Kontingenzkoeffizient

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Der Kontingenzkoeffizient 𝑪 (nach Karl Pearson) ist ein statistisches Zusammenhangsmaß. Der Pearsonsche Kontingenzkoeffizient drückt die Stärke des Zusammenhangs zwischen zwei Variablen eines beliebigen Skalenniveaus aus. Er basiert auf dem Vergleich von tatsächlich ermittelten Häufigkeiten zweier Merkmale mit den Häufigkeiten, die man bei Unabhängigkeit dieser Merkmale erwartet hätte.

Quadratische Kontingenz

Die quadratische Kontingenz[1] oder der Chi-Quadrat-Koeffizient χ2, auf dem auch der Kontingenzkoeffizient beruht, ist ein Maß für den Zusammenhang der betrachteten Merkmale:

χ2=i=1Ij=1J(nijninjn)2ninjn

Die Aussagekraft des χ2-Koeffizienten ist gering, da seine Obergrenze, d. h. der Wert, den er bei vollkommener Abhängigkeit der betrachteten Merkmale annimmt, abhängig von der Größe (Dimension) der Kontingenztafel (d. h. von der Anzahl der Ausprägungen der Variablen) und der Größe der untersuchten Gesamtheit n ist. Eine Vergleichbarkeit von Werten des χ2-Koeffizienten über verschiedene Kontingenztabellen und Stichprobengrößen ist daher nicht gegeben.[1][2] Bei völliger Unabhängigkeit der Merkmale ist χ2=0.

Es gilt:[3]

0χ2n(k1),

wobei k=min(I,J) das Minimum der Anzahl I der Zeilen und der Anzahl J der Spalten der Kontingenztabelle bezeichnet.

Verwendung

Die χ2-Größe wird benötigt, um den Kontingenzkoeffizienten 𝑪 zu ermitteln. Auch bei statistischen Tests findet die χ2-Größe Verwendung (siehe Chi-Quadrat-Test).

Beispiel

Es sei folgende Kontingenztafel aus einer Befragung entstanden:

Limousine Kombi Summe
Arbeiter 19 18 37
Angestellte 43 20 63
Summe 62 38 100

Berechnung des χ2-Koeffizienten:

(193762100)23762100+(183738100)23738100+(436362100)26362100+(206338100)26338100=2,83

Mittlere quadratische Kontingenz

Ein weiteres Maß, um die Stärke der Abhängigkeit der Merkmale in einer Kontingenztafel anzugeben, ist die mittlere quadratische Kontingenz, die im Wesentlichen eine Erweiterung des χ2-Koeffizienten darstellt:

χ2n=1ni=1Ij=1J(nijninjn)2ninjn

Je größer dieses Maß ist, desto stärker ist der Zusammenhang zwischen den zwei analysierten Merkmalen. Sind die beiden Merkmale unabhängig, so wird jeder Summand durch den Zähler des Bruches zu 0, das Maß selbst damit auch. Im Falle einer (2×2)-Kontingenztafel ist das Maß normiert und nimmt Werte im Intervall [0,1] an.

Kontingenzkoeffizient nach Karl Pearson

χ2 kann grundsätzlich sehr große Werte annehmen und ist nicht auf das Intervall [0,1] beschränkt. Um die Abhängigkeit des Koeffizienten vom Stichprobenumfang auszuschalten, wird auf Basis des χ2 der Kontingenzkoeffizient C (auch CC oder K) nach Karl Pearson ermittelt:

C=χ2χ2+n.

mit n der Stichprobenumfang.

Dieser kann Werte im Intervall [0,1) annehmen. Problematisch ist, dass die obere Grenze des Kontingenzkoeffizienten C abhängig von der Anzahl der betrachteten Dimensionen ist:[4]

Es gilt C[0,k1k] mit k=min(I,J) das Minimum der Anzahl I der Zeilen und der Anzahl J der Spalten der Kontingenztabelle.

Korrigierter Kontingenzkoeffizient

Um zusätzlich zum Einfluss des Stichprobenumfangs auch den Einfluss der Dimension der betrachteten Kontingenztafel (der Anzahl der Merkmalsausprägungen) auf die Obergrenze des Koeffizienten auszuschalten und damit die Vergleichbarkeit von Ergebnissen zu gewährleisten, wird der korrigierte Kontingenzkoeffizient Ckorr (häufig auch K*) zur Messung des Zusammenhangs genutzt:

Ckorr=kk1C=kk1χ2n+χ2,

mit k wie oben.

Es gilt 0Ckorr1: Ein Ckorr nahe 0 deutet dabei auf unabhängige Merkmale hin, ein Ckorr nahe 1 auf ein hohes Maß an Abhängigkeit zwischen den Merkmalen.

Für das Beispiel ergibt sich ein korrigierter Kontingenzkoeffizient Ckorr=2210,166=0,234.

Cramérs V

Cramérs 𝑽 (englisch: Cramér’s V) ist ein Kontingenzkoeffizient, genauer ein χ2-basiertes Zusammenhangsmaß. Es ist benannt nach dem schwedischen Mathematiker und Statistiker Harald Cramér.

Cramérs V ist eine χ2-basierte Maßzahl. Cramérs V ist eine symmetrische Maßzahl für die Stärke des Zusammenhangs zwischen zwei oder mehr nominalskalierten Variablen, wenn (mindestens) eine der beiden Variablen mehr als zwei Ausprägungen hat. Bei einer 2×2-Tabelle entspricht Cramérs V dem absoluten Betrag des Phi-Koeffizienten.

Vorgehen

V=χ2n(k1).
n: Gesamtzahl der Fälle (Stichprobenumfang)
k=min(I,J) das Minimum der Anzahl I der Zeilen und der Anzahl J der Spalten der Kontingenztabelle

Interpretation

Cramérs V liegt bei jeder Kreuztabelle – unabhängig von der Anzahl der Zeilen und Spalten – zwischen 0 und 1. Er kann bei beliebig großen Kreuztabellen angewandt werden. Da Cramérs V immer positiv ist, kann keine Aussage über die Richtung des Zusammenhangs getroffen werden.

Phi-Koeffizient ϕ

Vorlage:Hauptartikel Der Phi-Koeffizient (auch Vierfelder-Korrelationskoeffizient, Vierfelderkoeffizient) ϕ (auch rϕ^) ist ein Maß für die Stärke des Zusammenhangs zweier dichotomer Merkmale.

Berechnung

Um die Vierfelderkorrelation zwischen zwei dichotomen Merkmalen A und B zu schätzen, stellt man zuerst eine Kontingenztafel auf, die die gemeinsame Häufigkeitsverteilung der Merkmale enthält.

  A=0 A=1 Summe
B=0 a b a+b
B=1 c d c+d
Summe a+c b+d a+b+c+d

Mit den Daten aus der Tabelle kann man ϕ nach der Formel

ϕ=adbc(a+b)(c+d)(a+c)(b+d)

berechnen.[5] Die Formel ergibt sich aus der allgemeineren Definition des Korrelationskoeffizienten ρ(A,B) im Spezialfall zweier binärer Zufallsvariablen A und B.

Beispiele

Messen der Assoziation zwischen …

  • … Zustimmung zu oder Ablehnung einer Politikentscheidung und dem Geschlecht, …
  • … Vorführung bzw. Nichtvorführung eines Werbespots und Kauf oder Nichtkauf eines Produkts.
  • Anwendung von ϕ auf eine Konfusionsmatrix mit zwei Klassen.

Hinweis

Zwischen ϕ und χ2 besteht der Zusammenhang χ2=nϕ2  bzw.  ϕ2=χ2n, wobei n die Anzahl der Beobachtungen bezeichnet. Damit ist ϕ die Quadratwurzel (das Vorzeichen spielt keine Rolle) aus der mittleren quadratischen Kontingenz (siehe oben).

Als Teststatistik verwendet ist nϕ2 unter der Annahme, dass ϕ gleich null ist, χ2-verteilt mit einem Freiheitsgrad.

Phi als Maß für die Effektstärke

Wenn ein Maß zur Bestimmung der Effektstärke mit Orientierung auf Wahrscheinlichkeiten gesucht wird, kann dafür ϕ verwendet werden. Da bei Kreuztabellen, die nicht absolute Häufigkeiten, sondern Wahrscheinlichkeiten enthalten, an der Stelle, an der normalerweise die Fallzahl zu finden ist, immer 1 steht, wird ϕ identisch mit Cohens w:

ϕ=χ2n=χ21=χ2=w

Dabei wird χ2 nicht in Bezug auf absolute Häufigkeiten, sondern in Bezug auf Wahrscheinlichkeiten berechnet.

Literatur

  • J. Bortz, G.A., Lienert, K. Boehnke: Verteilungsfreie Methoden in der Biostatistik. Springer, Berlin 1190 (Kap. 8.1, S. 326 und S. 355 ff).
  • J. M. Diehl, H.U. Kohr: Deskriptive Statistik. 12. Auflage. Klotz Eschborn 1999, S. 161.
  • P. Zöfel: Statistik für Psychologen. Pearson Studium, München 2003.
  • Signifikanzprüfung für die Vierfelderkorrelation (PDF; 13 kB).

Einzelnachweise