Verallgemeinertes Viereck

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Ein kleines nicht-triviales verallgemeinertes Viereck: das „Doily“, bis auf Isomorphie das einzige GQ(2,2)

Verallgemeinertes Viereck ist eine Bezeichnung für bestimmte Inzidenzstrukturen, die insbesondere in der endlichen Geometrie untersucht werden.

Definition

Eine Inzidenzstruktur =(𝔭,𝔅,I) mit einer Inzidenzrelation I𝔭×𝔅 heißt verallgemeinertes Viereck, wenn die folgenden Axiome gelten:[1]

  1. Es existiert eine natürliche Zahl s1, sodass jeder Block b𝔅 genau s Punkte enthält – hier werden Blöcke meist als Geraden bezeichnet.
  2. Es existiert eine natürliche Zahl t1, sodass durch jeden Punkt p𝔭 genau t Geraden gehen.
  3. Durch zwei verschiedene Punkte existiert höchstens eine Gerade.
  4. Für jeden Punkt p, der nicht auf einer Geraden g liegt, existiert genau eine Gerade h durch p, die g schneidet.

Allgemeiner wird auch zugelassen, dass eine der Anzahlen s,t in den ersten beiden Axiomen eine feste unendliche Zahl ist.

Ordnung

Die Anzahl s=v1 der Punkte auf einer beliebigen Geraden wird zusammen mit der Anzahl t=b1 der Geraden durch einen beliebigen Punkt zusammengefasst und das Zahlenpaar (s1,t1) als Ordnung[2] des verallgemeinerten Vierecks bezeichnet. Man schreibt dann auch, das Viereck sei ein GQ(s1,t1).

Eigenschaften

  • Falls es mehr als einen Punkt und mehr als eine Gerade gibt, ist die Struktur einfach. Das heißt, zwei Geraden sind genau dann gleich, wenn sie die gleichen Punkte enthalten.
  • Die duale Inzidenzstruktur eines GQ(s1,t1), die durch Vertauschung der Punkt- mit der Geradenmenge und Umkehrung der Inzidenzrelation entsteht, ist ein GQ(t1,s1). Es gilt allgemeiner (da die Aussage auch für unendliche verallgemeinerte Vierecke gilt): Die Klasse aller verallgemeinerten Vierecke ist zu sich selbst dual.
  • Auch im Fall s=t muss das verallgemeinerte Viereck nicht zu seinem dualen Viereck isomorph sein.
  • Jedes endliche verallgemeinerte Viereck erfüllt die Regularitätsbedingungen (P1) und (B1) und ist also eine taktische Konfiguration.
  • Ist die Anzahl der Punkte v02 und die Anzahl der Geraden b02, dann existieren Paare von Punkten ohne Verbindungsgeraden, daher ist dann das verallgemeinerte Viereck keine Inzidenzgeometrie und auch kein 2-Blockplan.

Anzahlen der Punkte und Geraden

Für s,t1 gilt:

  • Ein GQ(s1,t1) enthält genau (s+1)(st+1) Punkte.[2]
  • Ein GQ(s1,t1) enthält genau (t+1)(st+1) Geraden.[2]

Beispiele

  • Triviale Beispiele sind:
    • Strukturen mit einer Geraden, die alle s Punkte enthält (GQ(s1,0))
    • Dual zu vorigem: Strukturen mit einem Punkt, durch den alle t Geraden gehen (GQ(0,t1))
  • Das gewöhnliche Viereck (Eckpunkte als Punkte und Seiten als Blöcke) ist das bis auf Isomorphie einzige GQ(1,1), einziges GQ mit genau 4 Punkten und isomorph zu seiner dualen Struktur.
  • Allgemeiner ist ein quadratisches Gitter ein GQ(n,1).
  • Das „Doily“ ist ein GQ(2,2). Es wurde von Payne so benannt,[3] und das in der Einleitung dargestellte Diagramm des Doily wurde als Titelbild der Proceedings[3] gewählt.

Auf einem Hyperboloid

Vorlage:Hauptartikel

Die Abbildung zeigt ein (affines) einschaliges Hyperboloid mit einigen in dieser Quadrik enthaltenen Geraden, die sich in zwei disjunkte Scharen aufteilen lassen

Auf einem Hyperboloid in einem dreidimensionalen affinen oder projektiven Raum lässt sich folgendermaßen ein verallgemeinertes Viereck erklären: Die Punkte sind die Punkte auf der Hyperboloidfläche, die Geraden sind die ganz im Hyperboloid enthaltenen Geraden. Diese Geraden bilden zwei Scharen, die Geraden einer solchen Schar sind paarweise windschief zueinander. Durch jeden Punkt gehen genau zwei Geraden (t=2).

In einem endlichen projektiven Raum 3(𝔽𝕢) über dem endlichen Körper 𝔽𝕢 enthält jede Gerade s=q+1 Punkte. Also ist dieses verallgemeinerte Viereck ein GQ(q,1). Es ist isomorph zu einem quadratischen Gitter.

Literatur

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Payne, Thas 1984.
  2. 2,0 2,1 2,2 Polster 1991: 4. Generalized Quadrangles.
  3. 3,0 3,1 Payne 1973: Das englische Wort doily bezeichnet in etwa ein Deckchen.