Selenige Säure

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Vorlage:Infobox Chemikalie

Selenige Säure ist ein wasserlöslicher kristalliner Feststoff mit der Summenformel H2SeO3. Sie ist eine zweiprotonige Säure des Selens. Ihre Salze heißen Selenite. Selenige Säure ist giftig.

Gewinnung und Darstellung

Selenige Säure kann aus der Umsetzung von Selendioxid und Wasser oder Salpetersäure mit Selen erhalten werden.[1]

SeO2+H2OH2SeO3
Se+4 HNO3H2SeO3+4 NO2+H2O

Chemische Eigenschaften

Selenige Säure ist sehr gut wasserlöslich und wirkt stark hygroskopisch. In Wasser gelöst reagiert sie stark sauer (pKs-Wert der ersten Protolysestufe: 2,62 und der zweiten Protolysestufe: 8,32).[2]

H2SeO3 H++HSeO3
HSeO3 H++SeO32

Sie ist eine schwächere Säure als die Schweflige Säure, ist aber im Gegensatz zu dieser in Form von Kristallen isolierbar. Sie zeigt praktisch keine reduzierende Eigenschaften.[3] Von Schwefeldioxid, Schwefelwasserstoff, Iodwasserstoff und Hydrazin wird sie zu rotem Selen reduziert.[4]

H2SeO3+4 HI  Se+2 I2+3 H2O

Von Wasserstoffperoxid, Kaliumpermanganat oder Chlorsäure wird sie zu Selensäure oxidiert.[5]

H2SeO3+H2O2  H2SeO4+H2O

Verwendung

Selenige Säure wird als Katalysator zur Synthese von 1,2-Dialdehyden verwendet.[6]

In der Industrie dient sie zur Farbveränderung von metallischen Werkstoffen. Vor allem in der Waffenindustrie ist ein „blueing“ genanntes Verfahren bekannt, mit dem Stahloberflächen gefärbt werden.[7] Ähnliche Verfahren verwendet die Chemische Industrie zur Oberflächenverfärbung, beispielsweise von Kupfer.[8] In den Vereinigten Staaten gibt es Drogentests, deren Schlüsselreagenz selenige Säure ist.[9][10]

Biologische Bedeutung

Selenige Säure ist wie viele Selenverbindungen toxisch für den menschlichen Körper.[11] Nach deutschem Wasserrecht ist die Verbindung mit der Wassergefährdungsklasse 3 gekennzeichnet. Die mittlere Letale Konzentration für Fische beträgt 6,61 g·m−3. Es liegen Anzeichen für eine mögliche karzinogene Wirkung der Verbindung vor.[12] Der biologische Grenzwert beträgt 150 µg· l−1.[13]

Sicherheitshinweise

Selenige Säure wirkt auf Haut, Atemwege und Schleimhäute stark reizend. Sie ist in der Lage, in hohen Konzentrationen lebendes Gewebe zu zerstören (Verätzung). Aussetzung mit der Verbindung über einen längeren Zeitraum kann schwere physiologische Schäden verursachen. Selenige Säure ist bereits in kleinsten Mengen hoch giftig. Bei Intoxikationen mit Selenverbindungen muss mit bleibenden Schäden gerechnet werden.[12][14]

Einzelnachweise

  1. Vorlage:HSDB
  2. Vorlage:Holleman-Wiberg
  3. Vorlage:Literatur
  4. Vorlage:Literatur
  5. G. Brauer (Hrsg.), Handbook of Preparative Inorganic Chemistry 2nd ed., vol. 1, Academic Press 1963, S. 432–3.
  6. Vorlage:OrgSynth
  7. R. Angier: Firearm Blueing and Browning, Stackpole Co., Harrisburg, 1936.
  8. Vorlage:Inchem
  9. Sirchie Finger Print Laboratories, Inc. Mai 2006.
  10. Infoblatt des Justizministeriums der Vereinigten Staaten: Color Test Reagents/Kits forPreliminary Identificationof Drugs of Abuse (PDF; 135 kB).
  11. Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit: Selenious acid as a source of selenium added for nutritional purposes to food supplements. In: EFSA Journal. 7, 2009, Vorlage:DOI. (PDF)
  12. 12,0 12,1 Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens GESTIS wurde kein Text angegeben.
  13. W. Forth, D. Henschler, W. Rummel, K. Starke: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie 7. Aufl.; Spektrum Akademischer Verlag GmbH, Heidelberg 1996.
  14. Robert M. Russell (für die deutsche Ausgabe: Hans-Joachim F. Zunft). Vitamine und Spurenelemente – Mangel und Überschuss. In: Manfred Dietel, Joachim Dudenhausen, Norbert Suttorp (Hrsg.) Harrisons Innere Medizin, Berlin 2003, ISBN 3-936072-10-8.