Neunerlemma

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Das Neunerlemma, wegen der Struktur des unten abgebildeten Diagramms auch 3×3-Lemma genannt, ist eine mathematische Aussage über kommutierende Diagramme und exakte Folgen, die sowohl für jede abelsche Kategorie als auch für die Kategorie der Gruppen gültig ist.

Aussage

Ist (in einer abelschen Kategorie oder der Kategorie der Gruppen) das Diagramm

kommutativ und sind alle Spalten sowie die unteren beiden Zeilen exakt, so ist auch die obere Zeile exakt. Ebenso gilt: Sind alle Spalten sowie die oberen beiden Zeilen exakt, so ist auch die untere Zeile exakt.[1]

Beweis

Der Beweis erfolgt durch Diagrammjagd, zunächst unter der Annahme, dass das Diagramm die Kategorie der Gruppen betrifft. Der Einfachheit halber seien alle horizontalen Abbildungen mit h, alle vertikalen mit v bezeichnet. Das neutrale Element der Gruppen heiße jeweils e. Der Beweis zeigt die typische Eigenschaft von Diagrammjagden, dass der schriftliche Beweis zwar aus lauter trivialen Einzelschritten besteht, die zusammen jedoch verwirrend oder unmotiviert wirken – erst wenn man die Schritte am Diagramm nachverfolgt, werden die Zusammenhänge einleuchtend.

Seien zunächst alle Spalten sowie die unteren beiden Zeilen exakt.

  • Ist a1A1 mit h(a1)=e, so h(v(a1))=v(h(a1))=v(e)=e. Hieraus folgt mit der Injektivität von h:A2B2 auch v(a1)=e und mit der von v:A1A2 schließlich a1=e.
  • Ist a1A1, so ist v(h(h(a1)))=h(h(v(a1)))=e, also h(h(a1))=e.
  • Ist b1B1 mit h(b1)=e, so h(v(b1))=v(h(b1))=e, also v(b1)=h(a2) für ein a2A2. Aus h(v(a2))=v(h(a2))=v(v(b1))=e folgt auch v(a2)=e, also a2=v(a1) für ein a1A1. Dann ist v(h(a1))=h(v(a1))=h(a2)=v(b1), woraus bereits b1=h(a1) folgt.
  • Ist c1C1, so gibt es ein b2B2 mit h(b2)=v(c1). Wegen h(v(b2))=v(h(b2))=v(v(c1))=e gibt es ein a3A3 mit h(a3)=v(b2). Weiter gibt es ein a2A2 mit v(a2)=a3, also v(h(a2))=h(v(a2))=h(a3)=v(b2). Somit unterscheiden sich h(a2) und b2 um v(b1) für ein geeignetes b1B1, d. h. es gilt b2=v(b1)h(a2). Dann ist v(c1)=h(b2)=h(v(b1)h(a2))=h(v(b1))h(h(a2))=h(v(b1))=v(h(b1)) und schließlich auch c1=h(b1).

Alle Punkte zusammen zeigen die Exaktheit der ersten Zeile.

Seien jetzt alle Spalten sowie die oberen beiden Zeilen exakt.

  • Ist c3C3, so c3=v(c2) für ein c2C2 und dann c2=h(b2) für ein b2B2, jeweils per Surjektivität von v:C2C3 bzw. h:B2C2. Dann ist h(v(b2))=v(h(b2))=c3.
  • Ist a3A3, so a3=v(a2) für ein a2A2. Dann h(h(a3))=h(h(v(a2)))=v(h(h(a2)))=v(e)=e.
  • Ist b3B3 mit h(b3)=e und wählen wir ein b2B2 mit v(b2)=b3, so v(h(b2))=h(v(b2))=h(b3)=e, also h(b2)=v(c1) für ein c1C1. Weiter c1=h(b1) für ein b1B1. Dann ist h(v(b1))=v(h(b1))=v(c1)=h(b2), also b2=v(b1)h(a2) für ein a2A2. Schließlich ist h(v(a2))=v(h(a2))=v(v(b1))v(h(a2))=v(v(b1)h(a2))=v(b2)=b3.
  • Ist a3A3 mit h(a3)=e und wählen wir a2A2 mit v(a2)=a3, so v(h(a2))=h(v(a2))=h(a3)=e, also h(a2)=v(b1) für ein b1B1. Es ist v(h(b1))=h(v(b1))=h(h(a2))=e, daher bereits h(b1)=e. Folglich b1=h(a1) für ein a1A1. Aus h(v(a1))=v(h(a1))=v(b1)=h(a2) folgt bereits a2=v(a1) und somit a3=v(a2)=v(v(a1))=e.

Zusammen ergibt dies wiederum die Exaktheit der letzten Zeile.

Der zunächst für Gruppen durchgeführte Beweis gilt (ggf. in additive Schreibweise übersetzt) ebenso für abelsche Gruppen oder auch für Moduln über einem Ring. Durch den Einbettungssatz von Mitchell ist dies aber bereits ausreichend, um das Neunerlemma für alle abelschen Kategorien zu beweisen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Saunders Mac Lane: Homology, Springer Grundlehren der mathematischen Wissenschaften Band 114 (1967), Kapitel II, Lemma 5.1 (The 3x3-Lemma)