Silberner Schnitt

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Silberner Schnitt
Silberner Schnitt

Der Silberne Schnitt (angelehnt an die Bezeichnung Goldener Schnitt) ist das Teilungsverhältnis einer Strecke (Länge) oder anderen Größe (Bereich), bei dem das Verhältnis der Summe des verdoppelten größeren und des kleineren Teils zum größeren Teil gleich dem Verhältnis des größeren zum kleineren Teil ist. Dieses Teilungsverhältnis erhält man z. B. bei einer Konstruktion mit Zirkel und Lineal mithilfe eines halben Achtecks.

Definition und Eigenschaften

Silberner Schnitt, Proportionen der Streckenteile:
δS=ab=2a+ba

Mit a als größerem und b als kleinerem Teil sowie δS als Silbernem Schnitt gilt:

2a+ba=ab=:δS

Der Silberne Schnitt δS erfüllt daher die Gleichung

δS=1δS+2

oder umgeformt ergibt die quadratische Gleichung

δS22δS1=0.

Wegen δS>1 folgt daraus

δS=1+2=2,414213.

Goldener und Silberner Schnitt lassen sich durch die Funktion

f(x)=x2+(x2)2+1[1]

darstellen, wobei der Goldene Schnitt Funktionswert für x=1, der Silberne Schnitt für x=2 ist.

Der Silberne Schnitt lässt sich auch durch trigonometrische Funktionen ausdrücken und ist mit dem Winkel π/8=22,5 verbunden:

δS=cot18π
δS=tan38π

Zudem besitzt der Silberne Schnitt ähnlich wie der Goldene Schnitt eine besonders einfache Darstellung als Kettenbruch:

δS=[2;2,2,2,]=2+12+12+12+[2]

Konstruktion

Ausgangssituation

Silberner Schnitt in einem halben regelmäßigen Achteck nach dem Satz von Pythagoras:
AB=^2=a+b
IJ=^1+21+1=1+2=δS

Ausgehend vom regelmäßigen Achteck mit einer Seitenlänge b0=1 soll die folgende Beschreibung zur nebenstehenden Konstruktion die Teilung einer Strecke im Verhältnis des Silbernen Schnittes verdeutlichen.[3]

  • Die geometrische Herleitung des Zahlenwertes 1+2 von δS mit Zirkel und Lineal entsteht im Verlauf der Konstruktion. Sie erweist sich als praktikable Alternative zur rechnerischen Herleitung.

Zuerst wird nach dem Errichten einer Senkrechten auf eine Gerade, jeweils ab dem Punkt A, um dem Punkt A ein Viertelkreis mit dem Radius r=1 gezeichnet, damit ergeben sich die Punkte C und D. Halbiert man nun den rechten Winkel CAD, ergeben sich der Winkel 45, der Schnittpunkt E und somit als Strecke AE, die erste Seite des halben Achtecks. Es folgt ein Kreisbogen mit dem Radius AE um den Punkt E und eine Parallele zur Strecke AC ab E; beide schneiden sich in F und bilden somit als Strecke EF die zweite Seite des halben Achtecks. Um den Mittelpunkt M des halben Achtecks zu erhalten, konstruiert man die zwei Mittelsenkrechten Ms1 und Ms2 der beiden Achteckseiten. Anschließend werden durch den Mittelpunkt M die Mittelachse parallel zur Strecke AC und um M der Halbkreis mit dem Radius AM gezeichnet. Es ergibt sich der Schnittpunkt H und somit als Strecke FH die dritte Seite des halben Achtecks. Die Verbindungen der Punkte E und F mit dem Mittelpunkt M ergeben den Schnittpunkt B sowie den Zentriwinkel 45 der Achteckseite. Um das halbe Achteck fertigzustellen, bedarf es noch zweier Senkrechten zur Strecke AH, jeweils ab den Punkten A und H bis auf die Mittelachse. Dabei ergeben sich schließlich die beiden Schnittpunkte I und J.

Die Seite EM des Dreiecks MFE schneidet die Strecke AB, deren Länge 2 entspricht, im Punkt C und teilt sie dort im Verhältnis des Silbernen Schnittes.

Das Ergebnis zeigt, dass jede der beiden Strecken AH und IJ die Länge 1+21+1=1+2 hat.

Setzt man in die allgemeinen Formel für δS=ab=a0b0 ergibt sich

IJ=a0b0=1+21=1+2, daraus folgt
IJ=δS=1+22,414213562.
  • In Worten, die Länge der Strecke IJ entspricht dem Zahlenwert 2,414213562.

Innere Teilung

Silberner Schnitt, innere Teilung
ab=1+2=δS

Für die innere Teilung der Strecke AB im Verhältnis des Silbernen Schnittes sind aus der Zeichnung des halben regelmäßigen Achtecks prinzipiell folgende Konstruktionselemente ableitbar:

  • Grünes Dreieck ACE
  • Mittelpunkt G der Strecke AB
  • Kreisbogen CED um A, erzeugt Teilungspunkt C

Zu Beginn wird die Strecke AB halbiert, es ergibt sich der Mittelpunkt G. Anschließend zieht man den Halbkreis mit dem Radius GA um den Punkt G. Es folgt eine Senkrechte auf die Strecke AB durch den Punkt G, dabei ergibt sich der Schnittpunkt E mit dem Halbkreis. Der abschließende Kreisbogen um den Punkt A mit dem Radius AE teilt in C die Strecke AB im Verhältnis des Silbernen Schnittes mit a als größerem und b als kleinerem Teil.

Äußere Teilung

Silberner Schnitt, äußere Teilung
ab=1+2=δS

Ähnlich wie der Goldene Schnitt ist auch der Silberne Schnitt mit einer äußeren Teilung, durch eine Verlängerung der vorgegebenen Strecke, konstruierbar.

Für die äußere Teilung der Strecke AB im Verhältnis des Silbernen Schnittes sind aus der Zeichnung des halben regelmäßigen Achtecks prinzipiell folgende Konstruktionselemente ableitbar:

  • Grünes Dreieck ACE
  • Kreisbogen CED um A
  • Kreisbogen ABF um E, erzeugt die Strecke AB

Es beginnt mit der Konstruktion eines rechten Winkels (einer Senkrechten) auf der vorgegebenen Strecke AC im Punkt A. Anschließend wird um den Punkt A, ab dem Punkt C, ein Viertelkreis bis zur Senkrechten gezeichnet, es ergibt sich der Schnittpunkt D. Nun folgt die Halbierung des rechten Winkels CAD, dabei ergeben sich der Winkel 45 und der Schnittpunkt E. Weiter geht es mit der Verlängerung der Strecke AC ab dem Punkt C um etwa die Hälfte der Strecke AC. Der abschließende Kreisbogen um den Punkt E mit dem Radius AE verlängert die vorgegebene Strecke AC in B um die Länge der Strecke CB. Somit ist die Strecke AB geteilt im Verhältnis des Silbernen Schnittes mit a als größerem und b als kleinerem Teil.

Silbernes Rechteck

Konstruktionen und grundlegende Eigenschaften

Bild 1
Silbernes Rechteck, anhand des Silbernen Schnittes mit innerer Teilung
ab=a1b1=1+2=δS

Ein Rechteck mit den Seitenlängen a und b<a heißt Silbernes Rechteck, wenn der Quotient der Seitenlängen gerade der Silberne Schnitt ist:

ab=121=1+2=δS

Das Silberne Rechteck kann mit Zirkel und Lineal konstruiert werden.

Um die beiden Seitenlängen a und b zu finden, wird zunächst eine beliebige Strecke AB im Verhältnis des Silbernen Schnittes mit einem der beiden oben beschriebenen Verfahren (innere Teilung oder äußere Teilung) geteilt. Die damit ermittelte Seite b wird nun in die Senkrechte hochgeklappt und anschließend das Silberne Rechteck fertiggestellt.

Die nebenstehende Darstellung (Bild 1) zeigt, der Mittelpunkt G der Strecke AB teilt jetzt die Seitenlänge a im Verhältnis des Silbernen Schnittes. Es entstehen dadurch die Seitenlängen a1 und b1 eines weiteren Silbernen Rechtecks, was mit der Konstruktion neuer „Silberner“ Paare (a2,b2), (a3,b3), natürlich beliebig weit fortgesetzt werden kann.

Eine weitere – sehr einfache – Möglichkeit ein Silbernes Rechteck mithilfe einer alternativen äußeren Teilung darzustellen, zeigt das nebenstehende Bild 2.[4]

Bild 2
Silbernes Rechteck, Basis ist ein Quadrat

Ausgehend von einem Quadrat ABCD mit der beliebigen Seitenlänge a, wird z. B. die Strecke DA über A hinaus verlängert und ein Kreisbogen mit dem Radius DB=a2 gezogen, bis dieser die Verlängerung in E schneidet. Die somit erzeugte Strecke AE entspricht der gesuchten Seite b des Silbernen Rechtecks, denn es gilt:

δS=ab,

nach dem Umformen ist

b=aδS

daraus folgt:

b=a1+2=a2a

Anders als beim Goldenen Schnitt und beim Goldenen Rechteck gibt es nur eher wenige Beispiele aus dem Alltag, wo man diesen Quotienten beobachten kann. So gibt es beispielsweise Autos, deren Länge und Breite dem Silbernen Schnitt entsprechen. Eine einfache Möglichkeit, ein Silbernes Rechteck selbst zu erstellen, ist mithilfe eines DIN-A4-Blattes. Dieses hat ein Seitenverhältnis von 1:2. Durch Knicken und Schneiden kann man so ein Silbernes Rechteck konstruieren.

Weitere Eigenschaften

Ineinander liegende Silberne Rechtecke
O. B. d. A. habe jede Kathete die Länge 1.
Demnach gilt im großen Rechteck
(1+2):1=δS
und im kleinen Rechteck
1:(21)=121=2+11=δS,
also handelt es sich in beiden Fällen um Silberne Rechtecke.
Dreiecksspiralen bei Silbernen Rechtecken
  • Wiederholt man das Verfahren mit dem kleineren der beiden Rechtecke und setzt diesen Prozess unendlich fort, so entstehen vier unendliche konvergente Reihen aus ähnlichen gleichschenklig-rechtwinkligen Dreiecken, deren Grenzwerte identisch sind und jeweils spiralförmig die gesamte Fläche des großen Rechtecks ausfüllen. Die Flächenmaßzahlen der mittleren Rechtecke konvergieren hierbei gegen Null.
Jede dieser vier Dreiecksspiralen hat die Flächenmaßzahl
A=1(1+2):4=2+14=δS4.[5]

Literatur

  • Donald B. Coleman: The Silver Ratio: A Vehicle for Generalization. In: The Mathematics Teacher, Vol. 82, No. 1 (Januar 1989), S. 54–59 (Vorlage:JSTOR).

Einzelnachweise

  1. Vorlage:Internetquelle
  2. Vorlage:Internetquelle
  3. Vorlage:Internetquelle
  4. Vorlage:Internetquelle
  5. Hans Walser: Spiralen, Schraubenlinien und spiralartige Figuren - Mathematische Spielereien in zwei und drei Dimensionen, Springer Spektrum, Springer-Verlag GmbH Berlin 2022, ISBN 978-3-662-65131-5, Seiten 77–78