Sphärensatz

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Der Sphärensatz ist ein bedeutendes Resultat aus der globalen riemannschen Geometrie. Nach Vorarbeiten von Harry Rauch bewiesen Wilhelm Klingenberg und Marcel Berger diesen Satz im Jahr 1961.

Sphärensatz

(Klassischer) Sphärensatz

Sei (M,g) eine n-dimensionale, kompakte, einfach zusammenhängende, riemannsche Mannigfaltigkeit, für deren Schnittkrümmung K

0<h<K1

mit h=14 gilt. Dann ist M homöomorph zur Sphäre.

Differenzierbarer Sphärensatz

Erfüllt die riemannsche Mannigfaltigkeit (M,g) beziehungsweise deren Schnittkrümmung dieselben Voraussetzungen wie im (klassischen) Sphärensatzes, so ist M diffeomorph zur Sphäre, die mit der normalen differenzierbaren Struktur ausgestattet ist.

Entstehung des Satzes

Der Sphärensatz wurde von Harry Rauch im Jahr 1951 für h34 bewiesen.[1] Wilhelm Klingenberg brachte dieses Problem mit dem Schnittort in Zusammenhang. In dem Fall, dass die Mannigfaltigkeit gerade Dimension hat und obige Ungleichung bezüglich der Schnittkrümmung erfüllt, war die Entfernung zum Schnittort größergleich π (Lemma von Klingenberg). Mit dieser Aussage bewies Klingenberg den Sphärensatz für h0,55 und gerade Dimension.[2] Mit Hilfe des Satzes von Toponogov und des gerade erwähnten Lemmas von Klingenberg bewies 1960 Marcel Berger den Sphärensatz für h=14 und gerade Dimension.[3] Im Jahr 1961 konnte Klingenberg das erwähnte Lemma auch für ungerade Dimension beweisen.[4] Der Beweis für ungerade Dimensionen ist ungleich komplizierter und verwendet Morsetheorie. Dies vollendete den Beweis des Sphärensatzes. Tsukamoto konnte zeigen, dass der Satz von Toponogov für den Beweis des Sphärensatzes nicht notwendig ist.

Im Jahr 2007 gelang es Simon Brendle und Richard Schoen zu beweisen, dass unter obigen Voraussetzungen die Mannigfaltigkeit M sogar diffeomorph zur Sphäre ist.[5]

Hilfsaussagen

In diesem Abschnitt werden noch einige Aussagen aufgezeigt, die wichtig für den Beweis des Sphärensatzes sind. Das hier als erstes angegebene Lemma von Klingenberg entspricht dem aus dem obigen Abschnitt.

Lemma von Klingenberg

Sei M eine kompakte, einfach zusammenhängende, riemannsche Mannigfaltigkeit, für deren Schnittkrümmung K die Ungleichung

14<K1

gilt. Dann folgt

i(M)π,

wobei i(M) den kürzesten Abstand zu einem nächsten Schnittort meint. Dies nennt man auch den injektiven Radius von M.

Existenz von Hemisphären

Sei M eine n-dimensionale, kompakte, einfach zusammenhängende, riemannsche Mannigfaltigkeit, für deren Schnittkrümmung 14<δK1 gilt, und seien p,qM, so dass d(p,q)=diam(M) gilt. Dann folgt

M=Bρ(p)Bρ(q),

wobei Bρ(p)M den offenen geodätischen Ball mit Radius π2δ<ρ<π und mit Mittelpunkt pM bezeichnet. Die Funktion diam gibt den Durchmesser der riemannschen Mannigfaltigkeit an.

Existenz eines Äquators

Unter den zur Existenz von Hemisphären gemachten Voraussetzungen existiert für jede Geodätische mit der Länge ρ und mit Startpunkt p ein eindeutiger Punkt k, so dass

d(p,k)=d(q,k)

gilt. Genauso gilt für jede Geodätische mit Startpunkt q und Länge ρ, dass ein eindeutiger Punkt l existiert, welcher äquidistant von p und q ist. Die Funktion d(.,.) ist die Abstandsfunktion, welche durch die riemannsche Metrik induziert wird.

Weitere Anmerkungen

Konstruierter Homöomorphismus

Berger konstruierte in dem Beweis des Sphärensatzes eine Funktion h:𝕊nM, von der er zeigte, dass sie ein Homöomorphismus ist. Sei I:Tp¯𝕊nTpM für ein p¯𝕊n eine Isometrie und sei q¯=p¯ der antipodale Punkt von p¯. Die Funktion h:𝕊nM ist nun definiert durch

x{p,x=p¯𝕊nexpp(d(x,p¯)π/2(fIexpp¯1)(x)),d(x,p¯)π2expq(d(x,q¯)π/2(expq1exppfIexpp¯1)(x)),d(x,q¯)π2q,x=q¯𝕊n.

Die Funktion exp ist die Exponentialabbildung und d(.,.) ist die Abstandsfunktion, welche durch die riemannsche Metrik induziert wird.

Optimale Schranke

Der komplexe projektive Raum n für n>1 ist kompakt und einfach zusammenhängend und die Schnittkrümmung erfüllt die Ungleichung 14K1. Es ist jedoch bekannt, dass der komplex projektive Raum nicht homöomorph zur Sphäre ist. Das heißt, bei gerader Dimension n4 ist 14 die optimale Schranke. Bei ungerader Dimension ist bekannt, dass der Satz auch für 14K1 gilt. Jedoch ist die optimale Schranke noch nicht gefunden worden. Für Dimension n=2,3 ist der Satz sogar für 0K1 richtig.

Satz von Hamilton

Fünfundzwanzig Jahre, bevor der differenzierbare Sphärensatz bewiesen werden konnte, veröffentlichte Richard S. Hamilton im Jahr 1982 einen Satz, den er mit Hilfe von Techniken aus der Theorie der partiellen Differentialgleichungen aus dem (topologischen) Sphärensatz ableitete. Die Aussage des Satzes lautet:[6]

Sei M eine kompakte, einfach zusammenhängende, riemannsche Mannigfaltigkeit der Dimension drei mit strikt positiver Ricci-Krümmung. Dann ist M diffeomorph zur Sphäre 𝕊3.

Siehe auch

Literatur

  • Manfredo Perdigão do Carmo: Riemannian Geometry, Birkhäuser, Boston 1992, ISBN 0-8176-3490-8
  • Simon Brendle Der Sphärensatz in der Riemannschen Geometrie, Jahresbericht DMV, Band 113, 2011, Heft 3, S. 123–138

Einzelnachweise

  1. Rauch, H.E., A contribution to differential geometry in the large, Ann. of Math. 54 (1951), 38-55
  2. Klingenberg, W., Contributions to riemannian Geometry in the large, Ann. of Math. 69 (1959), 654-666.
  3. Berger, M., Les variétés Riemannienes (1/4)-pincées, Ann. Scuola Norm. Sup. Pisa, Ser. III, 14 (1960), 161-170
  4. Klingenberg, W., Über Riemannsche Mannigfaltigkeiten mit positiver Krümmung, Comm. Math. Helv. 35 (1961), 47-54.
  5. Brendle, Schoen, Manifolds with 1-4 pinched curvature are space forms, Journal of the AMS, Bd. 22, 2009, S. 287, Classification of manifolds with 1-4 pinched curvature, Acta Mathematica, Bd. 200, 2008, S. 1
  6. Richard S. Hamilton: Three-manifolds with positive Ricci curvature. In: Journal of Differential Geometry. 17, No. 2, 1982, S. 255–306.