Leiterschleife

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Eine Leiterschleife beschreibt in der Elektrotechnik eine von einem Leiter aufgespannte Fläche. Man unterscheidet zwischen einer geschlossenen und einer geöffneten Leiterschleife. Sie bildet die kleinste Einheit einer Spule und wird besonders in der Physik und Elektrotechnik zur Veranschaulichung des Induktionsgesetzes eingesetzt.

Das Magnetfeld

Datei:Stromschleife.svg
Magnetfeld einer runden Leiterschleife
Datei:Stromschleife3.svg
Flussdichte 𝑩 in Abhängigkeit vom Abstand z entlang der Achse der Leiterschleife

Ein Magnetfeld entsteht um jeden stromdurchflossenen Leiter. Wie beim geraden Draht wird jedes Teilstück in unmittelbarer Nähe von konzentrischen Feldlinien umgeben. Nimmt man als Modellvorstellung eine stromdurchflossene geschlossene Leiterschleife, so kann die Richtung der Feldlinien mit der Rechte-Faust-Regel bestimmt werden.

Datei:Stromschleife2new.svg
Abhängigkeiten zur Berechnung der Flussdichte 𝑩 in einem Punkt 𝑷 neben einer Stromschleife

Eine runde Leiterschleife im Ursprung um die z-Achse mit dem Radius R, die von einem Strom der Stärke I durchflossen wird, erzeugt gemäß dem Biot-Savart-Gesetz (mit Zylinderkoordinaten ρ,φ,z) die magnetische Flussdichte

𝑩(𝒓)=μ0I4π02πRφ^(φ)×𝒓ρ(φ)|𝒓ρ(φ)|3dφ.

Hierbei wird über den Winkel φ einmal um die Leiterschleife integriert, wobei ρ(φ)=𝒙^Rcosφ+𝒚^Rsinφ und φ^(φ)=𝒚^cosφ𝒙^sinφ. Nach Komponenten aufgelöst ergibt das[1][2]

𝑩(ρ,z)=Bρρ^+Bz𝒛^
Bρ=μ0I2π1(R+ρ)2+z2zρ(R2+ρ2+z2(Rρ)2+z2E(k2)K(k2))
Bz=μ0I2π1(R+ρ)2+z2(R2ρ2z2(Rρ)2+z2E(k2)+K(k2))
mit k2=4Rρ(R+ρ)2+z2

wobei K(k2) und E(k2) die vollständigen elliptischen Integrale erster und zweiter Art sind. ρ^ und 𝒛^ sind Einheitsvektoren der Zylinderkoordinaten. Aus Symmetriegründen gibt es weder Abhängigkeiten noch Komponenten in φ-Richtung. Obige Formel für Bρ ist in der Umgebung von ρ=0 numerisch instabil,[3] was durch eine Taylor-Entwicklung oder die Verwendung der Carlson-Formen behoben werden kann.

Auf der Symmetrieachse der Leiterschleife (ρ=0) im Abstand z vom Mittelpunkt beträgt die Flussdichte

𝑩(z)=μ0I2R2(R2+z2)3/2𝒛^.

Ordnet man mehrere Leiterschleifen aneinander (Spule), so wird das resultierende Magnetfeld als Überlagerung der Einzelfelder berechnet. Eine Aneinanderreihung von kreisförmigen Leiterschleifen ergibt eine Zylinderspule.

Lorentzkraft zwischen zwei Leiterschleifen

Leiterschleifen üben durch ihr Magnetfeld Lorentzkräfte aufeinander aus. Die axiale Kraft F zwischen zwei koaxial angeordneten kreisförmigen Leiterschleifen mit Radien R1, R2 und Strömen I1, I2 mit axialem Abstand z beträgt:[4]

F(z)=μ0I1I2z(R1+R2)2+z2(R12+R22+z2(R1R2)2+z2E(k2)K(k2)),       k2=4R1R2(R1+R2)2+z2

mit E(k2) und K(k2) wie oben. Hieraus folgt beispielsweise, dass die anziehende axiale Kraft in einer Helmholtz-Spule FH=0,572μ0I2 beträgt.

Für große Abstände zR1,R2 entspricht die Kraft annähernd einer Kraft zwischen zwei Dipolen mit Dipolmomenten mi=IiRi2π:

F(z)3π2μ0R12I1R22I2z4

Für identische Radien R1=R2=R und kleine Abstände zR entspricht die Kraft der von zwei parallel verlaufenden Leitern:

F(z)μ0I1I2Rz

Induzierte Spannung

In einer geöffneten Leiterschleife wird eine Spannung induziert, die proportional zu dem in ihr fließenden magnetische Fluss Φ ist. Allgemein gilt nach dem Induktionsgesetz:

U=dΦdt,

mit

Φ=ABdA

Anwendungsbeispiele

Generator

Ein Generator besteht prinzipiell aus einer stromdurchflossenen Leiterschleife, die in einem ruhenden, homogenen Magnetfeld durch mechanische Energie gedreht wird. In der oben genannten Formel des Induktionsgesetzes wird das Magnetfeld B als konstant und nur die Fläche A als zeitlich änderbar angenommen. Somit erhält man für den magnetischen Fluss

dΦdt=BdAdt

Transformator

Das Grundprinzip des Transformators lässt sich verdeutlichen an zwei gegenüberliegenden Spulen, die jeweils aus mehreren Leiterschleifen aufgebaut und nur mit einem Eisenkern, der nicht elektrisch leitet, verbunden sind. Der Wirkmechanismus des Transformators ist die Spannungstransformation, bei der die aufgespannte Fläche A der Leiterschleife als konstant und das Magnetfeld B als zeitlich änderbar angenommen wird. Durch das Induktionsgesetz erhält man für den magnetischen Fluss

dΦdt=AdBdt

Das sich ändernde Magnetfeld wird bei dem Transformator durch Anlegen einer Wechselspannung erzeugt und über den Eisenkern induziert der magnetische Fluss Φ eine Spannung in der gegenüberliegenden Spule.

Literatur

  • Heinrich Frohne, Karl-Heinz Löcherer, Hans Müller: Moeller Grundlagen der Elektrotechnik. Vieweg + Teubner, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8351-0109-8.
  • Karl Küpfmüller, Gerhard Kohn: Theoretische Elektrotechnik und Elektronik. Springer, Berlin 1993 (14. Aufl.), ISBN 3-540-56500-0.

Einzelnachweise