Vanadocen

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Vanadocen, oder auch Bis(cyclopentadienyl)vanadium, abgekürzt VCp2 ist eine metallorganische Verbindung aus der Familie der Metallocene. Es bildet einen dem Ferrocen analogen Sandwichkomplex, folgt aber nicht der 18-Elektronen-Regel, da es nur 15 Valenzelektronen besitzt.

Darstellung

Vanadocen wurde zuerst 1954 von Birmingham, Fischer und Wilkinson durch Reduktion von Vanadocendichlorid mit Aluminiumhydrid hergestellt. Das Vanadocen wurde danach bei 100 °C sublimiert.[1]

1977 beschrieben Köhler et al. die Herstellung von Vanadocen durch die Umsetzung des Vanadiumkomplexes [V2Cl3(THF)6]2[Zn2Cl6] mit Cyclopentadienylnatrium:[2][3]

4 VCl3+12 THF  4 [VCl3 3 THF]2 Zn [V2Cl3(THF)6]2[Zn2Cl6] 
[V2Cl3(THF)6]2[Zn2Cl6] + 8 Na(C5H5)  4 V(C5H5)2

Wird Vanadium(III)-chlorid direkt mit Cyclopentadienylnatrium umgesetzt, wirkt letzteres als Reduktionsmittel und es entsteht als Nebenprodukt durch die Kopplung zweier Cp-Reste das Dihydrofulvalen:[4]

2 VCl3 + 6 Na(C5H5)  2 V(C5H5)2 + 6 NaCl + H5C5C5H5
Vanadocen Konformere mit D5d (links) und D5h Symmetrie (rechts)

Eigenschaften

Vanadocen ist ein purpurfarbener, kristalliner, paramagnetischer Feststoff. Im festen Zustand haben die Moleküle D5d Symmetrie. Das Vanadium(II)ion liegt im Symmetriezentrum äquidistant zwischen den beiden Cyclopentadienyl-Ringen. Die durchschnittliche V–C-Bindungslänge liegt bei 226 pm und der Abstand der Ringe bei 390 pm.[5][6] Die Cyclopentadienyl-Ringe im Vanadocen sind bei einer Temperatur über 170 K dynamisch gestört und nur unterhalb von 108 K vollständig geordnet. Die Dissoziationsenergie für die Cp–V-Bindung wird, je nach Literatur, mit 145 kJ·mol−1 bzw. 369 kJ·mol−1 angegeben.[7][8]

Reaktionen

Das Vanadocen ist ein reaktives Molekül. Es lässt sich durch Umsetzung mit einem Ferrocenium-Salz in Toluol leicht zum Monokation oxidieren:[9]

V(C5H5)2 + [Fe(C5H5)2][BR4] Toluol [V(C5H5)2][BR4]+Fe(C5H5)2 
 mit R=Phenyl oder 4Fluorophenyl

Da Vanadocen nur über 15 Valenzelektronen verfügt, reagiert es bereitwillig mit weiteren Liganden. Mit Acetylenderivaten reagiert Vanadocen z. B. zu den entsprechenden Vanadiumcyclopropenkomplexen:[3]

Beim reduktiven Ringaustausch mit Butyllithium in Gegenwart von 1,3-Cyclohexadien lässt sich ein Cyclopentadienylring des Vanadocens durch einen Benzolring ersetzen:[10]

V(C5H5)2 C6H8LiC4H9 V(C5H5)(C6H6)


Einzelnachweise

  1. Vorlage:Cite journal
  2. C. Lorber: „Vanadium Organometallics.“ Chapter 5.01. Comprehensive Organometallic Chemistry III. Elsevier, 2007. 1-60.
  3. 3,0 3,1 Vorlage:Literatur
  4. Integriertes Synthesepraktikum (ISP) Uni Hamburg: Vanadocen, (PDF; 58 kB).
  5. Vorlage:Cite journal
  6. Vorlage:ZNaturforsch
  7. Vorlage:Holleman-Wiberg
  8. Vorlage:Literatur
  9. Vorlage:Cite journal
  10. Vorlage:Literatur

Literatur