Ramanujansche g-Funktion und G-Funktion

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Die Ramanujanschen Funktionen g und G zählen zu den elliptischen Funktionen. Sie wurden nach dem indischen Mathematiker Srinivasa Ramanujan (श्रीनिवास रामानुजन) benannt. Diese beiden G-Funktionen stehen mit der elliptischen Lambda-Funktion und der Jacobischen Thetafunktion in algebraischer Beziehung.

Definition

Die Ramanujansche g-Funktion und die G-Funktion sind auf folgende Weise als unendliche Produkte[1] definiert:

g(x)=124exp(π24x)a=0{1exp[(2a+1)πx]}=124exp(π24x)[exp(πx);exp(2πx)]
G(x)=124exp(π24x)a=0{1+exp[(2a+1)πx]}=124exp(π24x)[exp(2πx);exp(4πx)][exp(πx);exp(2πx)]

Bei den Ausdrücken mit den eckigen Klammern auf der rechten Seite sind hierbei die Pochhammer-Symbole dargestellt.

Deswegen lassen sich diese Funktionen auch über die Webersche Modulfunktion und die Dedekindsche Etafunktion definieren:[2]

g(x)=21/4𝔣1(ix)=21/4η(12ix)η(ix)1=
=21/4{a=(1)aexp[(6a+1)2π24x]}{a=(1)aexp[(6a+1)2π12x]}1
G(x)=21/4𝔣11(ix)𝔣21(ix)=21/4η(12ix)1η(ix)2η(2ix)1

Diese Summenformeln sind mit dem Pentagonalzahlensatz von den Produktformeln hergeleitet.

Alternativ können die Ramanujanschen Funktionen über die Jacobische Thetafunktion definiert werden:

g(x)=21/12ϑ01[0;exp(πx)]1/3ϑ10[0;exp(πx)]1/6ϑ00[0;exp(πx)]1/6=
=21/4{ϑ00[112π;exp(124πx)]ϑ00[512π;exp(124πx)]}{ϑ00[112π;exp(112πx)]ϑ00[512π;exp(112πx)]}1
G(x)=21/12ϑ00[0;exp(πx)]1/3ϑ10[0;exp(πx)]1/6ϑ01[0;exp(πx)]1/6

Dabei gelten für die Thetafunktionen[3] folgende Definitionen:

ϑ00(y;z)=n=1(1z2n)[1+2cos(2y)z2n1+z4n2]
ϑ01(y;z)=n=1(1z2n)[12cos(2y)z2n1+z4n2]
ϑ10(y;z)=2z1/4cos(y)n=1(1z2n)[1+2cos(2y)z2n+z4n]

Bei beiden Ramanujanschen Funktionen werden alle positiven x-Werte reellen positiven Werten zugeordnet. Die Funktion g(x) beginnt am Punkt g(x = 0) = 0. Für positive x-Werte ist die Funktion g(x) monoton steigend. Im Gegensatz dazu weist die Funktion G(x) ein relatives Minimum bei dem Wert G(x = 1) = 1 auf.

Generell zählen alle g-Funktionswerte und G-Funktionswerte von positiven rationalen Zahlen zur Menge der reellen positiven algebraischen Zahlen:

g(x+)𝔸+
G(x+)𝔸+1

Umkehrfunktionen

Die Umkehrfunktionen zu den Ramanujanschen Funktionen können allein mit den Integralen algebraischer Funktionen dargestellt werden. Bei diesen Integralen handelt es sich um vollständige elliptische Integrale erster Art.

g1(x)=2(01x6y4+2x24+1y2+1dy)2(011y4+2x24+1y2+1dy)2
G1(x)=(011y42x24+1y2+1dy)2(011y4+2x24+1y2+1dy)2

Unter Verwendung des Ausdrucks K(x) für das vollständige elliptische Integral erster Art können diese Umkehrfunktionen auf folgende Weise formuliert werden:

g1(x)=K(2x6x24+1x12)2K(x24+1x12)2
G1(x)=K(12x12+1+12x12+1)2K(12x12+112x12+1)2

Für die Umkehrfunktionen von den Funktionen g und G gelten folgende mathematische Sätze:

Wenn gilt: g1(x1𝔸+)𝔸+, dann gilt: g1(x1𝔸+)+

Wenn gilt: G1(x2𝔸+)𝔸+, dann gilt: G1(x2𝔸+)+

Algebraische Beziehungen

Folgende Gleichungen gelten für die Ramanujanschen Funktionen:

G(x)=21/8g(x)1/2[g(x)24+1+g(x)12]1/8
[g(x)24g(1/x)24+8]2=64[g(x)24+1][g(1/x)24+1]
G(x)=G(1/x)
g(x)g(4/x)=1
g(4x)=21/4g(x)G(x)
G(4x)=g(x)G(x)[g(x)4+G(x)4]1/4
g(9x)12g(x)12=22g(x)9g(9x)9+22g(x)3g(9x)3
g(9x)=21/6g(x)1/3[g(x)8+12g(x)16g(x)8+1+2g(x)81+g(x)8+g(x)16g(x)8+1]1/3

Einige Theoreme für Vervielfachungen mit ungeraden Quadratzahlen werden nur durch Gleichungen beschrieben, bei welchen die Lösungen für den Allgemeinfall von g und G nicht elementar dargestellt werden können. Ein solches Beispiel sind die beiden unten abgebildeten Theoreme für die Verfünfundzwanzigfachung. Diese Gleichungen sechsten Grades haben quintische Resolventen in der Bring-Jerrard-Form, deren Allgemeinfall nicht elementar lösbar ist.[4] Auch können die Jacobischen elliptischen Sinus-, Cosinus- und Delta-Funktionenswerte vom Fünftel des vollständigen elliptischen Integrals erster Ordnung für den Allgemeinfall des elliptischen Moduls auch nicht elementar dargestellt werden. Dies funktioniert jedoch sehr wohl für das Drittel[5] und das Neuntel des vollständigen elliptischen Integrals erster Ordnung.

g(25x)6g(x)6=2g(x)5g(25x)5+2g(x)g(25x)
G(25x)6+G(x)6=2G(x)5G(25x)52G(x)G(25x)
g(49x)8+g(x)87g(x)4g(49x)4=22g(x)7g(49x)7+22g(x)g(49x)
G(49x)8+G(x)8+7G(x)4G(49x)4=22G(x)7G(49x)7+22G(x)G(49x)
g(121x)12g(x)12=
=22g(x)g(121x)[g(x)2g(121x)2+1][g(x)4g(121x)4+3g(x)2g(121x)2+1][2g(x)4g(121x)4+3g(x)2g(121x)2+2]
[g(169x)2g(x)2][g(169x)4+g(x)47g(x)2g(169x)2]{[g(169x)2g(x)2]4g(x)2g(169x)2[g(169x)2+g(x)2]2}=
=8g(x)13g(169x)13+8g(x)g(169x)

Folgende Beziehungen gelten zur elliptischen Lambdafunktion:[6]

λ*(x)=tan{12arctan[g(x)12]}=12g(x)4G(x)8=g(x)24+1g(x)12
g(x)=tan{2arctan[λ*(x)]}1/12=[2λ*(x)]1/12[1λ*(x)2]1/12
G(x)=sin{2arcsin[λ*(x)]}1/12=[2λ*(x)]1/12[1λ*(x)2]1/24
λ*(4x)=[g(x)24+1+1g(x)6]2[g(x)24+1+1+g(x)6]2
λ*(9x)=λ*(x)3tan{arctan[2g(x)16g(x)8+1g(x)8+2+g(x)8+1]14π}4
g(25x)=g(x)5nc{45K[λ*(x)];λ*(x)}nc{25K[λ*(x)];λ*(x)}

Dabei ist nc der Kehrwert der Jacobischen Funktion Cosinus Amplitudinis.

Spezielle Werte

Werte der g-Funktion:

g(1)=21/8
g(2)=1
g(3)=21/6(2+3)1/8
g(4)=21/8
g(5)=21/4(5+1+2)1/4
g(6)=(2+1)1/6
g(7)=21/4(8+37)1/8
g(8)=21/8(2+1)1/8
g(9)=21/6(3+1)1/12(2+34)1/4
g(10)=21/2(5+1)1/2
g(14)=123+2+1221
g(18)=(3+2)1/3
g(22)=2+1
g(26)=162132(3+233+2663233266)+1313+2
g(30)=(10+3)1/6(5+2)1/6
g(34)=1414+217+142172
g(38)=162+1[(57+621)3571623+(5762+1)357+1623+22]
g(42)=(27+33)1/6(22+7)1/6
g(46)=125+2+122+1
g(50)=1144(5+1)[2512(16+663+16663)+54(35)]212
g(54)=[(2+1)3/2+2(2+1)7/6+2(2+1)5/6]1/3
g(58)=12229+10
g(62)=149+52+142+1+18422(7+3142+314+73142314)
g(66)=12[2(2+1)(126+1433322+9+3322)33424+2(21)(126+1433+322+9+33+22)33+424]1/3
g(70)=12(5+1)2+1

Der Wert g(74) ist quintisch radikal beschaffen. Folglich muss für die Ermittlung dieses Wertes eine Gleichung fünften Grades gelöst werden:

g(74)5+g(74)3+g(74)37+6[g(74)4g(74)2+1]=0

Werte[7] der G-Funktion:

G(1)=1
G(2)=21/8(2+1)1/8
G(3)=21/12
G(4)=23/16(2+1)1/4
G(5)=21/4(5+1)1/4
G(6)=21/8(2+3)1/8(3+2)1/8(2+1)1/12
G(7)=21/4
G(8)=21/4(22+2+2)1/8(2+1+22+2)1/8
G(9)=(2+3)1/6
G(10)=23/8(10+3)1/8(51)1/4(2+1)1/4
G(11)=21/431(333+173333173+2)=21/12TTRI1/3=21/4(TTRI2TTRI)
G(13)=21/4(13+3)1/4
G(15)=21/12(5+1)1/3
G(17)=1410+217+142176
G(19)=21/432/3(9+573+9573)=23184cosh[13arcosh(346)]
G(21)=21/12(3+7)1/6(27+33)1/12
G(23)=21/1232/3(9+693+9693)=23184cosh[13arcosh(323)]=21/4ρ
G(25)=12(5+1)
G(27)=21/1231/3(23+1)
G(29)=25/431(295)1/4[29+3+(3+1)229+633(31)229633]
G(31)=23/431(116+12933+11612933+2)=12184csch[13arsinh(323)]=21/4ψ
G(33)=(10+311)1/12(2+3)1/4
G(35)=29/431(51)[(7+3)35+333+(73)35333]+21/431(5+1)
G(37)=(37+6)1/4
G(39)=213/12(213+7+1)(133)1/3
G(41)=18641+38+1814241+184041+84+1840412484
G(43)=21/431(35+31293+3531293+2)=14724csch[13arsinh(343)]
G(45)=(4+15)1/6(5+2)1/4

Der Wert G(47) ist quintisch radikal, der Wert G(71) sogar septisch radikal beschaffen.[8]

[21/4G(47)]5[21/4G(47)]32[21/4G(47)]22[21/4G(47)]1=0

Das Kürzel T_TRI steht für die Tribonacci-Konstante, das Kürzel ρ steht für die Plastische Zahl und das Kürzel ψ steht für die Supergoldene Zahl. Alle drei Konstanten sind die Lösungen von kubischen Gleichungen mit rationalen Koeffizienten an allen vier Gliedern:

Konstante Algebraischer Ausdruck Kubische Gleichung
Tribonacci-Konstante TTRI=1319+3333+13193333+13 TTRI3TTRI2TTRI1=0
Plastische Zahl ρ=16123(9+693+9693) ρ3ρ1=0
Supergoldene Zahl ψ=16116+12933+1611612933+13 ψ3ψ21=0

Kreiszahlformeln

Der Mathematiker Srinivasa Ramanujan erkannte, dass diese Formel für alle positiven x-Werte gültig ist:

1π=k=0(4k)!(k!)4[g(x)128g(x)24+8]2k{[1λ*(x)2]x[1+λ*(x)2]2xE[λ*(x)][1+λ*(x)2]K[λ*(x)]+π4[1+λ*(x)2]K[λ*(x)]2+k[g(x)241]xg(x)24+1}

Für alle positiven rationalen x-Werte entstehen in den geschweiften Klammern stets algebraische Ausdrücke.

Bei dem Wert x = 58 entsteht die weltberühmte und rasant konvergierende von Ramanujan entdeckte Summenformel für den Kehrwert der Kreiszahl:

1π=k=022(4k)!(1103+26390k)9801(k!)43964k

Bei dem Wert x = 22 entsteht diese ebenso sehr schnell konvergierende Summenformel:

1π=k=0(4k)!(19+280k)1811(k!)415842k

Bei dem Wert x = 10 entsteht jene auch sehr schnell konvergierende Summenformel:

1π=k=022(4k)!(1+10k)9(k!)4124k

Literatur

  • Srinivasa Ramanujan: Modular Equations and Approximations to pi. Quart. J. Pure. Appl. Math. 45, 350–372, 1913–1914.
  • J. M. und P. B. Borwein: Pi & the AGM: A Study in Analytic Number Theory and Computational Complexity. New York: Wiley, Seiten 139, 172 und 298, 1987.
  • D. H. Bailey, J. M. und P. B. Borwein: Ramanujan, Modular Equations, and Approximations to Pi or How to Compute One Billion Digits. The American Mathematical Monthly, Vol. 96, No. 3 (Mar., 1989), pp. 215–216
  • Bruce C. Berndt, Sen–Shan Huang, Jaebum Sohn und Seung Hwan Son: Some theorems on the Rogers-Ramanujan continued fraction in Ramanujan's lost notebook. pp. 19–21

Einzelnachweise