Siegel-Scheibe

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Siegel-Scheiben der Abbildung f(z)=z2+e2πi512z

In der Mathematik sind Siegel-Scheiben ein Begriff aus der Theorie komplexer dynamischer Systeme. Es handelt sich um Komponenten der Fatou-Menge, auf denen die Dynamik zu einer irrationalen Drehung konjugiert ist.

Definition

Sei f:SS eine holomorphe Abbildung zwischen riemannschen Flächen. Eine Zusammenhangskomponente U der Fatou-Menge (f) heißt Siegel-Scheibe um z0U, wenn es eine biholomorphe Abbildung ϕ:UD auf die Einheitskreisscheibe D mit ϕ(z0)=0 gibt, so dass ϕfϕ1 eine irrationale Drehung, also ϕfϕ1(z)=e2πiαz für ein α ist.

Die Frage, ob es zu gegebenem f und z0 eine Siegel-Scheibe gibt, wird in älterer Literatur als Zentrumsproblem bezeichnet.

Sätze von Siegel und Brjuno

Damit es eine Siegel-Scheibe geben kann, muss die Rotationszahl f(z0) von der Form e2πiα mit einer irrationalen Zahl α sein.

Siegel bewies 1942, dass es eine Siegel-Scheibe gibt, wenn man Konstanten C>0 und ν2 findet, so dass |αpq|Cqν für alle rationalen Zahlen pq gilt.

Rüßmann und Brjuno verbesserten diese arithmetische Bedingung Ende der 1960er Jahre.

Satz von Brjuno: Es gibt eine Siegel-Scheibe, wenn für die Folge pnqn in der Kettenbruchentwicklung von α gilt: nlogqn+1qn<. (Solche Zahlen werden als Brjuno-Zahlen bezeichnet.)

Yoccoz bewies 1988, dass Brjunos Bedingung optimal ist. Zu jeder Zahl α, die keine Brjuno-Zahl ist, ist f(z)=z2+e2πiαz eine nicht-linearisierbare holomorphe Funktion.

Literatur

  • Carl Ludwig Siegel: Iteration of analytic functions, Ann. Math. 43, 607–612 (1942)
  • Alexander D. Brjuno: Analytic form of differential equations. I, II, Trudy Moskovskogo Matematičeskogo Obščestva 25, 119–262 (1971)
  • Jean-Christophe Yoccoz: Théorème de Siegel, nombres de Bruno et polynômes quadratiques, Petits diviseurs en dimension 1, Astérisque 231, 3–88 (1995)