dass man keinen Projektionssatz beweisen kann, das heißt, es gibt Unter-Hilbert-B-Moduln, die nicht stetig projizierbar sind.

Beispiele

  • Eine C*-Algebra B ist mit der Definition x,y:=x*y ein Hilbert-B-Modul. Dessen Unter-Hilbert-B-Moduln sind die abgeschlossenen Rechtsideale. B ist als Hilbert-B-Modul genau dann abzählbar erzeugt, das heißt, es gibt eine abzählbare Teilmenge, so dass B der kleinste diese Menge umfassende Untermodul ist, wenn B σ-unital ist.
  • Ein Hilbertraum ist ein Hilbert--Modul.
  • Für eine C*-Algebra B sei HB der Raum aller Folgen (bn)nB, für die nbn*bnB konvergiert. Mit der Definition (an)n,(bn)n:=nan*bn wird HB zu einem Hilbert-B-Modul. Offenbar ist H=2 der separable Folgenraum der quadratsummieren Folgen.

Konstruktionen

Direkte Summen

Direkte Summen E1En von Hilbert-B-Moduln sind mit der Definition (xi)i,(yi)i:=i=1nxi,yi offenbar wieder Hilbert-B-Moduln.

Algebren von Operatoren

Für zwei Hilbert-B-Moduln E und F sei LB(E,F) die Menge aller Operatoren T:EF, für die es einen Operator T*:FE gibt, so dass Tx,yF=x,T*yE gilt für alle xE und yF. Man zeigt, dass solche Operatoren B-linear sind und einen abgeschlossenen Unterraum der stetigen, linearen Operatoren EF bilden. LB(E):=LB(E,E) ist mit der Operatornorm und der Involution TT* eine C*-Algebra.[4] Im Spezialfall E=B ist LB(B)=M(B) isomorph zur Multiplikatorenalgebra von B.

Gewisse Operatoren aus LB(E,F) lassen sich wie folgt in Analogie zu den eindimensionalen Operatoren auf Hilberträumen definieren. Sind xF und yE, so sei θx,y:EF,θx,y(z):=xy,z. Man bestätigt leicht die Formel θx,y*=θy,x und somit θx,yLB(E,F). Den von diesen Operatoren erzeugten, abgeschlossenen Unterraum bezeichnet man mit KB(E,F) und nennt seine Elemente die kompakten Operatoren von E nach F, auch wenn es sich im Allgemeinen nicht um kompakte Operatoren im Sinne der Banachraumtheorie handelt. Leicht bestätigt man Tθx,y=θTx,y für ein TLB(F), woraus LB(F)KB(E,F)KB(E,F) folgt, und ganz ähnlich auch KB(E,F)LB(E)KB(E,F). Damit ist KB(E)LB(E) ein zweiseitiges Ideal. Offenbar ist K(H) das Ideal der kompakten Operatoren auf 2.

Diese Konstruktionen hängen wie folgt zusammen: Für jede C*-Algebra B und jeden Hilbert-B-Modul E ist LB(E) isomorph zur Multiplikatorenalgebra M(KB(E)).[5] Insbesondere gibt es einen *-Isomorphismus LB(HB)M(KB), der KB(HB) auf KB abbildet.[6]

Unitäre Äquivalenz

Zwei Hilbert-B-Moduln E und F heißen unitär äquivalent, in Zeichen EF, wenn eine bijektive, lineare Abbildung ULB(E,F) gibt mit U(x),U(y)F=x,yE für alle x,yE.

Innere Tensorprodukte

Es seien E ein Hilbert-B-Modul, F ein Hilbert-A-Modul und φ:BLB(F) ein *-Homomorphismus. Durch die Formel by:=φ(b)(y) wird F zu einem Links-B-Modul und man kann daher das algebraische Tensorprodukt EBF bilden, das durch die Definition (xBy)a:=xBya zu einem Rechts-A-Modul wird. Durch die Formel

x1By1,x2By2:=y1,φ(x1,x2E)(y2)F

erhalten wir mittels linearer Ausdehnung eine Sesquilinearform auf EBF, die alle Regeln aus der Definition des Prä-Hilbert-A-Moduls erfüllt bis auf eventuell Punkt 5, das heißt, es kann Vektoren der Länge 0 geben. Indem man den Raum N:={zEBF;z,z=0} der Vektoren der Länge herausdividiert, das heißt zum Faktorraum nach EBF/N übergeht, und anschließend vervollständigt, erhält man einen Hilbert-A-Modul, den man mit EφF bezeichnet und das innere Tensorprodukt der Hilbert-C*-Moduln nennt.[7]

Äußeres Tensorprodukt

Es seien wieder E ein Hilbert-B-Modul und F ein Hilbert-A-Modul. Dann ist das algebraische Tensorprodukt EF mittels der Definition

(xy)(ba):=xbya,xE,yF,aA,bB

ein Rechts-BA-Modul und man erhält mittels linearer Ausdehnung aus

x1y1,x2Cy2:=x1,x2y1,y2

eine Sesquilinearform. Ist B^A das räumliche Tensorprodukt der C*-Algebren, so konstruiert man durch Herausdividieren von Vektoren der Länge 0 und durch Ausdehnen auf die Vervollständigungen einen Hilbert-B^A-Modul, den man mit E^F bezeichnet und das äußere Tensorprodukt der Hilbert-C*-Moduln nennt.[8]

Pushout

Ist E ein Hilbert-B-Modul und φ:BA ein surjektiver *-Homomorphismus, so definiere Nφ:={xE;φ(x,x)=0}. Ist q:EEφ:=E/Nφ die Quotientenabbildung, so wird Eφ durch die Definitionen

q(x)a:=q(xb), wobei bB mit φ(b)=a
q(x),q(y):=φ(x,y),

deren Wohldefiniertheit zu zeigen ist, ein Hilbert-A-Modul, den man den Pushout von E bzgl. φ nennt. Man kann zeigen, dass EφEφA, indem man A als Unteralgebra von M(A)LB(A) auffasst.[9]

Graduierte Hilbert-C*-Moduln

Besonders für die KK-Theorie werden Hilbert-C*-Algebren mit einer Zusatz-Struktur, einer sogenannten Graduierung, genauer einer /2-Graduierung verwendet. Es sei B eine graduierte C*-Algebra mit Graduierungsautomorphismus α:BB, das heißt, es ist

αα=idB
B0:={bB;α(b)=b}
B1:={bB;α(b)=b}

Dann ist B=B0B1 die direkte Summenzerlegung zur /2-Graduierung. Ein graduierter Hilbert-B-Modul ist ein Hilbert-B-Modul E zusammen mit einer linearen Bijektion SE:EE, so dass

SESE=idE
SE(xb)=SE(x)α(b) für alle xE,bB
SE(x),SE(y)=α(x,y) für alle x,yE[10]

Wieder erhält man eine direkte Summenzerlegung E=E0E1, wobei

E0:={xE;SE(x)=x}
E1:={xE;SE(x)=x}

und es folgt

EiBjEi+j und Ei,EjBi+j für alle i,j/2={0,1}.

Durch den Automorphismus TSETSE1 erhalten dann auch LB(E) und KB(E) eine Graduierung.

Graduierte Hilbert-C*-Moduln heißen unitär äquivalent, wenn sie als Hilbert-C*-Moduln unitär äquivalent sind mit einem unitären Operator, der die Graduierung erhält.

Dies verallgemeinert die oben eingeführten Begriffe ohne Graduierung, denn jede C*-Algebra kann mittels α=idA trivial graduiert werden und ebenso jeder Hilbert-B-Modul mittels SE=idE.

Um auch HB zu graduieren, hat man zwei Möglichkeiten, nämlich S(b1,b2,b3,):=(α(b1),α(b2),α(b3),) und S(b1,b2,b3,)=(α(b1),α(b2),α(b3),). Wir definieren daher

H^B:=HBHB mit der Graduierung SS.

Die oben angeführten Konstruktionen lassen sich auch für graduierte Hilbert-C*-Moduln definieren, wobei das graduierte Tensorprodukt zu nehmen ist und alle auftretenden Morphismen mit den Graduierungen verträglich sein müssen. Die hiermit zusammenhängenden Einzelheiten sind sehr technisch und werden hier übergangen.

Stabilisierungssatz von Kasparow

Für die KK-Theorie erweist sich der sogenannte Stabilisierungssatz von Kasparow als wichtig. Dieser Satz gilt für graduierte und nicht-graduierte Hilbert-C*-Moduln, er sagt aus, dass HB bereits alle abzählbar erzeugten Hilbert-C*-Moduln als direkte Summanden enthält, und analog für graduierte Moduln. Es gilt sogar etwas mehr:[11]

  • Ist E ein abzählbar erzeugter Hilbert-B-Modul über einer C*-Algebra B, so ist EHBHB.
  • Ist E ein abzählbar erzeugter, graduierter Hilbert-B-Modul über einer graduierten C*-Algebra B, so ist EH^BH^B.

Einzelnachweise

  1. I. Kaplansky: Modules over operator algebras, Amer. J. of Math. (1953), Band 75, Seiten 838–858
  2. W. L. Paschke: Inner product moduls over B*-algebras, Transactions Amer. Math. Soc. (1973), Band 182, Seiten 443–468
  3. Bruce Blackadar: K-Theory for Operator Algebras, Springer Verlag (1986), ISBN 3-540-96391-X, Definition 13.1.1
  4. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Lemma 1.1.7
  5. Bruce Blackadar: K-Theory for Operator Algebras, Springer Verlag (1986), ISBN 3-540-96391-X, Theorem 13.4.1
  6. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Lemma 1.2.7
  7. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Abschnitt 1.2.3
  8. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Abschnitt 1.2.4
  9. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Lemma 1.2.5
  10. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Definition 1.2.10
  11. K. K. Jensen, K. Thomsen: Elements of KK-Theory, Birkhäuser-Verlag (1991), ISBN 0-8176-3496-7, Theorem 1.1.24 und Theorem 1.2.12