Lavaldüse

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Lavaldüse im Schnitt mit Flussrichtung des Mediums, Strömungsgeschwindigkeit (v), Druck (p) und Temperatur (T)
Schnittmodell eines RD-107-Raketentriebwerks

Die Lavaldüse (auch Expansionsdüse) ist eine von Ernst Körting 1878 für Dampfstrahlapparate und dem Schweden Carl Gustav Patrik de Laval 1883 für die Beaufschlagung von Dampfturbinen mit Wasserdampf unabhängig voneinander entwickelte Düse.

Eine Lavaldüse ist ein Strömungsorgan, bei dem sich der Querschnitt zunächst verengt und anschließend weitet, wobei der Übergang von einem zum anderen Teil stetig erfolgt. Die Querschnittsfläche ist üblicherweise an jeder Stelle kreis- oder ellipsenförmig.

Lavaldüsen werden bereits seit der V2 und auch heute bei Raketentriebwerken verwendet. Das Ziel ist, ein durchströmendes Fluid auf Überschallgeschwindigkeit zu beschleunigen, ohne dass es zu starken Verdichtungsstößen kommt. Die Schallgeschwindigkeit wird kurz nach dem engsten Querschnitt der Düse erreicht. Die Entspannung im divergenten Teil der Düse setzt Wärmeenergie in Bewegungsenergie um. Ferner sollen möglichst große Anteile des ausströmenden Fluids eine parallel zur Achse verlaufende Geschwindigkeit haben, um schubwirksamer zu sein.

Herleitung der Form

Die Eulersche Bewegungsgleichung:

cdcdx=1ρdpdx=1ρdpdρdρdx

mit

ergibt zusammen mit der von der Dichte abhängigen Schallgeschwindigkeit a=dpdρ:

cdcdx=a2ρdρdx

Einsetzen der Mach-Zahl 𝑀𝑎=ca liefert:

1ρdρdx=𝑀𝑎21cdcdx(1),

Diese Gleichung sagt aus, dass die relative Dichteänderung längs des Stromfadens x proportional ist zur relativen Geschwindigkeitsänderung mit dem Proportionalitätsfaktor 𝑀𝑎2. Aus dem quadratischen Proportionalitätsfaktor folgt, dass

  • bei einer Unterschallströmung (𝑀𝑎<1) die relative Dichteänderung (wesentlich) kleiner als die relative Geschwindigkeitsänderung ist
  • bei einer Überschallströmung (𝑀𝑎>1) die relative Dichteänderung (wesentlich) größer als die relative Geschwindigkeitsänderung ist.

Ferner muss noch die Kontinuitätsgleichung betrachtet werden:

ρcA=m˙=konstlnρ+lnc+lnA=ln(m˙)=ln(konst)dρρ+dcc+dAA=0

mit

Differenziert man längs des Stromfadens, so ergibt sich

1ρdρdx+1cdcdx+1AdAdx=0

Unter Berücksichtigung von Gleichung (1) folgt:

1cdcdx=1𝑀𝑎211AdAdx
Datei:Lavalduese.png
Lavaldüse

Nimmt man die Querschnittsfläche A(x) als gegeben, c(x) und 𝑀𝑎(x) hingegen als unbekannt an, so ermöglicht die letzte Gleichung die folgende qualitative Diskussion der Strömung durch eine Düse.

Will man eine Strömung beschleunigen, also dcdx>0, so folgt aus der letzten Gleichung die Form der Lavaldüse:

  • Einlauf mit Unterschallströmung (𝑀𝑎<1): hier muss dAdx<0 sein, die Düse muss sich also verengen (konvergenter Teil)
  • kurz nach dem engsten Querschnitt wird 𝑀𝑎=1 erreicht
  • weitere Beschleunigung auf 𝑀𝑎>1 im Auslauf: hier muss dAdx>0 sein, die Düse muss sich also erweitern (divergenter Teil).

Literatur

  • Erich Hahne: Technische Thermodynamik. Einführung und Anwendung, 5. Auflage, Oldenbourg Verlag, München 2010, ISBN 978-3-486-59231-3.
  • Herbert Oertel jr., Martin Böhle, Thomas Reviol: Strömungsmechanik für Ingenieure und Naturwissenschaftler. 7. Auflage, Springer Fachmedien, Wiesbaden 2015, ISBN 978-3-658-07785-3.
  • Heinz Schade, Ewald Kunz, Frank Kameier, Christian Oliver Paschereit: Strömungslehre. 4. Auflage, Walter de Gruyter GmbH, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-029221-3.

Siehe auch

es:Tobera#Tobera De Laval