Tarski-Gruppe

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Tarski-Gruppen, benannt nach Alfred Tarski, werden im mathematischen Teilgebiet der Gruppentheorie untersucht, es handelt sich um unendliche Gruppen mit einer Bedingung an ihre Untergruppen. Manche Autoren sprechen auch von Tarski-Monstergruppen oder, nach ihrem Entdecker A. J. Olschanski, von Olschanski-Gruppen.[1]

Definition

Eine Gruppe G heißt Tarski-Gruppe, wenn gilt:

Eine Gruppe G heißt erweiterte Tarski-Gruppe, wenn es einen Normalteiler NG gibt, so dass gilt:

Historische Bemerkungen

Die Struktur des Untergruppenverbandes einer Tarski-Gruppe

Alfred Tarski hatte die Frage aufgeworfen, ob es unendliche Gruppen gibt, deren Untergruppenverband die Höhe 2 hat,[3] das heißt wie nebenstehend aussieht. Die Existenz solcher Gruppen war lange unklar, schließlich zeigte Olschanski im Jahre 1979, dass es zu Primzahlen p>1075 p-Gruppen dieser Art gibt.[4] Damit waren gleichzeitig weitere Gegenbeispiele zum beschränkten Burnside-Problem gefunden, das die Frage stellt, ob endlich erzeugte Gruppen mit einem endlichen Gruppenexponenten schon endlich sein müssen. Da Tarski-Gruppen von zwei Elementen erzeugt sind (siehe unten), hat man mit ihnen weitere Gegenbeispiele der gewünschten Art. Ferner folgt, dass es zu p=2 und p=3 keine Tarski-p-Gruppen geben kann, denn sonst müssten die Burnside-Gruppen B(2,2) bzw. B(2,3) unendlich sein, was nicht der Fall ist.

Die Struktur des Untergruppenverbandes einer erweiterten Tarski-Gruppe

Untergruppenverband

Da je zwei verschiedene, echte Untergruppen U und V einer Tarski-Gruppe Primzahlordnung haben, muss ihr Durchschnitt UV trivial sein. Die von ihnen erzeugte Untergruppe UV muss mit der Gesamtgruppe übereinstimmen, da anderenfalls UV von Primzahlordnung wäre und U und V enthalten müsste, was zu U=UV=V führte. Daher bilden die echten, nicht-trivialen Untergruppen einer Tarski-Gruppe eine Antikette.

Die Struktur des Untergruppenverbandes von Tarski-Gruppen und erweiterten Tarski-Gruppen sieht damit wie in nebenstehenden Skizzen aus, insbesondere handelt es sich um M-Gruppen.

Da Tarski-Gruppen nach Obigem von zwei Elementen erzeugt sind und daher erweiterte Tarski-Gruppen endlich erzeugt sind, können sie nicht lokalendlich sein. (Gruppen heißen lokal endlich, wenn jede endlich erzeugte Untergruppe endlich ist.)

Umgekehrt treten Tarski-Gruppen in unendlichen, von zwei Elementen erzeugten M-Gruppen wie folgt auf:

Es seien G eine M-Gruppe und x,yG zwei Elemente von Primzahlpotenz-Ordnung. Das Erzeugnis H:=x,y dieser beiden Elemente sei unendlich. Dann gilt:[5][6]

  • Ist xy={1}, so ist H eine Tarski-Gruppe.
  • Ist xy={1}, so ist H eine erweiterte Tarski-Gruppe.

Torsionsgruppen

Es ist klar, dass Tarski-Gruppen Torsionsgruppen sind, denn ist x Element einer Tarski-Gruppe G, so ist die von x erzeugte Untergruppe x={xnn} eine echte Untergruppe, andernfalls wäre G zyklisch, also isomorph zu , aber ist keine Tarski-Gruppe. Als echte Untergruppe einer Tarski-Gruppe muss x endlich sein, das heißt, G ist eine Torsionsgruppe. Daraus erhält man leicht, dass auch erweiterte Tarski-Gruppen Torsionsgruppen sind. Bei der Beschreibung des Untergruppenverbandes wurde bereits festgestellt, dass es sich um M-Gruppen handelt.

Umgekehrt treten Tarski-Gruppen und erweiterte Tarski-Gruppen nach einem Satz von R. Schmidt wie folgt als Bestandteile solcher Gruppen auf:[7][8][9]

Eine Torsionsgruppe ist genau dann eine M-Gruppe, wenn sie das direkte Produkt von

  • Tarski-Gruppen,
  • erweiterten Tarski-Gruppen
  • und einer lokalendlichen Gruppe,

ist, so dass je zwei Elemente aus verschiedenen direkten Faktoren teilerfremde Ordnungen haben.

Einfachheit

Tarski-Gruppen sind einfach.[10] Sei nämlich N ein nicht-trivialer Normalteiler der Tarski-Gruppe G. Dann ist N endlich und daher G/N unendlich. Ein vom Einselement verschiedenes Element in G/N hat endliche Ordnung und erzeugt daher eine echte, nicht-triviale Untergruppe in G/N. Ihr Urbild unter der Quotientenabbildung ist dann eine Untergruppe, die echt zwischen N und G liegt. Diese muss endlich von Primzahlordnung sein und mit N eine echte Untergruppe enthalten. Dieser Widerspruch zeigt, dass N kein Normalteiler sein kann, das heißt, G ist einfach.

Einzelnachweise

  1. L. N. Shevrin, A. J. Ovsyannikov: Semigroups and their Subsemigroup Lattices, Springer-Verlag, 1996, ISBN 978-94-015-8751-8, Kapitel 5.13
  2. Roland Schmidt: Subgroup Lattices of Groups, Walter de Gruyter (1994), ISBN 3-11-011213-2, Seite 82: Torsion groups with modular subgroup lattices
  3. B. H. Neumann: Some new rumors in group theory, Math. Medley 6 (3), Seiten 100–103
  4. A. Yu. Olshanskii: Infinite groups with cyclic subgroups, Dokl. Akad. Nauk SSSR, 245:4 (1979), 785–787
  5. Roland Schmidt: Subgroup Lattices of Groups, Walter de Gruyter (1994), ISBN 3-11-011213-2, Lemma 2.4.17
  6. Ragmar Rudolph: Ein Untergruppensatz für modulare Gruppen, Monatshefte für Mathematik, Band 94 (1982), Seiten 149–153
  7. P. Pálfy: Groups and Lattices in Groups St Andrews 2001 in Oxford, London Mathematical Society, Lecture Notes Series 305, Band II, Cambridge University Press (2003), ISBN 0-521-53740-1, Seite 432, Theorem 2.5
  8. Roland Schmidt: Subgroup Lattices of Groups, Walter de Gruyter (1994), ISBN 3-11-011213-2, Theorem 2.4.16
  9. Roland Schmidt: Gruppen mit modularem Untergruppenverband, Arch. Math 46, Seiten 118–124 (1986)
  10. D. J. S. Robinson: A Course in the Theory of Groups, Springer-Verlag 1996, ISBN 0-387-94461-3, Kapitel 14.4, Aufgabe 1