Lebesgue-Konstante

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In der Mathematik gibt die Lebesgue-Konstante, benannt nach Henri Lebesgue, (abhängig von einer Menge von Stützstellen und deren Anzahl) eine Vorstellung davon, wie gut das Interpolationspolynom einer Funktion (an den gegebenen Stützstellen) im Vergleich zur besten polynomialen Approximation der Funktion ist. Die Lebesgue-Konstante für Polynome mit maximalem Grad n und für die Menge der n+1 Stützstellen wird dabei allgemein mit Λ, oft auch ΛT, bezeichnet.

Definition

Sei fC[a,b] und p(x) ein interpolierendes Polynom von f. Weiter sei T der interpolierende Operator T(f)=p. Äquivalent kann auch der Operator T:{y1,,yn}p von den Funktionswerten yi=f(xi) zum Interpolant betrachtet werden.

Die Lebesgue-Konstante ist die Operatornorm

Λ=supf0pf=supf0T(f)f

wobei die Supremumsnorm in C([a,b]) bezeichnet.

Bemerkung

Die Lebesgue-Konstante für die Interpolation oder eine beliebige andere lineare Projektion ist also die Operatornorm des Operators, der die Funktionswerte auf die Näherung abbildet. Bei der Interpolation an n+1 Chebyshev-Punkten ist die Lebesgue-Konstante durch 1+2πlog(n+1) beschränkt, während sie bei n+1 äquidistanten Punkten asymptotisch 2n+1enlog(n) entspricht.[1]

Lebesgue-Konstante für das Lagrange-Interpolationspolynom

Man definiert die Lebesgue-Konstante für das Lagrange-Interpolationspolynom durch

Λsupx[a,b]k=1n|jkxxjxkxj|

wobei [a,b] das Intervall der Interpolation ist. Weiterfolgend gilt dann:

Λ>4π2lnn1[2]

Bemerkung

Die Effizienz der Lagrange-Interpolation hängt von der Wachstumsrate von Λ ab. Hierbei bewies Paul Erdős, dass eine positive Konstante C existiert, sodass

Λ>2πlnnC

für alle n gilt. Außerdem zeigte er, dass

Λ<2πlnn+4

wonach die obere Schranke nicht weiter verbessert werden kann.[3]

Near-Best Approximation und Lebesgue-Konstante

Sei Λ die Lebesgue-Konstante für eine lineare Projektion L von C([a,b]) auf 𝒫n. Sei weiters f eine Funktion in C([a,b]),p=Lf die entsprechende polynomielle Approximation zu f und p* die Best-Approximation, dann gilt:

fp(Λ+1)fp*

Daher quantifiziert Λ, wie viel größer der Interpolationsfehler fp im Vergleich zum kleinstmöglichen Fehler fp*, im schlimmsten Fall sein kann.[4]

Lebesgue-Konstanten für die polynomialen Interpolation

Die Lebesgue-Konstanten Λn für die polynomiale Interpolation vom Grad n0 in einer beliebigen Menge von n+1 verschiedenen Punkten im Intervall [1,1] erfüllen die Ungleichung:

Λn2πlog(n+1)+0.52125

Die Zahl 0.52125 ist hierbei gegeben durch (2π)(γ+log(4/π)), wobei γ0.577 die Eulersche Konstante darstellt. Für Chebyshev-Punkte gilt außerdem

Λn2πlog(n+1)+1 und Λn2πlogn,n

und Für gleichmäßig verteilte Punkte:

Λn>2n2n2 (gilt für n≥1) undΛn2n+1enlogn,n

Lebesgue-Konstanten für die Chebyshev-Projektion

Die Lebesgue-Konstanten Λn für die Projektion vom Gradn1 im Intervall [1,1] sind gegeben durch:

Λn=12πππ|sin((n+1/2)t)sin(t/2)|dt

Es gilt:

Λn4π2log(n+1)+3 und Λn4π2logn,n

Literatur

  • Trefethen, L.N.: Approximation Theory and Approximation Practice. SIAM, Kapitel 15, 2013, ISBN 978 93 86235 44 2

Einzelnachweise

  1. Trefethen, L.N.: Approximation Theory and Approximation Practice. SIAM, Seite 115, 2013
  2. Lebesgue Constants in MathWorld, abgerufen am 12. Januar 2025
  3. Erdős, P.: Problems and Results on the Theory of Interpolation, II. Acta Math. Acad. Sci. Hungary 12, Seiten 235–244, 1961
  4. Ibrahimoglu, B.A.: Lebesgue functions and Lebesgue constants in polynomial interpolation. Journal of Inequalities and Applications, Artikel 93, 2016