Satz von Frucht

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Der Satz von Frucht (nach Roberto Frucht) ist ein Satz aus dem mathematischen Teilgebiet der Graphentheorie. Er besagt, dass bis auf Isomorphie jede Gruppe als Automorphismengruppe eines Graphen auftritt.

Datei:Kleinster asymmetrischer Graph.svg
Ein kleinster asymmetrischer Graph

Ein Automorphismus eines ungerichteten Graphen G=(V,E), wobei V die Knotenmenge und E die Kantenmenge ist, ist eine bijektive Abbildung φ:VV mit der Eigenschaft, dass zwei Knoten v1,v2V genau dann durch eine Kante verbunden sind, wenn φ(v1) und φ(v2) durch eine Kante verbunden sind. Die Menge Aut(G) aller Automorphismen von G ist offenbar eine Gruppe und heißt die Automorphismengruppe von G.

Für einen kantenlosen Graphen G=(V,) oder für einen vollständigen Graphen ist Aut(G) offenbar gleich der symmetrischen Gruppe von Sym(V) von V. Für alle anderen Graphen ist Aut(G) eine echte Untergruppe von Sym(V). Im Extremfall ist Sym(V)={idV}, solche Graphen nennt man asymmetrisch. Die kleinste Knotenzahl eines asymmetrischen Graphen ist 6.

Da nach dem Satz von Cayley jede Gruppe isomorph zu einer Untergruppe einer symmetrischen Gruppe ist, stellt sich die Frage, ob jede Gruppe als Automorphismengruppe eines Graphen auftritt. Diese Frage wird durch den Satz von Frucht positiv beantwortet:

  • Satz von Frucht: Zu jeder Gruppe gibt es einen Graphen, dessen Automorphismengruppe isomorph zu dieser Gruppe ist.

Dieser Satz wurde 1938 von Roberto Frucht für endliche Gruppen formuliert und bewiesen. Der Fall unendlicher Gruppen wurde unabhängig voneinander von J. de Groot (1959) und G. Sabidussi (1960) bewiesen.

Konstruktionsidee

Der Satz von Frucht wird konstruktiv bewiesen, d. h. es wird ein explizites, aber universelles Vorgehen zur Konstruktion eines Graphen angegeben. Im Nachhinein wird dann die Eignung dieser Graphen bewiesen. Zunächst gilt:

Für endliche Gruppen G mit einer Ordnung größer als 2 und den Elementen S1,S2,,Sn, wobei S1 das neutrale Element der Gruppe ist, muss zunächst der zugehörige Cayleygraph zum Erzeugendensystem G{S1} konstruiert werden.

Nachdem den Elementen Si eindeutige Knoten Pi zugeordnet wurden, werden gerichtete Kanten von Pi nach Pj und umgekehrt gezogen, wenn i und j unterschiedliche Indizes sind. Gilt Sα=SjSi1, so erhält die gerichtete Kante von Pi nach Pj die Farbe α{2,3,,n}.

Aus dem gerichteten Cayleygraphen muss nun ein ungerichteter Graph konstruiert werden. Hierzu wird eine gerichtete Kante von Pi nach Pjdurch das Einfügen zweier Knoten Qij1 und Rij1 ersetzt. Dabei werden drei ungerichtete Kanten hinzugefügt, welche von Pi nach Qij1, von Qij1nach Rij1 und von Rij1 nach Pj verlaufen.

An die neuen Knoten Qij1 und Rij1 werden nun weitere Knoten in Form einer Kette angehängt: insgesamt 2α3 Knoten an Qij1 und 2α2 Knoten an Rij1.

Wiederholt man diese Schritte an allen gerichteten Kanten des Cayleygraphen, so erhält man einen ungerichteten Graphen. Mögliche Symmetrien in diesem Graphen, welche weitere Elemente in der Automorphismengruppe zufolge hätten, werden durch die unterschiedliche Länge der Ketten an den Knoten Qij1 und Rij1 verhindert.

Ein auf diese Weise konstruierter Graph besitzt 2n3n2 Knoten, wobei n die Ordnung der zugrundeliegenden Gruppe ist. Es existieren in der Regel auch andere, teils sogar kleinere Graphen, deren Automorphismengruppe die Anforderungen erfüllt.[1]

Existenz unendlich vieler Graphen

Aus einem Graphen G mit m Knoten kann stets auch ein Graph G mit 2m Knoten konstruiert werden, sodass die beiden Graphen isomorphe Automorphismengruppen besitzen. Hierfür muss lediglich eine Kette der Länge 1 an jeden bereits vorhandenen Punkt des Graphen G angebracht werden.

Da die Nachbarschaft von Knoten innerhalb von Automorphismengruppen erhalten bleibt, verändern die zusätzlichen Knoten die Automorphismengruppe von G nicht, denn sie bleiben stets Nachbarn ihres Ursprungspunktes, sie werden unter einer Permutation aus der Automorphismengruppe von G also gewissermaßen einfach mitgetragen. Diese Konstruktion kann beliebig oft durchgeführt werden.

Da nach dem Satz von Frucht zu jeder endlichen Gruppe ein Graph mit einer zur Gruppe isomorphen Automorphismengruppe existiert, kann nun geschlussfolgert werden, dass sogar unendliche viele solcher Graphen zu einer beliebigen endlichen Gruppe existieren.[1]

Literatur

  • J. de Groot: Groups represented by homeomorphism groups, Mathematische Annalen (1959), Band 138, Seiten 80–102
  • R. Frucht: Herstellung von Graphen mit vorgegebener abstrakter Gruppe, Compositio Mathematica (1938), Band 6, Seiten 239–250
  • G. Sabidussi: Graphs with given infinite group Monatshefte für Mathematik (1960), Band 64, Seiten 64–67
  • K. Wagner: Graphentheorie, Bibliographisches Institut AG, Mannheim (1970), ISBN 3-411-00248-4

Einzelnachweise