Kohl
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Kohl (Brassica) bildet eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Die etwa 35 Arten sind von Südwesteuropa über das nordwestliche und östliche Afrika bis Südwestasien verbreitet.[1][2] Viele wichtige Kulturpflanzen gehören zu dieser Gattung.
Namensgebung
Der deutsche Gattungsname Kohl, von ahd. kôl(i) bzw. chôl(o), wurde bereits von den Germanen aus dem lateinischen caulis „Stängelkohl“ entlehnt, das im ursprünglichen Sinne nur den Strunk einer Pflanze bezeichnete. Das lateinische Wort caulis selbst geht – wie altgriechisch καυλός (kaulós) „(hohler) Stängel, Stiel, Schaft, Strunk, Kohl, meist Gemüsekohl“ – vermutlich auf eine indogermanische Wurzel kaul mit der Bedeutung ‚hohl‘ und ‚hohler Pflanzenstängel‘ zurück.[3][4][5]
Beschreibung

Vegetative Merkmale
Brassica-Arten sind ein-, zwei- oder mehrjährige krautige Pflanzen und erreichen Wuchshöhen von meist 30 bis 70 (10 bis 100) Zentimetern. Die Stängel sind meist verzweigt.[1]
Die grundständig und wechselständig am Stängel verteilt angeordneten Laubblätter können gestielt oder sitzend sein. Die Blattspreiten sind sehr unterschiedlich groß und auch unterschiedlich geformt je nach Art.[1]

Generative Merkmale
Die traubigen Blütenstände sind meist nicht verzweigt. Die zwittrigen Blüten sind vierzählig. Die vier Kronblätter sind in der Form eines Kreuzes angeordnet. Die zwei Fruchtblätter sind zu einem oberständigen Fruchtknoten verwachsen.
Die Blütenformel lautet:
Die Früchte sind Schoten.
Die Chromosomenzahl bei den Naturformen beträgt 2n = 20.[1]











Systematik und Verbreitung
Die Gattung Brassica wurde durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, 1753, S. 666,[6] und Genera Plantarum, 5. Auflage, 1754, S. 299 aufgestellt.[2] Synonyme für Brassica Vorlage:Person sind: Brassicaria Vorlage:Person, Guenthera Vorlage:Person,[7] Napus Vorlage:Person, Rapa Vorlage:Person, Brassicastrum Vorlage:Person.
Die Gattung Brassica gehört zur Tribus Brassiceae Vorlage:Person innerhalb der Familie Brassicaceae.[2]
Die Brassica-Arten sind von Makaronesien über Europa, das nördliche, östliche und südliche Afrika, Westasien, die Arabische Halbinsel bis Zentralasien verbreitet.[8] Das Zentrum der Artenvielfalt ist der Mittelmeerraum.
Zur Gattung Brassica gehören 35 bis 44 Arten:[2][9][8][7]
- Brassica assyriaca Vorlage:Person: Dieser Endemit kommt nur im nördlichen Syrien vor.[7]
- Brassica aucheri Vorlage:Person: Sie kommt im Iran und Irak vor.[7]
- Brassica baldensis Vorlage:Person (Syn.: Guenthera repanda subsp. baldensis Vorlage:Person, Brassica repanda subsp. baldensis Vorlage:Person): Sie hat seit 2012 den Rang einer Art. Dieser Endemit kommt nur im Gebiet des Monte Baldo vor.[10]
- Balearen-Kohl (Brassica balearica Vorlage:Person): Dieser Endemit kommt nur auf Mallorca vor.[7]
- Brassica barrelieri (Vorlage:Person) Vorlage:Person: Sie kommt in Spanien, Portugal, Algerien und Marokko vor.[7]
- Brassica bourgaei (Vorlage:Person ex Vorlage:Person) Vorlage:Person: Sie kommt auf den Kanarischen Inseln Teneriffa, La Palma, Gomera und Hierro vor.[11]
- Brassica cadmea Vorlage:Person ex Vorlage:Person: Sie kommt in Griechenland vor.[11]
- Abessinischer Senf oder Abessinischer Kohl (Brassica carinata Vorlage:Person): Er kommt in Äthiopien eingebürgert vor und wird in Nordamerika und vielen anderen Ländern Afrikas kultiviert.[7]
- Brassica cretica Vorlage:Person: Sie kommt ursprünglich in fünf Unterarten in Griechenland, auf Kreta, auf Inseln in der Ägäis und in der Türkei vor.[11]
- Brassica deflexa Vorlage:Person: Sie kommt in der Türkei, im Libanon, in Syrien, im Irak, Iran, im südöstlichen Afghanistan, in Kuwait und Saudi-Arabien vor.[7]
- Brassica deserti Vorlage:Person & Vorlage:Person: Sie kommt nur auf der Sinai-Halbinsel vor.[7]
- Brassica desnottesii Vorlage:Person & Vorlage:Person: Sie kommt in Marokko vor.[11]
- Brassica dimorpha Vorlage:Person: Sie kommt in Algerien sowie Tunesien vor.[11]
- Brassica drepanensis (Vorlage:Person) Vorlage:Person (Syn.: Brassica villosa subsp. drepanensis Vorlage:Person): Dieser Endemit kommt nur im nordwestlichen Sizilien vor.[7]
- Langrispen-Kohl (Brassica elongata Vorlage:Person): Sie kommt ursprünglich in zahlreichen Unterarten in Sibirien, Xinjiang, in West- und Zentralasien, im Kaukasusraum, in Marokko, Mittel-, Ost- und Südosteuropa vor.[7]
- Mittelmeer-Kohl (Brassica fruticulosa Vorlage:Person): Sie kommt in Südeuropa und Nordafrika vor.[7]
- Brassica glabrescens Vorlage:Person (Syn.: Brassica repanda subsp. glabrescens Vorlage:Person, Guenthera repanda subsp. glabrescens Vorlage:Person): Sie hat seit 2012 den Rang einer Art. Dieser Endemit kommt nur im Gebiet zwischen den Flüssen Cellina und Meduna in Magredi del Cellina in Friaul-Julisch Venetien im nordöstlichen Italien vor.[10]
- Brassica gravinae Vorlage:Person: Sie kommt in Italien, Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen vor.[11]
- Brassica hilarionis Vorlage:Person: Dieser Endemit kommt nur auf Zypern vor.[11]
- Brassica incana Vorlage:Person: Sie kommt in Italien auf der Balkanhalbinsel und der Krim vor.[11]
- Brassica insularis Vorlage:Person: Sie kommt auf Sardinien, Korsika, Sizilien, in Algerien sowie Tunesien vor.[11]
- Brassica jordanoffii Vorlage:Person (Syn.: Brassica nivalis subsp. jordanoffii Vorlage:Person): Sie kommt nur im südwestlichen Bulgarien vor.[11]
- Brauner Senf (Brassica juncea (Vorlage:Person) Vorlage:Person), auch Indischer Senf, Sareptasenf oder Ruten-Kohl. Er ist weltweit kultiviert oder eingebürgert. Seine Ursprünglichkeit ist zweifelhaft in Zentralasien und in der Mongolei.[7] Es gibt die Varietäten:
- Chinesischer Senf (Brassica juncea var. crispifolia Vorlage:Person)
- Hornsenf (Brassica juncea var. linearifolia)
- Grün-im-Schnee (Brassica juncea var. multiceps Vorlage:Person)
- Breitblättriger Senf (Brassica juncea var. rugosa Vorlage:Person), mit der Sorte Roter Senf 'Red Giant'
- Tsa Tsai (Brassica juncea var. tsatsai Vorlage:Person, Syn.: Brassica juncea var. tumida Vorlage:Person)
- Brassica loncholoma Vorlage:Person: Sie kommt in Algerien sowie Tunesien vor. Sie wird auch als Eruca loncholoma Vorlage:Person von manchen Autoren in die Gattung Eruca gestellt.[11]
- Brassica macrocarpa Vorlage:Person: Dieser Endemit kommt nur auf den Inseln Favignana und Marettimo bei Sizilien vor.[7]
- Brassica maurorum Vorlage:Person; Heimat: Algerien und Marokko.[11]
- Brassica montana Vorlage:Person; Heimat: Italien, Frankreich und Spanien.[11]
- Raps (Brassica napus Vorlage:Person): Er kommt weltweit eingebürgert vor. Mit den Unterarten und Varietäten:
- Steckrübe (Wruke) (Brassica napus subsp. rapifera Vorlage:Person, Syn.: Brassica napus subsp. napobrassica Vorlage:Person)
- Raps (Brassica napus Vorlage:Person subsp. napus)
- Schnittkohl (Brassica napus var. pabularia Vorlage:Person)
- Schwarzer Senf (Brassica nigra (Vorlage:Person) Vorlage:Person): Er ist ursprünglich in Eurasien und Afrika weit verbreitet und in anderen Ländern ein Neophyt.[7]
- Brassica nivalis Vorlage:Person: Sie kommt nur im nördlichen Griechenland vor.[11] Manchmal wird diese Art mit Brassica jordanoffii aus Bulgarien zu einer Art Brassica nivalis s. l. zusammengefasst.[7]
- Gemüsekohl (Brassica oleracea Vorlage:Person): Er gedeiht ursprünglich an den Küsten von Spanien, Frankreich, Großbritannien und Deutschland (Helgoland), wird aber weltweit kultiviert.[7] Es gibt einige Varietäten:
- Zierkohl (Brassica oleracea var. acephala Vorlage:Person)
- China-Broccoli, Gai Lon oder Kai-lan (Brassica oleracea var. alboglabra Vorlage:Person)
- Blumenkohl (Brassica oleracea var. botrytis Vorlage:Person)
- Romanesco (Brassica oleracea convar. botrytis var. botrytis)
- Kopfkohl (Brassica oleracea convar. capitata Vorlage:Person)
- Weißkohl (Brassica oleracea convar. capitata var. alba)
- Rotkohl (Brassica oleracea convar. capitata var. rubra)
- Wirsing (Brassica oleracea convar. capitata var. sabauda Vorlage:Person)
- Butterkohl (Brassica oleracea convar. capitata var. sabauda subvar. fimbriata)
- Rosenkohl (Brassica oleracea var. gemmifera Vorlage:Person)
- Kohlrabi (Brassica oleracea var. gongylodes Vorlage:Person)
- Broccoli (Brassica oleracea var. italica Vorlage:Person)
- Markstammkohl (Brassica oleracea var. medullosa Vorlage:Person)
- Palmkohl (Brassica oleracea var. palmifolia Vorlage:Person)
- Grünkohl (Brassica oleracea var. sabellica Vorlage:Person)
- Kuhkohl, Blattkohl, Staudenkohl (Brassica oleracea var. viridis Vorlage:Person)
- Brassica oxyrrhina (Vorlage:Person) Vorlage:Person: Sie kommt in Portugal, Spanien sowie Marokko vor.[11]
- Brassica procumbens (Vorlage:Person) Vorlage:Person: Sie kommt ursprünglich in Tunesien vor und ist im nordöstlichen Algerien ein Neophyt.[7]
- Rübsen (Brassica rapa Vorlage:Person). Die Art ist weltweit verbreitet, eine genauere Heimat ist nicht bekannt.[7] Mit den Unterarten und Varietäten:
- Herbstrübe (Mairübe), Teltower Rübchen, Bayerische Rübe, Pfatterer Rübe, Rübstiel (Brassica rapa subsp. rapa)
- Pak Choi (Brassica rapa subsp. chinensis Vorlage:Person)
- Mizuna, Japanischer Salat (Brassica rapa subsp. nipposinica Vorlage:Person)
- Ölrübsen (Brassica rapa subsp. oleifera Vorlage:Person)
- Choisum (Brassica rapa var. parachinensis Vorlage:Person)
- Chinakohl (Brassica rapa subsp. pekinensis Vorlage:Person)
- Rübstiel (Brassica rapa var. rapifera subvar. pabularia und Brassica rapa subsp. silvestris „Namenia“)
- Stängelkohl (Brassica rapa var. cymosa, Syn.: Brassica rapa var. silvestris)
- Aburana (Brassica rapa var. nippo-oleifera)
- Komatsuna, Japanischer Senfspinat (Brassica rapa subsp. nipposinica Vorlage:Person var. perviridis Vorlage:Person)
- Brassica repanda (Vorlage:Person) Vorlage:Person: Sie kommt ursprünglich im nordwestlichen Italien, im südlichen Frankreich, in Spanien, Marokko sowie im nördlichen Algerien vor.[7] Es gibt etwa 16 Unterarten.[7]
- Brassica rupestris Vorlage:Person: Dieser Endemit kommt nur im nördlichen Sizilien und im südwestlichen Italien vor.[7][12]
- Brassica setulosa Vorlage:Person: Sie kommt im östlichen Marokko sowie im nordwestlichen Algerien vor.[7]
- Brassica somalensis Vorlage:Person & Vorlage:Person: Sie wurde 1977 aus Somalia erstbeschrieben.
- Brassica souliei (Vorlage:Person) Vorlage:Person: Sie kommt in zwei Unterarten in Sizilien, Tunesien, im nördlichen Algerien sowie in Marokko vor.[7]
- Brassica spinescens Vorlage:Person: Sie ist ein Endemit Algeriens.[7]
- Brassica tournefortii Vorlage:Person: Sie kommt ursprünglich in Südeuropa, Nordafrika, in Arabien, in West- bis Zentralasien und Pakistan verbreitet.[7] In Nordamerika, Australien, Neuseeland und im südlichen Afrika ist sie ein Neophyt.[7]
- Brassica villosa Vorlage:Person (Syn.: Brassica bivoniana Vorlage:Person & Vorlage:Person, Brassica tinei Vorlage:Person): Dieser Endemit kommt nur im westlichen bis zentralen Sizilien vor.[7]
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Ihsan A. Al-Shehbaz: Brassicaceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 7: Magnoliophyta: Salicaceae to Brassicaceae. Oxford University Press, New York und Oxford, 2010, ISBN 978-0-19-531822-7. Brassica Linnaeus. S. 419–424 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 M.A. Koch et al.: Datenblatt Brassica In: BrassiBase Tools and biological resources to study characters and traits in the Brassicaceae.
- ↑ Vorlage:Internetquelle
- ↑ Vorlage:Internetquelle
- ↑ Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache (siehe unter „hohl“).
- ↑ Vorlage:Literatur
- ↑ 7,00 7,01 7,02 7,03 7,04 7,05 7,06 7,07 7,08 7,09 7,10 7,11 7,12 7,13 7,14 7,15 7,16 7,17 7,18 7,19 7,20 7,21 7,22 7,23 7,24 7,25 7,26 7,27 Vorlage:GRIN
- ↑ 8,0 8,1 Brassica in Vorlage:Literatur
- ↑ Brassica in Vorlage:Literatur
- ↑ 10,0 10,1 Margherita Lega, Simone Fior, Filippo Prosser, Alessio Bertolli, Mingai Li, Claudio Varotto: Application of the unified species concept reveals distinct lineages for disjunct endemics of the Brassica repanda (Brassicaceae) complex. In: Biological journal of the Linnean society. Volume 106, Issue 3, S. 482–497. doi:10.1111/j.1095-8312.2012.01887.x online.
- ↑ 11,00 11,01 11,02 11,03 11,04 11,05 11,06 11,07 11,08 11,09 11,10 11,11 11,12 11,13 11,14 Karol Marhold, 2011+: Brassicaceae. Datenblatt Brassica. In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ Jaakko Jalas, Juha Suominen: Atlas florae europaeae. Band 10: Cruciferae (Sisymbrium to Aubrieta). Helsinki 1994, ISBN 951-9108-09-2.