Legendre-Filter

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Legendre-Filter, auch als Optimum-L-Filter bezeichnet, sind kontinuierliche Frequenzfilter deren Übertragungsfunktion auf den namensgebenden Legendre-Polynomen aufbaut. Legendre-Filter wurden 1958 von dem griechischen Mathematiker Athanasios Papoulis vorgestellt.[1]

Legendre-Filter stellen einen Kompromiss zwischen dem Butterworth-Filter und dem Tschebyscheff-Filter dar: Der Betragsfrequenzverlauf ist steiler als bei Butterworth-Filter und besitzt im Gegensatz zu den Tschebyscheff-Filter im Sperr- und im Durchlassbereich einen monotonen Verlauf.

Übertragungsfunktion

Vergleich des Betragsverlaufes zwischen Butterworth-, Legendre- und Tschebyscheff-Typ-1-Filter

Der quadrierte Betragsfrequenzverlauf für die Filterordnung n ist gegeben durch

Mn2(ω)=11+Ln(ω2)

mit dem modifizierten n-ten Optimal-Polynom Ln, welches sich durch die Erfüllung mehrerer spezieller Kriterien auszeichnet, die die gewünschten Eigenschaften Monotonie der Übertragungsfunktion und gleichzeitig maximale Steilheit im Sperrbereich sicherstellen. Dies sind die Nebenbedingungen[2]

Ln(0)=0(Gl. 1)
Ln(1)=1(Gl. 2)

und die Forderung nach monotonem Anstieg

ddωLn(ω2)0(Gl. 3)

Hauptbedingung ist die Forderung nach maximaler Steilheit im Sperrbereich, z. B. ab ω1:

ddωLn(ω2)|ω=1=Maximum(Gl. 4)

Herleitung

Für k+1 linear unabhängige Polynome Qi(x) des Grades 0ik, im einfachsten Falle Qi(x)=xi, lässt sich mit indirekter Erfüllung der (Gl. 3) ein Ansatz für das gesuchte optimale Polynom bilden:

Ln(ω2)=0ω2[i=0kaiQi(x)]2dx(Gl. 5-1)

mit k+1 unbekannten Koeffizienten ai. Da der Integrand ein gerades Polynom ist, ist Ln(x) ungerade mit n=2k+1. Um ein gerades Ln(x) mit n=2k+2 zu erhalten, bietet sich folgendes an:

Ln(ω2)=0ω2x[i=0kaiQi(x)]2dx(Gl. 5-2)

Beide Ansätze erfüllen automatisch die Bedingungen aus (Gl. 1) und (Gl. 3), da x in (Gl. 5-2) immer positiv ist. Für die gewählten Basispolynome lässt sich beispielsweise (Gl. 5-1) auflösen und in (Gl. 2) überführen

Ln(1)=01[i=0kaiQi(x)]2dx=1(Gl. 6)

Dies ist eine quadratische Gleichung in den Koeffizienten ai, die nach einem Koeffizienten, am einfachsten nach a0, aufgelöst werden kann. Eingesetzt in (Gl. 5-1) verbleiben noch k unbekannte Koeffizienten, die in k nichtlinearen Gleichungen aus den partiellen Ableitungen von (Gl. 4) gelöst werden können. Mit dem geraden Ansatz in (Gl. 5-2) ist analog zu verfahren.

Für allgemeine Polynome Qi(x) ist das resultierende Gleichungssystem für k>2 nur noch schwer analytisch zu lösen. Der Ansatz von (Gl. 5) legt jedoch nahe, die Legendre-Polynome Pi(x) der 1. Art als Basis zu verwenden, in der Erwartung, dass viele Teilintegrale verschwinden und sich die Herleitung vereinfacht. Dieses stellte Papoulis 1958 für (Gl. 5-1) in seiner ersten Arbeit[1] vor. Dazu müssen jedoch die Integralgrenzen an die Eigenschaften der Legendre-Polynome angepasst und skaliert werden, so dass sich folgende Gleichung ergibt:

Ln(ω2)=12ω21[i=0kaiPi(x)]2dx=12ω21i=0kaiPi(x)j=0kajPj(x)dx=i=0kj=0kaiaj12ω21Pi(x)Pj(x)dx(Gl. 7)

Damit vereinfacht sich die (Gl. 2), beziehungsweise (Gl. 6), erheblich zu

Ln(1)=i=0kj=0kaiaj11Pi(x)Pj(x)dx=i=0kai211Pi2(x)dx=2i=0kai22i+1=1

Für a0 erhält man so

a02=12i=1kai22i+1(Gl. 8)

Zur Bestimmung des Maximums in (Gl. 4) wird die partielle Ableitung von a0 nach den noch unbekannten Koeffizienten aj mit 0<jk benötigt:

ddaja0=ddaj12i=1kai22i+1=aj(2j+1)a0(Gl. 9)

Beachte: Für die innere Ableitung liefert nur der Summand mit dem Index i=j einen Beitrag, weil alle andere Summanden von aj unabhängig sind. a0 ist identisch mit dem Wurzelausdruck in (Gl. 9), wird aber zur einfacheren Darstellung im Weiteren wie ein konstanter Parameter mitgeführt, auf den sich die Lösung der unbekannten aj beziehen soll. Anschließend wird a0 so bestimmt, dass (Gl. 8) oder (Gl. 2) erfüllt sind.

Bei der Bildung der linken Seite von (Gl. 4) ist die folgende Erkenntnis wichtig. Für alle Pi(x) und Pj(x) ergibt sich die Identität:

ddω12ω21Pi(x)Pj(x)dx|ω=1=4(Gl. 10)

Damit wird (Gl. 4) zu

4[i=0kai]2=Maximum(aj)(Gl. 11)

Notwendige Bedingung für ein Maximum ist, dass alle partiellen Ableitungen der linken Seite von (Gl. 11) nach den unbekannten Koeffizienten aj Null sind. Dabei ist zu berücksichtigen, dass a0 ebenfalls von allen aj gemäß (Gl. 8) und (Gl. 9) abhängt

4ddaj[i=0kai]2=42(i=0kai)ddaj(a0+aj)=8(1aj(2j+1)a0)i=0kai=0j(Gl. 12)

Bemerkung: Nur die zwei Summanden a0 und aj sind von aj abhängig.

Die Summe ist nur null, wenn a0 und alle aj=0 sind, was aber ausgeschlossen ist, da dann Ln(x)=konstant und auch (Gl. 8) verletzt wäre. Also muss der Klammerausdruck null sein und die Lösung enthalten

aj=(2j+1)a0(Gl. 13)

Eingesetzt in (Gl. 8) ergibt sich

a02=12i=1k(2i+1)a02=12k(k+2)a02

oder

(k+1)2a02=12

für

a0=12(k+1)(Gl. 14)

Mit (Gl. 13) ergibt sich für alle Koeffizienten ai=2i+12(k+1)(Gl. 15)

Für gerade n=2k+2 nach (Gl. 5-2) veröffentlichte Papoulis eine analoge Lösung.[3] Nach der Skalierung auf die geeigneteren Intervallgrenzen gilt dann

Ln(ω2)=12ω21(x+1)[i=0kaiPi(x)]2dx=i=0kj=0kaiaj12ω21(x+1)Pi(x)Pj(x)(Gl. 16)

Analog zu der hilfreichen Identität aus (Gl. 10) gilt für gerade n

ddω12ω21(x+1)Pi(x)Pj(x)dx|ω=1=8

Die Koeffizienten lauten:

ai={2i+1(k+1)(k+2)für k+i gerade0sonst

Fazit

Als Basis für das optimale Polynom Ln(ω2) ist die Verwendung der namensgebenden Legendre-Polynome nicht zwingend notwendig. Jede andere linear unabhängige, polynomiale Basis Qi(x) führt zum selben Ergebnis, die analytische Herleitung ist aber wesentlich schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich. Um die ohnehin mühsame und fehleranfällige Auflösung von (Gl. 7) und (Gl. 16) etwas zu vereinfachen, lassen sich die Nenner der a02 respektive a12 als Faktoren vor das Integral stellen. Das führt zu

Ln(ω2)=12(k+1)212ω21[i=0k(2i+1)Pi(x)]2dx(Gl. 17)

respektive

Ln(ω2)=1(k+1)(k+2)12ω21(x+1)[i=0kbiPi(x)]2dx(Gl. 18)

mit bi={2i+1für k+i gerade0sonst

Ergebnis

Für die Filterordnung n von 1 bis 6 lauten die Optimal-Polynome Ln(ω2) des Filters:[2][4]

n Ln(ω2)
1 ω2
2 ω4
3 ω23ω4+3ω6
4 3ω48ω6+6ω8
5 ω28ω4+28ω640ω8+20ω10
6 6ω440ω6+105ω8120ω10+50ω12

Weitere Polynome bis zu 10. Ordnung sind in den genannten Quellen zu finden.

Literatur

Einzelnachweise