Iodazid

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Vorlage:Infobox Chemikalie

Iodazid, IN3, ist eine farblose bis gelbe, äußerst explosive, feste chemische Verbindung aus der Gruppe der Stickstoffhalogenide. Formal gehört es zu den Inter-Pseudohalogenen. Iodazid ist nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls explosiven Iodstickstoff, NI3.

Geschichte

Zum ersten Mal wurde Iodazid um das Jahr 1900 von den Chemikern A. Hantzsch und M. Schumann in sehr unbeständigen etherischen Lösungen und in Form von mit Iod verunreinigten Kristallen durch Reaktion von Iod mit Silberazid erhalten.[1]

Gewinnung und Darstellung

Iodazid kann durch Reaktion von Silberazid AgN3 mit Iod in einer CFCl3-Lösung gewonnen werden.

AgN3+I2IN3+AgI

Da sich Silberazid nur feucht gefahrlos handhaben lässt, Spuren von Wasser aber bereits die Zersetzung des Iodazids bewirken, gelingt dessen Herstellung am besten, wenn vor der Umsetzung mit Iod zur Suspension des Silberazids in Dichlormethan ein Trocknungsmittel gegeben wird. Auf diese Weise erhält man eine reine Lösung von Iodazid, aus der sich beim vorsichtigen Verdampfen des Lösungsmittels nadelförmige, goldglänzende Kristalle isolieren lassen.[2]

Für die Anwendung als Reagenz kann es in situ aus Natriumazid und Iodmonochlorid in Acetonitril[3] oder aus N-Iodsuccinimid und Stickstoffwasserstoffsäure im Methylenchlorid[4] erhalten werden.

Eigenschaften

Iodazid liegt in Form eines eindimensionalen Polymers vor.[5] Hierbei werden zwei polymorphe Formen gebildet, die beide ein orthorhombisches Kristallgitter mit der Vorlage:Raumgruppe bilden.[5] Die Verbindung zeigt keinen Schmelzpunkt. Der Sublimationspunkt liegt bei 760 Torr bei 24 °C.[6][7] In der Gasphase konnte mittels Elektronendiffraktionsuntersuchungen eine monomere Struktur nachgewiesen werden.[8] Die große Reaktionsfähigkeit von Iodazid bei relativ hoher Stabilität beruht auf der Polarität der I–N-Bindung. Die durch Substitution mit Iodazid eingeführte N3-Gruppe kann wegen ihres hohen Energieinhalts Folgereaktionen eingehen.[2]

Die isolierte Verbindung ist stark schlag- und reibempfindlich.[1][9] Zur Charakterisierung der Explosionsfähigkeit wurden die folgenden Kenngrößen ermittelt:[10]

Normalgasvolumen 265 l·kg−1[10]
Explosionswärme 2091 kJ·kg−1[10]
Bleiblockausbauchung 14,0 cm3·g−1[10]

Diese liegen signifikant niedriger im Vergleich zu klassischen Explosivstoffen wie TNT oder Hexogen aber auch zu Acetonperoxid. Ein Umgang mit der Verbindung in verdünnter Lösung wird als sicher angesehen.[6][7]

Verwendung

Trotz seiner hohen Brisanz wird Iodazid als Reagenz in der chemischen Synthese verwendet werden.[11] Aldehyde können mittels Iodazid in Carbonsäureazide überführt werden.[12]

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 A. Hantzsch, M. Schumann: Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft, 33, 522, 1900.
  2. 2,0 2,1 Kurt Dehnicke: Die Chemie des Iodazids, Angewandte Chemie, 91(7), 1979, 527–534, doi:10.1002/ange.19790910704.
  3. Hassner, A.; Levy, L. A.: Additions of Iodine Azide to Olefins. Stereospecific Introduction of Azide Functions in J. Am. Chem. Soc. 87 (1965) 4203–4204, Vorlage:DOI.
  4. Hassner, A.: Synthesis of α-azidovinyl ketones from the iodine azide adducts of α,β-unsaturated ketones in J. Org. Chem. 36 (1971) 258–260, Vorlage:DOI
  5. 5,0 5,1 Lyhs, B.; Bläser, D.; Wölper, C.; Schulz, S.; Jansen, G.: Festkörperstrukturvergleich der Halogenazide XN3 (X=Cl, Br, I) in Angew. Chem. 124 (2012) 13031–13035, doi:10.1002/ange.201206028.
  6. 6,0 6,1 Dehnicke, K.: Isolierung und Infrarotspektrum des Iodazids in Angew. Chem. 88 (1976) 612–613, Vorlage:DOI.
  7. 7,0 7,1 Dehnicke, K.: Isolation and Infrared Spectrum of Iodine Azide in Angew. Chem. (Intern. Ed.) 15 (1976) 553–554, Vorlage:DOI.
  8. Hargittai, M.; Molnár, J.; Klapötke, T. M.; Tornieporth-Oetting, I. C.; Kolonits, M.; Hargittai, I.: Iodine Azide. Molecular Structure from Gas-Phase Electron Diffraction in J. Phys. Chem. 98 (1994) 10095–10097 ,Vorlage:DOI.
  9. Urben, P.G.: Bretherick's Handbook of Reactive Chemical Hazards, 6th Ed., Vol. 1, Butterworth-Heinemann 1999, ISBN 0-7506-3605-X, S. 1713.
  10. 10,0 10,1 10,2 10,3 Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens Klapötke wurde kein Text angegeben.
  11. e-EROS Encyclopedia of Reagents for Organic Synthesis, 1999–2013, John Wiley and Sons, Inc., Eintrag für Iodine Azide, abgerufen am 8. August 2013.
  12. L. Marinescu, J. Thinggaard, B. Thomsen, M. Bols: Radical Azidonation of Aldehydes in J. Org. Chem. 68 (2003) 9453–9455, Vorlage:DOI.

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