Mysior-Ebene

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Die Mysior-Ebene ist ein auf den polnischen Mathematiker Adam Mysior zurückgehendes Beispiel eines topologischen Raums aus dem Jahre 1981.[1] Es handelt sich um einen regulären Hausdorffraum, der nicht vollständig regulär ist, oder in Trennungsaxiomen ausgedrückt, um einen T3-Raum, der nicht T3a-Raum ist. Die Konstruktion ist deutlich einfacher als ältere Beispiele dieser Art.

Definition

Die Nullumgebungen in der Mysior-Ebene

Die Grundmenge des hier vorgestellten Raumes ist die obere Halbebene zusammen mit einem weiteren Punkt P, den man etwa als (0,1) wählen kann.

X=×0+{(0,1)}.

Die Topologie wird durch die Angabe von Umgebungsbasen definiert. Als Umgebungsbasis eines Punktes (x,y)X betrachten wir:

  • im Falle y>0 die Menge {(x,y)}, das heißt, diese Punkte sollen alle isoliert liegen.
  • im Falle y=0 die Menge der Mengen der Form {(x,0)}S, wobei S in der Vereinigung der Strecken Ix:={x}×[0,2) und Jx:={(x+ξ,ξ);0ξ<2} liegt und bis auf höchstens endlich viele Ausnahmen auch alle Punkte aus IxJx enthält.
  • im Falle y=1 die Menge der Mengen Un:={(ξ,η);ξ>n,η0}{(0,1)}, dieser Fall betrifft also nur den Punkt P=(0,1).

Durch diese Umgebungsbasen wird eine Topologie τ auf X definiert. Der topologische Raum (X,τ) heißt Mysior-Ebene.[2][3]

Eigenschaften

Der Punkt P=(0,1) ist nicht isoliert, auch wenn obige Skizze diesen Eindruck erweckt, denn offenbar konvergiert (n,0)P für n.

Die Mysior-Ebene (X,τ) ist ein T3-Raum. Die Hausdorff-Eigenschaft, nach der je zwei Punkte disjunkte Umgebungen haben, liest man leicht aus den angegebenen Umgebungsbasen ab. Der Raum ist aber auch regulär, das heißt jeder Punkt besitzt eine Umgebungsbasis aus τ-abgeschlossenen Mengen. In den ersten beiden Fällen obiger Definition sind die angegebenen Mengen bereits abgeschlossen. Für die Umgebungsbasismengen Un von P überlegt man sich Un+2Un, so dass auch hier eine Umgebungsbasis aus abgeschlossenen Mengen existiert.

Die Mysior-Ebene ist kein T3a-Raum. Die Menge A:=(,1]×{0}X ist τ-abgeschlossenen, PX ist ein außerhalb dieser Menge gelegener Punkt, aber man kann zeigen, dass jede stetige Funktion, die f(a)=0 für alle aA erfüllt, auch im Punkt P gleich 0 ist. In diesem technischen Teil macht man von der Struktur der Umgebungsbasen der Punkte (x,0) Gebrauch, mit der man Nullstellen von f derart "nach rechts transportieren" kann, dass in jedem Intervall [n,n+1]×{0} unendlich viele Nullstellen liegen. Damit enthält jede Umgebung Un von P Nullstellen von f und aus der Stetigkeit von f folgt f(P)=0. Daher kann (X,τ) kein T3a-Raum sein.

Einzelnachweise

  1. Adam Mysior: A Regular Space which is not Completely Regular. In: Proceedings of the American Mathematical Society. Bd. 81, Nr. 4, 1981, S. 652–653, Vorlage:Doi.
  2. Jürgen Heine: Topologie und Funktionalanalysis. Grundlagen der abstrakten Analysis mit Anwendungen. Oldenbourg, München u. a. 2002, ISBN 3-486-24914-2, Beispiel (2.5,4).
  3. Jun-iti Nagata: Modern General Topology (= North Holland Mathematical Library. Bd. 33). 2., revised edition. North-Holland, Amsterdam u. a. 1985, ISBN 0-444-87655-3, Example III.2.