Mach-Zehnder-Interferometer

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Skizze eines Mach-Zehnder-Interferometers:Licht der Intensität I1 tritt in Port 1 in das Interferometer ein. Die Intensität in den beiden Output-Ports 3 und 4 hängt von der Phasendifferenz ΔΦ ab. Im Port 4 kommt ein Anteil cos2(ΔΦ/2) der Inputintensität an und im Port 3 ein Anteil sin2(ΔΦ/2).

Das Mach-Zehnder-Interferometer ist eine Weiterentwicklung des Jamin-Interferometers. Es wurde 1891/1892 unabhängig voneinander vom Österreicher Ludwig Mach (Sohn von Ernst Mach) und seinem Schweizer Kollegen Ludwig Zehnder entwickelt.

Funktionsweise

Einfallendes Licht wird durch einen 50:50-Strahlteiler in zwei verschiedene Lichtstrahlen derselben Intensität und fester relativer Phase aufgeteilt und an einem zweiten Strahlteiler wieder überlagert. Da das Licht vom Eingang aus, jeden der beiden Ausgänge auf zwei verschiedenen Wegen erreichen kann, kommt es zur Interferenz zwischen den Lichtstrahlen, welche den „oberen“ bzw. den „unteren“ Weg genommen haben, wodurch die Intensität in beiden Ausgängen von der optischen Weglängendifferenz zwischen den beiden Wegen abhängt.

Ist die optische Weglänge für beide Wege gleich (ΔΦ=0) dann ist die Intensität im Ausgang 4 (nach oben) maximal (konstruktive Interferenz) und im Ausgang 3 (nach rechts) null (destruktive Interferenz). Dies ergibt sich aus den Reflexions- und Transmissionsprozessen an den beiden Strahlteilern. Auf dem Weg von 1 nach 4 kommt es entweder zu zwei Reflexionen, die jeweils einen Phasensprung von 180º bewirken, (oberer Weg) oder zu zwei Transmissionen (keine Phasensprünge), sodass die Phasendifferenz insgesamt 360º beträgt und die beiden Wege im Ausgang 4 konstruktiv interferieren. Dagegen ergibt sich für die beiden Wege von 1 nach 3 eine Phasendifferenz von 180º zwischen oberen und unterem Weg (und damit destruktive Interferenz), da es zwar auf jedem der beiden Wege zu einer Reflexion kommt, aber nur auf dem oberen Weg eine Reflexion am optisch dichteren Medium stattfindet, während am zweiten Strahlteiler an der Grenze zum optisch dünneren Medium reflektiert wird, was keinen Phasensprung zur Folge hat.[1]

Wird jetzt die optische Weglängendifferenz verändert, dann lässt sich die entstehende Phasendifferenz ΔΦ aus den Intensitäten I3,I4 in den beiden Ausgängen bestimmen. Dabei gilt der Zusammenhang:

I4I3I4+I3=cos(ΔΦ).

Die Ursache der geänderten Weglängendifferenz kann eine Bewegung der Spiegel relativ zum Strahlteiler oder ein sich ändernder Brechungsindex n>1 in einen der Wege sein.

Quantenmechanische Beschreibung

Im Formalismus der zweiten Quantisierung wird das Input-Feld durch einen bosonischen Operator ain beschrieben.[2] Um die Erhaltung der Vertauschungsrelationen der bosonischen Kletteroperatoren (und die Unitarität der Zeitentwicklung) zu gewährleisten, muss nun auch das Feld ain,2 im zweiten Eingang des Interferometers (von unten) betrachtet werden, selbst wenn dort kein Licht ins Interferometer eintritt (d. h., dort der Vakuumzustand des Feldes anliegt). Der Durchgang durch das Interferometer kann vereinfacht als eine Folge von drei Schritten (Streuprozessen) betrachtet werden: Im ersten Schritt wird das Input-Feld am ersten Strahlteiler gestreut und dadurch die Felder an den beiden Ausgängen das Strahlteilers, die als ao,au bezeichnet werden, da sie zum oberen und unteren Weg durch das Interferometer gehören, in Überlagerungen der Input-Felder transformiert. Und zwar gilt:

ao=12(ain,2ain,1),
au=12(ain,2+ain,1),

wobei das Minuszeichen der Phasendifferenz zwischen Reflexion und Transmission Rechnung trägt.[3] Im zweiten Schritt propagieren die Felder au und ao frei, wobei sie Phasen Φu,Φo aufsammeln, die von der jeweiligen optischen Weglänge der beiden Wege bestimmt werden.

aueiΦuau,aoeiΦoao.

Im Folgenden ist nur die Phasendifferenz ΔΦ=ΦoΦu wichtig, und wir setzen Φu=0. Im dritten Schritt transformiert der zweite Strahlteiler die Felder au,ao in die zwei Output-Felder aout,3,aout,4 gemäß:

aout,3=12(au+ao) und
aout,4=12(auao).

Wenn man jetzt die drei Transformationen hintereinander anwendet findet man:

aout,3=12((ain,2+ain,1)+eiΔΦ(ain,2ain,1))=eiΔΦ/2[isin(ΔΦ/2)ain,1+cos(ΔΦ/2)ain,2],
aout,4=12((ain,2+ain,1)eiΔΦ(ain,2ain,1))=eiΔΦ/2[cos(ΔΦ/2)ain,1+isin(ΔΦ/2)ain,2],

und die gemittelte Intensität ergibt sich folglich als

I3aout,3aout,3sin2(ΔΦ/2)ain,1ain,1,
I4aout,4aout,4cos2(ΔΦ/2)ain,1ain,1,

da ain,1ain,2=0.

Anwendungen

Ein Mach-Zehnder-Interferometer kann sowohl zur Modulation von Licht durch gezielte Phasenmodulation in einem Arm des Interferometers als auch zur Messung von Phasenverschiebungen eingesetzt werden.

In der photonischen Nachrichtentechnik werden integrierte Mach-Zehnder-Interferometer zum wellenlängenabhängigen Demultiplexing eingesetzt.[4]

In der Quantenoptik und Quanteninformatik findet das Mach-Zehnder-Interferometer in vielen Experimenten (und Gedankenexperimenten) Anwendung, so zum Beispiel in Delayed-Choice- und Quantenradierer-Experimenten, bei der Implementierung von Bell-Mesungen[5] und Quantengattern[6] oder im Elitzur-Vaidman Bombentest.

Literatur

Siehe auch

Vorlage:Commonscat

Einzelnachweise

  1. Vorlage:Literatur
  2. Siehe z. B. Vorlage:Literatur
  3. Welche der beiden Eingangsmoden bei Reflexion einem Phasensprung unterliegt, hängt vom genauen Design des Strahlteilers ab, vgl. Zetie et al. Im Allgemeinen können 50:50 Strahlteiler gebaut werden, die die Input-Felder gemäß ao=(eiϕ1ain,1+eiϕ2ain,2)/2 und au=(eiϕ3ain,1+eiϕ4ain,2)/2 transformieren, solange gilt, dass ϕ4=ϕ2+ϕ3ϕ1π. Wir wählen im Folgenden ϕ1=ϕ2=ϕ3=0, so dass der Input von links mit Phasensprung reflektiert wird und der von unten ohne.
  4. Saleh, Teich: Grundlagen der Photonik. 2. überarbeitete Auflage, 2008
  5. Vorlage:Literatur
  6. Vorlage:Literatur