Diagonaler Schnitt: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 23. März 2022, 22:05 Uhr

Im mathematischen Teilgebiet der Mengenlehre ist der diagonale Schnitt eine dem Durchschnitt verwandte Konstruktion, einer Familie von Mengen eine neue, nämlich ihren diagonalen Schnitt, zuzuordnen. Die Elemente des diagonalen Schnitts der Familie (Xα)α sind gewisse Indizes α, die ihrerseits wieder gewissen der Mengen Xξ angehören. Die hier zu besprechende Begriffsbildung ist daher nur dann sinnvoll, wenn die Indizes selbst als Elemente der Mengen auftreten, daher betrachtet man mit Ordinalzahlen indizierte Mengen von Ordinalzahlen.

Definition

Es sei κ eine Kardinalzahl und (Xα)α<κ eine Familie von Mengen Xακ. Dann heißt

Δα<κXα={ξ<κ;ξα<ξXα}

der diagonale Schnitt der Familie (Xα)α<κ.

Eigenschaften

Der diagonale Schnitt enthält genau die Elemente der Diagonalen, die auch in der Relation R liegen.

Es mögen die Daten obiger Definition vorliegen. Natürlich ist der Durchschnitt im diagonalen Schnitt enthalten, das heißt, es gilt α<κXαΔα<κXα, denn ist ξ<κ in jeder der Mengen Xα enthalten, so erst recht in α<ξXα, und das ist genau die definierende Bedingung für die Zugehörigkeit von ξ zu Δα<κXα.

Setzt man Yξ:=α<ξXα, so ist ξYξ eine fallende Funktion κP(κ), wobei P für die Potenzmenge steht, das heißt, aus ξ<η folgt YξYη. Nach Definition ist ξYξ äquivalent zu ξΔα<κXα. Auf dem kartesischen Produkt κ×κ definiere die Relation R:={(ξ,η);ξYη} und die Diagonale d:κκ×κ,ξ(ξ,ξ). Dann ist der diagonale Schnitt genau die Menge derjenigen Ordinalzahlen ξ, für die das Diagonalelement (ξ,ξ) in R liegt:

Δα<κXα=d1(R)={ξ<κ;ξYξ}.

Die Mitgliedschaft von ξ zum diagonalen Durchschnitt hängt nur von der Mitgliedschaft in den ersten Xα,α<ξ ab. Das wird in der folgenden Formel besonders deutlich:

Δα<κXα=α(Xα{ξ;ξα})

Beispiel

Um zu demonstrieren, wie der hier vorgestellte Begriff funktioniert, soll folgende einfache Aussage bewiesen werden:

  • Es sei κ eine Kardinalzahl und für eine Ordinalzahl α<κ sei Xα:={ξ<κ;α+1<ξ<κ}. Dann gilt
Δα<κXα={ξ<κ;ξ ist eine Limes-Ordinalzahl}

Beweis: „“: Ist ξΔα<κXα, so ist ξα<ξXα, also ξXα für alle α<ξ. Für alle α<ξ gilt also α+1<ξ, daher ist ξ=supξ<αα eine Limes-Ordinalzahl.

“: Ist umgekehrt ξ=supα<ξα eine Limes-Ordinalzahl, so ist α+1<ξ für alle α<ξ und daher ξα<ξXα, was genau die definierende Bedingung für ξΔα<κXα ist.

Verwendung

Der diagonale Schnitt findet besonders in der Untersuchung überabzählbarer regulärer Kardinalzahlen Anwendung. Ein Filter auf einer Kardinalzahl κ heißt normal, wenn er gegenüber der Bildung diagonaler Schnitte abgeschlossen ist, das heißt, Δα<κXα ist wieder Element des Filters, wenn alle Xα es sind. So ist etwa der club-Filter auf einer überabzählbaren regulären Kardinalzahl normal. Diese Tatsache wird zum Beispiel im Satz von Fodor verwendet.

Diagonale Vereinigung

Der zum diagonalen Schnitt duale Begriff ist die diagonale Vereinigung. Ist κ eine Kardinalzahl und (Xα)α<κ eine Familie von Mengen Xακ, so heißt

Σα<κXα:={ξ<κ;ξα<ξXα}

die diagonale Vereinigung der Mengenfamilie (Xα)α<κ.

Die Definition ist gerade so angelegt, dass κΣα<κXα=Δα<κ(κXα) gilt.

Literatur

  • Thomas Jech: Set Theory. 3. millenium edition, revised and expanded. Springer, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-540-44085-2, Kapitel 8.