Silberhydroxid

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Vorlage:Infobox Chemikalie

Silberhydroxid (Silber(I)-hydroxid), chemische Formel AgOH, ist als Hydroxid des Silbers eine Base. Das sich als Zwischenstufe zum bräunlichen und schwer löslichen Niederschlag von Silber(I)-oxid bildende Silberhydroxid kann z. B. elektrolytisch[1] oder aus neutraler wässriger Silbernitrat-Lösung unter äquimolarer Zugabe der Base NaOH gebildet werden. Silberhydroxid steht unter Abspaltung von Wasser mit dem ebenfalls schwer löslichen, stabileren Silber(I)-oxid Ag2O im Gleichgewicht.[2]

2 Ag++2 OH2 AgOH Ag2O+H2O

Für die Gleichgewichtsreaktion von Silberhydroxid zu Silberoxid ergibt sich für die Gleichgewichtskonstante K ein Wert von 1,33 · 10−3, wobei im Gleichgewicht deutlich weniger Ag2O als AgOH in der Lösung vorliegt.[3]

2 AgOHAg2O+H2O (pKs=2,875)

Darstellung

  • Silbernitrat wird in Wasser gelöst. Unter Rühren wird diese Silbernitrat-Lösung in eine Natronlauge eingerührt. Der entstandene Silberhydroxid-Niederschlag wird abgesaugt, mit Wasser und anschließend mit Methanol gewaschen.[4]
  • Aus wasserfreier alkoholischer Lösung kann Silberhydroxid ohne Bildung von Silberoxid gefällt werden.[2]

Reaktionen

Eine Aufschlämmung von Silber(I)-oxid in Wasser reagiert deutlich alkalisch, da in Umkehrung der oben aufgeführten Reaktion aus Silberoxid die Base Silberhydroxid gebildet wird.[2]

Die Fällung von AgOH aus wässriger Lösung beginnt bei pH-Wert 8,3 und ist beim pH-Wert von 11,3 abgeschlossen[5]. Als amphoteres Hydroxid geht AgOH bei noch höheren pH-Werten wieder in Lösung; so bildet sich im Überschuss einer stark alkalischen Lösung aus Silberhydroxid das lösliche Silberhydroxid-Anion [Ag(OH)2]:

AgOH+OH[Ag(OH)2]

Durch Zugabe von konzentrierter Ammoniak-Lösung bildet sich aus Silberhydroxid der wasserlösliche Diamminsilber(I)-komplex [Ag(NH3)2]+.

AgOH+2 NH3[Ag(NH3)2]++OH

Verwendung in der präparativen Chemie

  • Aus den wasserlöslichen Halogeniden Chlorid, Bromid und Iodid können in methanolischer Lösung mit einer Silberoxid-Suspension bequem und ohne Nebenreaktionen die entsprechenden Hydroxide dargestellt werden.
  • Die Substitution eines Chlor- oder Iod-Liganden (–Cl bzw. –I) durch eine Hydroxygruppe (–OH) ist in einigen organischen Verbindungen durch die Umsetzung mit AgOH möglich (Beispiele: Die Reaktion von Chlorbernsteinsäure mit Silberhydroxid führt zur Äpfelsäure unter Bildung von AgCl; die Überführung von Iodethan zu Ethanol).[6]
  • Quartäre Ammoniumhalogenide können mit AgOH in die entsprechenden, halogenidfreien quartären Ammoniumhydroxide überführt werden.[7]
  • Historische Möglichkeit zur Darstellung von kolloidalem Silber: In einer alkalischen Lösung des Natriumsalzes der Protalbin- bzw. Lysalbinsäure reduziert Hydrazinhydrat AgOH zu kolloidalem Silber, das sehr beständig ist.[8]
  • Tartronsäure (Hydroxymalonsäure) entsteht durch Hydrolyse von Monobromalonsäure mit Silberhydroxid.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Vorlage:Webarchiv
  2. 2,0 2,1 2,2 Vorlage:Holleman-Wiberg
  3. George Biedermann, Lars Gunnar Sillén: Studies on the Hydrolysis of Metal Ions. Part 30. A Critical Survey of the Solubility Equilibria of Ag2O. In: Acta Chemica Scandinavica. 1960, 14, S. 717, Vorlage:DOI.
  4. Chemical Abstracts, Band 95, No. 19, 9. November 1981, Columbus, Ohio, USA, M. MASSACCESI "Two-phase titration of some quaternary ammonium compounds in the presence of amines or other quaternary ammonium compounds", Seite 437.
  5. Jander/Blasius, Lehrbuch der analytischen und präparativen anorganischen Chemie, Stuttgart-Leipzig, 1995, 14. Auflage
  6. Römpp Lexikon Chemie, Bd. 5, 9. Aufl., S. 4159.
  7. Vorlage:Patent
  8. C. Paal, Über colloidales Silber, Ber. Dtsch. Chem. Gesellsch. 35 (1902), S. 2224–2236.