Nernstsches Verteilungsgesetz

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Veranschaulichung des Nernstschen Verteilungsgesetzes anhand einer zweiphasigen Lösung (Dispersion). Das Konzentrationsverhältnis k in Phase A2 und A1 ist stets konstant und stoffspezifisch.

Das Nernstsche Verteilungsgesetz (benannt nach dem Physikochemiker und Nobelpreisträger Walther Hermann Nernst) beschreibt die Löslichkeit eines Stoffes in zwei angrenzenden Phasen. Wenn ein Stoff A die Möglichkeit hat, sich zwischen zwei nicht miteinander mischbaren, stark verdünnten Phasen (z. B. einer gasförmigen und einer flüssigen Phase oder zwei flüssigen Phasen) durch Diffusion zu verteilen:

APhase 1APhase 2,

entsteht ein Verteilungsgleichgewicht, welches durch die Beziehung

K(A)=c(A in Phase 1)c(A in Phase 2)=ciβciα

beschrieben werden kann, wobei K der nernstsche Verteilungskoeffizient (Gleichgewichtskonstante) und c(A) die Konzentration des Stoffes in den jeweiligen Phasen ist. Für konzentrierte Lösungen wäre jedoch statt der Konzentration die Aktivität einzusetzen.

Der Verteilungskoeffizient wird üblicherweise in Tabellen für das System Octanol/Wasser angegeben. Nernst stellte das Verteilungsgesetz 1891 auf. Es findet Anwendung beim Ausschütteln bzw. bei Extraktionen gelöster Stoffe aus Wasser mit Diethylether, Dichlormethan oder anderen organischen Lösungsmitteln, aber auch in der Pharmazie und Kosmetik bei der Ermittlung des optimalen Zusatzes von Konservierungsmitteln, die sich in Emulsionen besonders in der lipophilen Phase anreichern, aber nur in der hydrophilen Phase wirksam sind.

Verallgemeinerung zum Nernstschen Verteilungssatz

Oft ist die Kenntnis der verbleibenden Stoffmenge für das weitere Vorgehen (nochmaliges Ausschütteln) wichtig. Unter einer Verkettung von sinnvollen Annahmen kann man ein Gleichungssystem des Nernstsche Verteilungsgesetz nach der verbleibenden Stoffmenge herleiten. Je größer K(A) desto besser löst sich der Stoff A in Phase β und desto schlechter in Phase α . Beim Ausschütteln muss die Wahl des Extraktionsmittels also nach der Größe des Verteilungskoeffizienten getroffen werden:

K(A)=ciβciα<1ciα>ciβα ist Extraktionsmittel
K(A)=ciβciα>1ciα<ciββ ist Extraktionsmittel

Da sich die Stoffmenge und Masse durch das Ausschütteln nicht verändert, ist die Summe der in Phase α und Phase β gelösten Stoffmengen gleich:

niα+niβ=ni+1α+ni+1β

(Da sich nur deren Verteilung in den Phasen verändert)

Es wird nun vereinbart, die Indices 0 und 1 zu verwenden:

n0α+n0β=n1α+n1β

Durch Auflösen der Beziehung zwischen Konzentration, Stoffmenge und Volumen ergibt sich:

c=nVn=cV

Es wird angenommen, dass die Stoffmenge in Phase β (vor dem Schütteln) zu Beginn 0 sei:

c0αV0α+c0βV0β=0=c1αV1α+c1βV1β

Somit entfällt dieser Term:

c0αV0α=c1αV1α+c1βV1β

Es wird ferner angenommen, dass sich das Volumen der Phase α nicht ändert, da die Phase β Extraktionsmittel ist:

V0α=V1α
c0αV0α=c1αV0α+c1βV1β|:V0α
c0α=c1α+c1βV1βV0α

Aus dem Umstellen des Nernstschen Verteilungsgesetzes folgt:

K(A)=ciβciα
ciβ=K(A)ciα

Durch Einsetzen erhält man den Ausdruck:

c0α=c1α+K(A)c1αV1βV0α
=c1α(1+K(A)V1βV0α)

Somit ergibt sich der Nernstsche Verteilungssatz für das erste Ausschütteln zu:

c1α=c0α1+K(A)V1βV0α

Man geht davon aus, dass sich die Volumina der Phasen beim Ausschütteln nicht ändern und immer das gleiche Volumen zur Extraktion verwendet wird:

V0α=V1α
V0β=V1β
c1α=c0α1+K(A)VβVα

Bei n-maligem Ausschütteln ergibt sich folgende Formel:

cnα=c0α(1+K(A)VβVα)n

Berechnung der extrahierten Masse

Die Konzentration (der einzelnen Phasen) umgestellt nach der Stoffmenge

c=nV
n=cV

kombiniert mit der Molaren Masse (des zu extrahierenden Stoffs)

M=mn
n=mM

ergeben einen Ausdruck, der Masse und Konzentration verknüpft:

n=mM=cV

Er kann nach der Masse aufgelöst werden:

m=cVM

In Kombination mit der oben hergeleiteten Gleichung ergibt sich:

mnαMV=m0αMV(1+K(A)VβVα)n

Da bereits vereinbart wurde, dass sich Stoffmenge und Volumen nicht verändern, folgt für die Gesamtmasse des extrahierten Stoffs nach n-maligem Ausschütteln:

mnα=m0α(1+K(A)VβVα)n

Literatur

H. Elias, S. Lorenz, G. Winnen: Das Experiment: 100 Jahre Nernstscher Verteilungssatz, Chemie in unserer Zeit, 26. Jahrg. 1992, Nr. 2, S. 70, Vorlage:ISSN