Rayleighsche Dissipationsfunktion

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Die Rayleighsche Dissipationsfunktion ist ein von Lord Rayleigh 1876[1][2] eingeführter Ansatz für eine geschwindigkeitsabhängige Reibungskraft in der klassischen Mechanik. Er lässt sich auch im Lagrange-Formalismus der klassischen Mechanik formulieren.

Der Lagrangeformalismus beschreibt die Dynamik eines Systems über die Lagrangefunktion L=TV (mit T der kinetischen Energie und V der potentiellen Energie), wobei diese als Funktion von generalisierten Koordinaten qi (und qi˙ für die zugehörige generalisierte Geschwindigkeit) aufgefasst wird (wobei der Index i die Komponenten bezeichnet). Dann kann man geschwindigkeitsabhängige Reibungskräfte über eine nicht-konservative generalisierte Kraft Qi* auf der rechten Seite der Lagrangegleichung berücksichtigen (siehe auch den Artikel Lagrange-Formalismus):

ddtLqi˙Lqi=ddtTqi˙+TqiVqi=Qi*

Rayleigh machte nun für die Reibungskraft Fi in euklidischen Koordinaten ri (mit zugehöriger euklidischer Geschwindigkeit vi) folgenden Ansatz:

Fi=jKijvj

mit der Dissipationsmatrix Kij. Die zugehörige Dissipationsfunktion

K=12i,jKijvivj

ist im einfachsten Fall einer diagonalen Dissipationsmatrix[3]

K=12ikivi2

Mit der Dissipationsfunktion ist die Reibungskraft demnach:

Fi=viK

Beim Übergang zu generalisierten Koordinaten qi ergibt sich

Qi*=jFjrjqi

Wegen vi(t,q,q˙)=kriqkqk˙+rit gilt:

viqk˙=riqk

und damit

Qi*=jKvjvjqi˙=Kqi˙

Daneben kann es auch andere, nicht durch einen Rayleigh-Ansatz beschreibbare nicht-konservative generalisierte Kräfte zur Beschreibung von Reibung geben.

Literatur

  • E. Minguzzi, Rayleigh's dissipation function at work, Eur. J. Phys., Band 36, 2015, S. 035014, arxiv

Einzelnachweise

  1. Rayleigh, Some general theorems related to vibration, Proc. London Math. Soc. s1-4, 1877, S. 357–368
  2. Lord Rayleigh, The theory of Sound, Macmillan 1877, Band 1, Kapitel 4, Paragraph 81
  3. So in Goldstein, Klassische Mechanik, 8. Auflage, Aula-Verlag 1985, S. 24