Lp-Kohomologie

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In der Mathematik ist Lp-Kohomologie eine Kohomologietheorie für Simplizialkomplexe oder glatte Mannigfaltigkeiten. Sie wird vor allem verwendet, um die "Geometrie im Unendlichen" zu untersuchen.

Simpliziale Lp-Kohomologie

Sei X ein endlichdimensionaler Simplizialkomplex beschränkter Geometrie (d. h. es gibt ein K>0, so dass jeder Simplex höchstens K Nachbarn hat). Wir statten X mit der Längenmetrik aus, in der jeder Simplex isometrisch zum Standardsimplex ist. Für k sei Xk die Menge der k-Simplizes von X. Definiere die lp-Koketten von X durch

Cpk(X):={f:Xk|σXk|f(σ)|p<}.

Sie bilden mit der Lp-Norm einen topologischen Vektorraum.

Der Korand-Operator δk:Cpk(X)Cpk+1(X) wird definiert durch δf(σ):=f(σ) für alle σXk+1. Dann definiert man die Lp-Kohomologie von X durch

lpHk(X):=ker(δk)/im(δk1)

und die reduzierte Lp-Kohomologie durch

lpHk(X):=ker(δk)/im(δk1).

Beide sind topologische Vektorräume mit der von der Lp-Norm induzierten Topologie.

Eigenschaften

Invarianz unter Quasi-Isometrien

Sei F:XY eine Quasi-Isometrie zwischen gleichmäßig kontrahierbaren Simplizialkomplexen, dann sind F*:lpHk(Y)lpHk(X) und F*:lpHk(Y)lpHk(X) Isomorphismen topologischer Vektorräume. (Ein metrischer Raum heißt gleichmäßig kontrahierbar, wenn es zu jedem r>0 ein R>r gibt, so dass jeder r-Ball in einem R-Ball kontrahierbar ist.)

Geometrische Gruppenwirkungen

Wenn eine Gruppe Γ geometrisch auf einem gleichmäßig kontrahierbaren Simplizialkomplex X wirkt, dann ist

lpH*(X)=H*(Γ,lpΓ).

Falls zusätzlich das Zentrum von Γ unendlich ist, gilt lpHk(X)=0 für alle p und k. Dies ist insbesondere der Fall für unendliche nilpotente Gruppen.

Dualitäten

Für 1p+1q=1 ist die lp-Kohomologie lpH*(X) dual zur lq-Homologie lqH*(X).

Für Riemannsche Mannigfaltigkeiten der Dimension n quasi-isometrisch zu einem Simplizialkomplex beschränkter Geometrie hat man zusätzlich die Poincaré-Dualität lpHk(X)=lpHnk(X).

Definition mittels Differentialformen

Für differenzierbare Mannigfaltigkeiten M kann lpHk(M) äquivalent definiert werden als Quotientenraum der geschlossenen k-Formen αLp modulo der Differentiale von (k1)-Formen βLp mit dβLp.

Beispiele

Hyperbolischer Raum

Sei X der n-dimensionale hyperbolische Raum. Dann gilt für p<n1k oder p>n1k1 jeweils lpHk(X)=lpHk(X)=0 und für n1k<p<n1k1 jeweils lpHk(X)=lpHk(X)=0.

Heintze-Gruppen

Für Heintze-Gruppen X=nα mit α(t)=diag(eλ1t,,eλnt) und 0<λ1λn gilt lpHk(X)=0 genau dann, wenn p>λ1++λnλnk++λn.

Mannigfaltigkeiten negativer Krümmung

Für eine einfach zusammenhängende vollständige Riemannsche Mannigfaltigkeit der Schnittkrümmung 1Kδ<0 ist lpHk(X)=0 für alle 1<p1+nk1kδ.

Lp-Kohomologie von Gruppen

Die Lp-Kohomologie einer topologischen Gruppe G ist definiert als stetige Gruppenkohomologie mit Koeffizienten lpG.

Wenn G eigentlich diskontinuierlich auf einem gleichmäßig kontrahierbaren Simplizialkomplex X wirkt, ist lpH*(G)=lpH*(X).

Für Gruppen, die lokal kompakt sind, das zweite Abzählbarkeitsaxiom erfüllen und eine eigentliche links-invariante Metrik tragen, ist die Lp-Kohomologie invariant unter Quasi-Isometrien. Insbesondere lässt sich die Berechnung der Lp-Kohomologie einfacher Lie-Gruppen auf die Berechnung der Lp-Kohomologie einer parabolischer Untergruppe zurückführen.[1]

Literatur

Einzelnachweise

  1. M. Bourdon, B. Rémy: Quasi-isometric invariance of continuous group Lp-cohomology, and first applications to vanishings. Annales Henri Lebesgue 3, 1291–1326 (2020)