Linearität (Physik)

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Von Linearität in Physik, Chemie und Technik wird gesprochen, wenn ein Zusammenhang zwischen zwei physikalischen Größen durch eine lineare Funktion dargestellt werden kann.

Grundlage

Eignen sich zur Beschreibung des Verhaltens eines Bauelementes (eines Gerätes, einer Einrichtung) oder eines physikalischen Zusammenhangs eine Eingangsgröße x und eine Ausgangsgröße y, und genügen diese Größen der Gleichung

Lineare Funktion mit ihren Parametern
y=mx+bmit  m,b=reelle Konstanten,

so spricht man von einem linearen Bauelement oder einer linearen Funktion[1][2] (genauer: affin-lineare Funktion[3]). In einem rechtwinkligen Koordinatensystem mit gleichmäßig geteilten Achsen wird der Zusammenhang zwischen dem Ausgangssignal und dem Eingangssignal durch eine gerade Kennlinie dargestellt.

Im Sonderfall b=0 ist der Zusammenhang durch Proportionalität geprägt. Bei proportionalem Zusammenhang geht die Kennlinie durch den Koordinatenursprung. Bei dieser Linearität im engeren Sinne, d. h. unter Erfüllung der Linearitätsbedingungen im Sinne der linearen Algebra, gilt zusätzlich

yx=m=konst .

Gleichbedeutend gilt als Kennzeichen einer linearen Kennlinie, wenn ihre Steigung konstant ist,

ΔyΔx=m=konst ,

und zwar unabhängig von der Größe von Δx und von der Lage des Arbeitspunktes, ab dem sowohl Δx als auch Δy zählen. Bei einer stetig gekrümmten Kennlinie kann eine lineare Näherung im Rahmen eines Kleinsignalverhaltens verwendet werden, soweit bei kleinen Werten von |Δx| die Abweichung der Kurve von ihrer Tangente (im jeweils gewählten Arbeitspunkt) noch gering ist.

Wird beispielsweise das Volumen V einer Flüssigkeitsmenge in Abhängigkeit von der Celsiustemperatur t beschrieben durch V=V0(1+αt+βt2+γt3+), und bringen dabei die Summanden mit β, γ,  keinen beachtenswerten Beitrag, wohl aber der Summand αt, so liegt eine Linearität der thermischen Ausdehnung vor.[4]

In der Messtechnik

Datei:AMM Skalen nl.jpg
Skalen eines Analogmultimeters (nur die mittlere Skale ist linear geteilt)
  • Häufig liegt zwischen einer Messgröße (z. B. Konzentration eines Stoffes in der analytischen Chemie) und dem Messsignal (z. B. die elektrische Spannung eines Sensors) eine lineare Funktion zu Grunde. Angestrebt wird bei einem Messgerät möglichst Proportionalität. Dazu wird im Rahmen der Signalbearbeitung in einer Messkette nicht nur das Signal verstärkt, sondern bei Bedarf zusätzlich der Nullpunkt verschoben. Im Fall des nebenstehend gezeigten Messgerätes ist eine Möglichkeit vorhanden, den Zeiger von außen zu verdrehen und damit den Nullpunkt einzustellen.
  • In nebenstehendem Bild besteht im zur oberen Skale gehörenden Messbereich ein nichtlinearer Zusammenhang zwischen der Messgröße und dem Ausschlag bzw. dem Winkel des Zeigers. Durch eine ebenfalls nichtlineare Skalenteilung wird der ablesbare Wert dennoch proportional zur Messgröße.

Vorlage:Siehe auch

In der Elektrotechnik

Datei:Quelle U(I)-Kennlinie.svg
Kennlinien von Spannungsquellen
  • Eine Spannungsquelle wird als lineare Spannungsquelle bezeichnet, wenn die Klemmenspannung Ukl mit steigender Stromstärke I abnimmt gemäß der Gleichung
Ukl=U0IRi.
Datei:Übertragung nichtlinear.svg
Lineare Übertragung mittels eines Feldeffekt­transistors nur im geradlinigen Teil der Kennlinie
  • In der Kennlinie eines Feldeffekttransistors ist der Zusammenhang zwischen der Steuerspannung UGS und der gesteuerten Stromstärke ID eines Feldeffekttransistors dargestellt. Es lassen sich zwei Bereiche unterscheiden, wobei die Grenze fließend ist.
    • Im Bereich 0 … −1 V kann die Kurve in guter Näherung als geradlinig angesehen werden; es liegt Linearität vor. Hier folgt einer Spannungsänderung ΔUGS, die ab einem Arbeitspunkt gezählt wird, eine proportionale Änderung der Stromstärke ΔID. Bei einer sinusförmigen zeitlichen Änderung von ΔUGS folgt ΔID ebenfalls sinusförmig.
    • Im Bereich −1 … −3 V ist die Funktion nichtlinear. Hieraus resultieren Verzerrungen: Bei sinusförmigem zeitlichem Verlauf von ΔUGS folgt ΔID mit einem nicht sinusförmigen Verlauf.

Vorlage:Siehe auch

In der Mechanik

Entsprechend der lateinischen Bedeutung des Wortes linea erfolgt u. a. eine Unterscheidung der Bewegungsrichtung von Körpern danach, ob die Bewegung entlang einer entsprechend ausgeprägten geraden Linie erfolgt (linear) oder nicht (nicht linear). Beispiel: In einem Verbrennungsmotor führt der Hubkolben eine geradlinige Bewegung aus (eine ungleichmäßige Translation) und die mit ihm verbundene Kurbelwelle eine kreisförmige Bewegung (im stationären Zustand eine gleichmäßige Rotation).

In der Chemie

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Lineares dreiatomiges Molekül

Zur Klassifikation der Molekülgeometrie kann ein Molekül linear oder gewinkelt bezeichnet werden. Bei linearen Molekülen beträgt der Bindungswinkel 180°.[5]

Linearität zwischen Spannung und pH-Wert bei zwei verschiedenen Elektroden

Soweit bei chemischen Analysen elektrische oder andere physikalische Größen gemessen werden, sind Zusammenhänge bekannt, die durch lineare Funktionen beschrieben werden; dazu drei Beispiele:

Bei der Methodenvalidierung, wie sie z. B. in der analytischen Chemie oder Forensik verwendet wird, ist ein statistischer Test auf Linearität nach Mandel, der sogenannte Mandel-Test (oder Mandel-Anpassungstest) üblich, anhand dessen bestimmt wird, welches Regressionsmodell (lineare oder quadratische Regression) für den vorliegenden Untersuchungsfall anzunehmen ist.

Vorlage:Wiktionary

Einzelnachweise

  1. Thomas Wenisch: Kurzlehrbuch Physik, Chemie, Biologie. 2. Auflage. Urban&Fischer, 2009, S. 13
  2. Ma​y-Britt Kallenrode: Rechenmethoden der Physik. Springer, 2003, S. 31
  3. Vorlage:Internetquelle
  4. Detlef Kamke, Wilhelm Walcher: Physik für Mediziner. 2. Auflage. Teubner, 1994, S. 191
  5. Vorlage:Internetquelle
  6. Richard Joseph Meyer: Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie - Ausgabe 56., 1973, S. 230
  7. Günter Westphal, Hans Buhr, Horst Otto: Reaktionskinetik in Lebensmitteln. Springer, 1996, S. 104
  8. David Smith: Kurzlehrbuch Physikalische Chemie. Wiley – VCH, 2020, S. 284